Marc Schumacher: So trade ich profitabel mit Aktien
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Jakob Penndorf: Hallo Marc, auf Deinem Guidants-Desktop tradest Du deutsche Aktien. Wie findest Du Ideen für Deine Setups?
Marc Schumacher: Es gibt tägliche zahlreiche News-Impulse die Einfluss auf Aktienkursbewegungen nehmen. Abgesehen von der Quartalsberichtssaison gilt es früh morgens auf markante Auf- und Abstufungen von Seiten der Analystenhäuser zu achten. Ich nutze hierfür den dpa AFX pro-Feed, den man als GuidantsPRO-Erweiterung zubuchen kann. Neue Trading-Ideen erhalte ich auch regelmäßig über meine Screenings. Es dauert oft nur wenige Tage bis sich z.B. in einer Bullenaktie ein neues Trading-Setup in Form einer Range-Contraction ausbildet.
JP: Wieso sind Einzelaktien Deine favorisierten Trading-Instrumente?
MS: Als Trader habe ich den Anspruch eine deutliche Outperformance gegenüber dem Gesamtmarkt zu erzielen. Das sogenannte Alpha kann ich aber nur über gezieltes Stock-Picking in Einzeltiteln erreichen. Der große Vorteil von Aktien gegenüber Indizes ist, dass sie das Potenzial besitzen sich komplett vom allgemeinen Markttrend abzukoppeln. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn ein Unternehmen eine Neubewertungsphase durchläuft.
JP: Wann kann so eine Neubewertung eines Unternehmens notwendig werden?
MS: Die Gründe können sehr individuell sein: Neue Technologien oder neue Produkte werden eingeführt, das Unternehmen baut seine Firmenstruktur um oder es gibt eine allgemeine Änderung in der Branche.
JP: Kannst Du ein aktuelles Beispiel für so eine spannende Phase nennen?
MS: Nehmen wir die Batterie-Story Varta als Beispiel. Mit einer YTD-Performance von rund 45 % gehört sie zu den aktuellen Spitzenreitern am deutschen Aktienmarkt. Trotz dieser fulminanten Jahresauftaktrallye können die Indizes im Vergleich bei weitem nicht mithalten. Zwei bis drei solcher Bewegungen im Jahr können das Depot richtig nach vorne katapultieren, wenn man sie auf dem Weg nach oben ordentlich gewichtet.
Dennoch möchte ich hinzufügen, dass das Trading einen höheren Zeitaufwand erfordert. Dieser Einsatz sollte mit einer Überrendite und geringen Drawdowns gegenüber den Benchmarks belohnt werden. Wer sich hingegen durchschnittlich mit 6,5 Prozent Rendite pro Jahr zzgl. Inflationsausgleich zufrieden gibt, der ist vielleicht mit einem ETF auf den MSCI-World besser bedient.
JP: Auf Deinem Desktop pflegst Du neben Deinem Depot sehr regelmäßig eine Watchlist mit Einzeltiteln. Was hat es damit auf sich?
MS: Ziel ist, das Aktienuniversum auf relevante Aktien - die sogenannten „Stocks to Watch“ - zu reduzieren und diese wie ein Jäger auf der Jagd ständig im Blick zu behalten. Durch meine täglichen Marktbeobachtungen und Routine-Scans werde ich regelmäßig auf neue Trading-Kandidaten aufmerksam, die dann den Weg in die Watchlist auf meinem Guidants-Desktop finden.
Das Pflegen von Watchlisten ist für Trader absolute Pflicht, um vorbereitet zu sein und blitzschnell reagieren zu können, wenn neue Kaufsignale generiert werden. Das Motto lautet stets: Be prepared! Eine gute Story oder ein bullischer Momentum-Chart allein reicht aber noch nicht, um den Kauf-Button zu klicken. Es gilt hier wirklich abzuwarten bis neuer Kauf- bzw. Verkaufsdruck (Shortseite) zu beobachten ist.
JP: Welche Rolle spielen Muster oder Chartformationen in Deinem Konzept?
MS: Mein Trading-Ansatz ist in zwei Säulen unterteilt. Zum einen halte ich immer nach interessanten Storys mit Neubewertungspotenzial Ausschau, die ich über Wochen bis hin zu Monaten spielen kann. Zusätzlich bieten einem die Märkte in regelmäßigen Abständen aber auch großartige Chancen auf Sicht einiger Tage. Hierbei handelt es sich häufig um technisch motivierte Trades, wo ich sehr viel Wert auf die Qualität des Setups lege. Merke: Ein gutes Setup geht in der Regel mit einem attraktiven Chance-Risiko-Verhältnis einher!
Chartmuster haben bei mir daher einen sehr hohen Stellenwert, aber nur in Kombination mit weiteren Informationen. Ein Chartverlauf alleine hat wenig Aussagekraft. Wenn ich aber beispielsweise den Kontext zum Gesamtmarkt herstelle und eine deutliche relative Stärke erkennen kann, dann erhalte ich schon wesentlich mehr Informationen über das aktuelle Kursverhalten. In meiner bisherigen Laufbahn als Trader habe ich zehntausende von Chartbildern studiert und entsprechende Erfahrungswerte aufgebaut, um schnell zu erkennen, wann eine interessante Chartformation mit Kurspotenzial vorliegt.
JP: Warum sollte man Deiner Meinung auch immer die Nachrichten- und Fundamentalseite einer Aktie im Blick haben?
MS: Was viele Markteilnehmer unterschätzen ist die Tatsache, dass der operative Erfolg eines Unternehmens häufig vor der großen Kursrallye kommt. Das gleiche gilt für markante Buy-Ratings, eine neue mittelfristige Prognose, markante Insiderkäufe etc.. Die perfekte Kombination liegt immer dann vor, wenn positiver Newsflow auf ein konstruktives Chartbild trifft.
Wenn ich verstehe aus welchen Gründen eine Aktie gerade interessant ist, kann ich mit einer ganz anderen Überzeugung handeln. Folgendes Beispiel: Nehmen wir an 10 Bullenaktien scharren mit den Hufen und notieren in Schlagweite zum Jahreshoch. Wenn ich alle Breakouts gleichzeitig handle, werde ich vermutlich unter dem Strich nicht allzu viel verdienen, weil 5 von 10 wieder abverkauft werden.
Wenn ich aber ergründen kann was die treibende Kraft hinter dem jeweiligen Kursanstieg ist, bin ich in der Lage einen positiven Erwartungswert zu generieren und habe eine höhere Wahrscheinlichkeit auf die Top Bullen mit dem größten Aufwärtspotenzial zu setzen.
JP: Gehen wir nochmal etwas zurück. Jeder Trading-Beginner sucht nach seinem Weg an den Märkten. Wie bist Du zu Deinem Ansatz gekommen?
MS: In erster Linie durch Trial and Error. Anfangs war ich noch relativ breit aufgestellt. Nachdem mir relativ schnell klar wurde, dass ich mehr Monitore benötige und ich daraufhin ein Trägersystem mit 6 Monitoren orderte, hatte ich sämtliche Märkte auf dem Schirm. Mit der Zeit musste ich jedoch den Tatsachen ins Auge blicken und anerkennen, dass ich mit Index- und Forex-Trading einfach kein Geld verdient habe. Aktien waren und sind die einzige Anlageklasse, die mir nachhaltige Gewinne bescheren.
Mit vollem Fokus auf das Trading von Aktien musste ich anfangs erst einmal Grundlagenwissen und verbunden mit viel Blut und Schweiß wichtige Erfahrungswerte aufbauen. Nach weiteren 1-2 Jahren habe ich dann meinen persönlichen Trading-Stil gefunden und mir ein Repertoire an Trading-Strategien aufgebaut.
JP: Kannst Du Tipps oder Empfehlungen geben, wie man die eigene Strategie findet?
MS: Man sollte nicht versuchen nach dem heiligen Gral in Form eines „Super-Indikators“ zu streben, dieser existiert nämlich nicht. Im Endeffekt ist weniger mehr und man muss das Rad nicht neu erfinden. Im Investment-Bereich ist Warren Buffet seit Jahrzehnten ein Vorbild, der zeigt wie es funktioniert.
Im Bereich Aktien-Trading oder Trading allgemein kann ich nur empfehlen sehr viele Rückbetrachtungen von starken Kursbewegungen vorzunehmen und sich dabei immer fragen: Was war die Ausgangssituation und was hat letztendlich zu der Bewegung geführt, Stichwort: Katalysator! Der Aufbau von Erfahrungswerten ist essentiell, um mit der Zeit ein Gefühl für den Markt entwickeln zu können.
Das Studieren inspirierender Trader-Persönlichkeiten in Form deren Bücher wie Jesse Livermore, Richard Dennis, Nicolas Darvas, William O'Neil, Daniel Zanger und Mark Minervini kann ich ebenfalls empfehlen.
JP: In Deinen Videos analysierst Du die Märkte mit Guidants. Was hat Dich an Guidants begeistert, dass Du mit der Plattform heute täglich tradest und analyierst?
MS: Neben der Stabilität der Plattform bin ich ein großer Fan des intelligenten Streams. Man bekommt gezielt Nachrichten bzgl. Aktien gepusht, für die man sich interessiert.
JP: Du hast zuletzt die Aktien vom Touristikunternehmen TUI gekauft. Hältst Du den Trade noch und was waren Deine Überlegungen für das Setup?
MS: Ja, bis jetzt entwickelt sich mein Trading-Szenario in die gewünschte Richtung. TUI wurde zuletzt brutal abverkauft, nachdem die Jahresprognose kassiert wurde. Dieser Vertrauensverlust hat die Aktie in sechs Handelstagen um über 30 Prozent einbrechen lassen. Die Kombination aus einer starken Überverkauftheit, ersten großen Insiderkäufen und den zarten Ansätzen einer Bodenbildung im Intraday-Chart haben mich dann dazu bewegt auf ein lokales Tief zu spekulieren. Grundsätzlich sind die großen Reisetrends weiterhin intakt und durch die starken Cashflows sollte auch die Dividende gesichert sein.
JP: Hast Du auch eine Meinung zur übergeordneten Lage der Aktienmärkte? Wie geht 2019 für DAX, S&P 500 und Co. weiter?
MS: Die Börsen sind in den letzten Monaten sehr stark geprägt von politischen Ereignissen. Im Fokus steht hier immer noch der nervige Handelskrieg zwischen USA und China, der auch zu einer Investitionszurückhaltung in Q4 geführt haben dürfte. Sollten die USA China zu einer schnelleren Marktöffnung und gleichzeitig zu einem besseren Schutz von geistigen Eigentumsrechten bewegen, rechne ich mit neuen Allzeithochs.
Der Ausverkauf Ende vergangenen Jahres hat einige auf dem falschen Fuß erwischt und die Cashquote auf institutioneller Seite wurde entsprechend hochgefahren. Trotz der jüngsten Marktrallye ist von Euphorie noch nicht wirklich viel zu sehen. Dieser Umstand eröffnet weiteres Kurspotential, zumal der Ausblick auf 2019 vielerseits eher verhalten ausgefallen ist. Bei einer weiteren Eskalation muss entsprechend mit neuen Tiefs in den großen Indizes gerechnet werden. Szenario 1 halte ich aktuell aber für wahrscheinlicher.
JP: Vielen Dank für das Gespräch, Marc!
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