Kommentar
08:54 Uhr, 30.10.2017

Wie ich von Zufällen an den Märkten profitiere

Der DAX stieg am Donnerstag nach der EZB-Sitzung um 1,39 Prozent. Ich profitierte von dieser Aufwärtsbewegung ...

Erwähnte Instrumente

  • DAX
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    Aktueller Kursstand:   (XETRA)

...durch meine Aktien im Depot. Hatte ich den Markt gut prognostiziert oder eine sichere Analyse aufgestellt? Nein, ich hatte einfach nur Glück.

Ich bin in meinen Jahren als Trader zu der Erkenntnis gelangt, dass es zwei Arten von Entscheidungen im Depot gibt.

1. Es gibt richtige und falsche Entscheidungen und
2. es gibt glückliche und unglückliche Entscheidungen.

Eine richtige Entscheidung ist, wenn ich meinem Handelssystem folge. Aus der richtigen Entscheidung wird eine glückliche, wenn ein Börsengeschäft zum Gewinn wird.

Kennen Sie die Geschichte von Forrest Gump? Die von Tom Hanks im Oscar-prämierten Film gespielte Hauptfigur wird mit einem Intelligenzquotienten von nur 75 ins Leben geschickt. Forrest Gump ist kein Genie und wird im Laufe seines Lebens dennoch ein vermögender Mann. Den Grundstein seines Reichstums legte der Hurricane Carmen.

Forrest hatte seinem in Vietnam gefallenen Kameraden das Versprechen gegeben, Garnelen-Fischer zu werden. Während des Tropensturms von 1974 werden alle Fischerboote zerstört, nur das Boot von Forrest und seinem Partner übersteht den Sturm, weil sie zufällig auf See und nicht an Land waren. Da ihr Boot als einziges den Hurricane überlebt, haben sie kurzfristig einen Wettbewerbsvorteil, durch den das „Bubba Gump Shrimp“-Imperium entsteht.

Ich bin im Laufe der Zeit an den Märkten zu der Überzeugung gelangt, dass der Erfolg an der Börse davon abhängt, nicht krampfhaft zu den Gewinnern gehören zu wollen, sondern nur davon, in der kleinen Gruppe der „Überlebenden“ oder „Nicht-Verlierer“ zu bleiben.

Der Grieche Demokrit prägte den Satz: "Mut steht am Anfang des Handelns, Glück am Ende." Glück ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor, aber ich glaube daran, dass uns glückliche Zufälle nur dann zuteil werden können, wenn wir die Voraussetzungen geschaffen haben sie zu empfangen.

In einer Untersuchung des US-amerikanischen Fondsmarkts hat man festgestellt, dass in der Zeit von 1970 – 2012 ungefähr 74 Prozent aller Fonds wieder geschlossen wurden. Die Wahrscheinlichkeit einen Fonds zu erwischen, der irgendwann (wegen schlechter Performance oder mangelnder Rentabilität für die Bank) liquidiert wird, ist viel höher, als die meisten Privatanleger glauben. Genauso schaffen es (ganz gleich ob professionelle oder private) Anleger kaum durch die Auswahl von Einzeltiteln („Stock-Picking“) einen Indexfonds (z.B. einen DAX-ETF) zu schlagen.

In einer von mir durchgeführten Untersuchung von DAX-Prognosen großer Bankhäuser stellte ich fest, dass es den Experten im Durchschnitt in nur einem von zehn Jahren gelang, den DAX korrekt hervorzusagen.
Die Trefferquote von Aktienanalysten ist desaströs. In einer Untersuchung des Wirtschaftsmagazins Capital (01/2008) erzielten nur 44,11 Prozent aller Analysten aus rund 7.150 Aktienempfehlungen einen Treffer.

Über 90 Prozent der Anleger verdienen nur unterdurchschnittliche Renditen oder verlieren gar ihr Kapital an der Börse, weil sie schlechte Wetten eingehen.
Bei Charlie Munger und Warren Buffett habe ich den „Circle of Competence“ kennenlernen dürfen.

Munger sagt: „I think part of the popularity of Berkshire Hathaway is that we look like people who have found a trick. It's not brilliance. It's just avoiding stupidity.“
Freie Übersetzung: „Ich denke Berkshire Hathaway ist so populär, weil wir so aussehen, als hätten wir einen Trick gefunden (um viel Geld zu verdienen). Tatsache ist jedoch, dass es kein Geniestreich ist. Wir vermeiden es einfach, dumme Sachen zu tun.“

Buffett und Munger sind so erfolgreich, weil sie kontinuierlich versuchen, falsche Entscheidungen zu vermeiden, statt richtige zu treffen. Hatten die beiden Herren im Laufe der Jahrzehnte nicht auch Glück?

Natürlich profitierten sie von glücklichen und zufälligen Umständen der Geschichte, aber nur ihr eigenes Handeln versetzte sie in die Lage, diese Situationen nutzen zu können (z.B. als sie im Crash 1987 der Investmentfirma Salomon Brothers mit einem 12 Prozent-Einstieg unter die Arme griffen oder die Wall Street Banken 2008 bei ihnen um Unterstützung baten).

Warren Buffett hat keine Facebook-, Netflix- oder Tesla-Aktien und er „underperformt“ den Markt häufig in den großen Bullenmärkten. Dafür geht er aber auch in keinem Crash pleite.

Dieses Denken kann man auf alle Bereiche der Börse, auch auf das Trading, übertragen.

Viele Grüße
Jakob Penndorf

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  • Joey-the-bee
    Joey-the-bee

    Sehr geehrter Herr Penndorf, ich kenne genug Menschen die langfristig den Markt durch stockpicking schlagen. Wie wollen Sie dumme Fehler vermeiden wenn sie einfach nur den gesamten Ramsch ins Depot packen.

    09:35 Uhr, 30.10.2017
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Jakob Penndorf
Jakob Penndorf

Jakob Penndorf teilt seit 2015 seine Expertise als Finanz- und Tradingexperte auf GodmodeTrader und Guidants, den Finanzportalen der BörseGo AG. Er startete seine Karriere als Börsenhändler und Analyst bei einer Wertpapierhandelsbank, war Berater und Fondsmanager für Asset Manager in Frankfurt am Main und Gründer eines Finanztechnologie-Unternehmens in Berlin. Jakob Penndorf hat zahlreiche Lehrgänge absolviert, u.a. ist er akkreditierter Berater der namhaften Investmentgesellschaft Dimensional Funds Advisors (DFA) aus den USA, deren Vorstand und Verwaltungsrat führende Finanzforscher wie Kenneth French, Roger Ibbotson oder Eugene Fama angehören. Jakob Penndorf veröffentlichte zahlreiche Fachartikel über Börsenstrategien, Anlegerverhalten und technische Handelssysteme. Er trainiert Unternehmer, Börsenhändler und Investoren im Umgang mit Risiken an den Finanzmärkten.

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