Trading-Coach: 90% der Trader verlieren unnötig Geld
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Jakob Penndorf: Hallo Jens, vielen Dank für Deine Zeit. Du hast gerade ein neues Buch mit dem Titel „Trader“ veröffentlicht. Einmal frech gefragt, brauchte es jetzt tatsächlich noch ein weiteres Trading-Lehrbuch auf dem Markt?
Jens Klatt: Ehrlich gesprochen finde ich die Frage fast schon logisch, schaut man sich die bereits sehr umfangreiche Auswahl an Trading-Büchern bei Amazon an. Als ich gefragt wurde, ob ich noch nach meinem ersten Buch „Forex-Trading“ noch ein zweites schreiben möchte, war ich zunächst zurückhaltend. Als der FinanzbuchVerlag mir dann aber beim Thema völlig freie Hand ließ, dachte ich mir: Das ist die Gelegenheit, deine Erfahrungen der letzten Jahre im Bereich Trading schriftlich festzuhalten und etwas zu produzieren, was so in Buchform noch fehlt.
JP: Wo hast Du diese Lücke in der Trader-Ausbildung gesehen?
JK: Ich habe selbstverständlich eine eigene umfangreiche Trading-Bibliothek auf Deutsch und Englisch. Und was mir nach Lektüre all dieser, besonders deutschsprachigen Bücher aufgefallen ist, ist dass es noch kein Buch zu geben scheint, welches sich in der Tiefe den einzelnen Säule profitablen Tradings, vor allem mit Risiko- und Money Management, Trading-Psychologie und das Handeln einer profitablen Handelsstrategie in Kombination widmet, ihr Zusammenspiel thematisiert und aufzeigt, wie sich anhand dieser eine profitable Handelsstrategie formulieren lässt. Und genau diese Lücke versuche ich mit meinem Buch zu schließen.
JP: In Deinem Buch schreibst Du über die 90-90-90-Regel. Was hat das damit auf sich?
JK: Vor der Gründung meines eigenen Unternehmens „JK Trading“ habe ich bei einem der weltweit größten CFD- und FX-Broker den dortigen Research-Arm für den deutschsprachigen Raum aufgebaut. „90-90-90“ war hierbei hinter verschlossenen Broker-Türen das Kürzel für: „90 % der Trader verlieren 90 % ihrer Einlage in 90 Tagen.“
In meiner Rolle als Chef des Research- und Education-Arms meines damaligen Arbeitgebers habe ich einen tiefen Einblick in das immer wiederkehrende Verhalten von Tradern erhalten. Und was bei genauerer Betrachtung, aber auch in unzähligen persönlichen Gesprächen mit Kunden klar wurde war: so ziemlich keiner wusste, was er tat. Es gab keine Strategie, keinen klar formulierten Ablaufplan, keine Konstanz, keine Disziplin. Nichts.
JP: Wo siehst Du die Ursache dafür – sind die meisten Trader zu leichtsinnig?
JK: Viele Trader gehen das Thema anfangs nicht kritisch genug an, lassen sich von Werbung beeindrucken und von Instinkten oder Emotionen wie Gier verleiten. Natürlich wird es ihnen auch einfach gemacht: Du kannst heute an nur einem Tag ein Konto eröffnen, kapitalisieren und lostraden. Viele vertrauen darauf, dass es schon irgendwie werden wird. Was ist bitte so schwer daran unten zu kaufen und oben zu verkaufen?
"Trader" von Jens Klatt ist im Dezember 2018 im FinanzbuchVerlag erschienen.
JP: Welche wichtige Erkenntnis fehlt den meisten Trading-Beginnern?
JK: Profitabilität im Trading fußt auf drei einfachen Säulen, die ein erfolgreicher Trader miteinander kombiniert. In meinem Buch erkläre ich diese Säulen in ihrer Tiefe und zeige auf, wie sich durch das Zusammenspiel eine profitable Handelsstrategie erarbeiten lässt.
JP: Bereits über 1.800 Follower lesen regelmäßig Deine Markteinschätzungen auf Deinem Guidants-Expertendesktop. Warum arbeitest Du gerne mit Guidants und welche Widgets setzt Du besonders intensiv in Deinem Trading ein?
JK: Ich persönlich brauche eigentlich gar nicht viel zum Trading bzw. „Glücklichsein“. Was ich bei Guidants allerdings sehr cool finde ist, dass das Charting-Tool intuitiv bedienbar ist und einem die Nutzung zügig in Fleisch und Blut übergeht. Das finde ich besonders wichtig, weil ich mich bei meinem Trading auf den Markt konzentrieren muss. Wenn ich hierdurch durch ein unübersichtliches Charting-Werkzeug abgelenkt würde, hätte das negative Auswirkungen auf meinen Erwartungswert und somit meine Profitabilität im Trading. Da ich nicht nur jeden Tag aktiv handle, sondern für meine Follower auch die Märkte abdecke kommt im Zusammenhang von Guidants auch noch hinzu, dass ich nicht nur für mich meine Charts erstellen kann, sondern diese durch diese Drag-and-Drop-Funktion spielend einfach mit meinen Followern teilen kann. Und durch eingebaute „Tag-Funktion“ ist der jüngste abgespeicherte Chart als aktuellster sofort verfüg- und teilbar.
Der Experten-Desktop von Jens Klatt mit täglichen DAX-Einschätzungen und Trading-Setups. Jetzt kostenlos auf Guidants folgen.
JP: Du bist seit mehr als 10 Jahren in der Finanzbranche tätig. Wenn Du Dich an Deine ersten Schritte zurückerinnerst: Welche 3 Tipps würdest Du Trading-Beginnern auf den Weg geben?
JK: Ganz wichtig...
- Sei brutal ehrlich zu Dir selbst und frage Dich ernsthaft: Will und kann ich überhaupt Trader sein?
- Scheue nicht vor harter Arbeit zurück. Wenn Du Dich in die Trading-Arena begibst, konkurrierst Du mit einigen der smartesten, schnellsten, am besten informierten, aber auch unethischten Köpfe der Welt, die alle nur Dein Bestes wollen: Dein Geld. Sei Top-vorbereitet und bereit an Deine mentalen Grenzen und darüber hinaus zu gehen.
- Handele eine nachweislich profitable Tradingstrategie und habe das Wissen um Deinen Erwartungswert und wie bestimmte Kern-Komponenten profitablen
bzw. Deines Tradings zu interpretieren sind. Dann lösen sich viele Probleme (besonders mentale) von selbst.
JP: Durch Deine Arbeit für internationale Branchen-Player hast Du einen guten Einblick in das Tradinggeschäft über Deutschland hinaus. Was machen Trader in anderen Ländern anders oder möglicherweise besser?
JK: Bezogen auf die Trading-Literatur muss ich grundsätzlich sagen, dass die Literatur im englischsprachigen Bereich gefühlt um Welten besser und auch wesentlich breiter gestreut ist. Das ist besonders im Hinblick auf die USA wohl an erster Stelle der sehr viel stärkeren Aktien-Kultur dort geschuldet. Das soll natürlich nicht heißen, dass die deutschsprachige Trading-Literatur nicht gut ist. Aber sie spricht mich mit zunehmender Dauer und Erfahrung am Markt schlicht intellektuell nicht mehr so an und ich lese mittlerweile fast ausschließlich nur noch englischsprachige Trading-Literatur. Gleiches gilt auch im Zusammenhang mit Analysen bzw. Einschätzungen zu den globalen Finanzmärkten.
Interessanterweise sorgt das aber nicht dafür, dass Trader aus anderen Ländern, bspw. dem englischen Raum, profitabler im Trading sind. Das stützt in meinen Augen die These, dass ein tieferes, technisches Verständnis nicht zwangsläufig in höherer Profitabilität resultiert, sondern Trading vor allem ein mentales Spiel bleibt. Folgerichtig lässt sich festhalten, dass die menschliche Tendenz zur Risiko- bzw. Verlustaversion Länder-unabhängig zu sein scheint. Erfahrungsgemäß ist es aber auch so, dass Trading im angelsächsischen Raum mehr als „Gambling“ betrachtet wird. In Europa und ganz besonders in Deutschland, Österreich oder der Schweiz wird Trading zunehmend als Investment-Möglichkeit und Möglichkeit zur Portfolio-Diversifikation betrachtet.
JP: In einem Deiner letzten Marktanalysen hast Du Dich mit den Auswirkungen von Donald Trumps Tweets auf die Märkte beschäftigt. Wie engmaschig beobachtest Du Einflussfaktoren über die Charttechnik hinaus und ist das heute möglicherweise wichtiger geworden als früher?
JK: Also zu Beginn meiner Trading-Laufbahn habe ich ausschließlich auf die Charttechnik geschaut. Der Grund findet sich primär im Umstand, dass sich ja an diversen Stellen im Bereich Trading-Literatur, in Foren, in sozialen Netzwerken, usw. der Ausspruch findet: „Der Chart enthält alle Informationen.“ Nun sind einige viele Jahre vergangen und mein Trading und rein technische Betrachtungen gehören in der Tat völlig der Vergangenheit an. Besonders hinsichtlich der Einstiege in den Markt hat sich mein Trading stark vereinfacht und automatisiert, einzig beim Ausstieg aus Positionen interveniere ich ab und an diskretionär. Ich handle in meinem Trading eine nachweislich profitable Basis-Strategie und versuche den Erwartungswert/die Profitabilität des Ansatzes durch meine Markterfahrung zu optimieren und somit die Kapitalkurve zu glätten.
JP: Wie sieht Dein Ansatz heute in der Praxis aus?
JK: Natürlich ist die Technische Analyse beim Identifizieren von handelbaren Mustern, die man dann automatisiert essentiell oder auch im Zusammenhang mit dem Ausstieg aus Positionen (hier nutze ich z.B. eine Kombination aus EMA und SuperTrend im kurzfristigen Bereich). Aber wenn ich rein diskretionär unterwegs bin, würde ich mich niemals ausschließlich nur auf die Technische Analyse verlassen, ganz besonders im Forex-Handel. Hier arbeite ich aus einem „Cocktail“ von fundamentaler, technischer und sentimenttechnischer Gegebenheit. Die Idee für einen tieferen Blick auf diese Komponenten kann wiederum geliefert sein durch ein anstehendes, saisonales Muster oder eben den Kommentar eines Notenbankers oder Tweet eines US-Präsidenten.
Aber ich würde niemals alleinstehend nur ausgehend von einem technischen Muster Long oder Short gehen, auch deswegen, weil die von mir im diskretionären FX-Bereich gehandelte Zeitebene bei Positionen einige Tage bis Wochen umfasst.
JP: Wie schätzt Du die weitere Entwicklung im DAX ein und wovon dürfte diese abhängig sein?
JK: Abhängig wird die weitere Entwicklung im DAX bestimmt von den Auswirkungen des Endes der extrem lockeren Notenbankpolitik sein und ganz besonders den Entwicklungen in den USA bzw. dem US-amerikanischen Aktienmarkt. Bereits ab Anfang Oktober haben wir sehen können, was passiert, wenn der Markt sich mit nur leicht anziehenden Zinsen und der Aussicht einer auf Autopilot-laufenden Reduktion der Notenbankbilanz konfrontiert sieht. Das Resultat ist nun, dass US-Präsident Trump, der seinen Erfolg als Präsident offenbar in Performance des dortigen Aktienmarkts misst und seit Ende Dezember, einhergehend mit massivem Druckaufbau auf die FED, durch massive Marktmanipulation brilliert, den Dow Jones oder auch SP500 innerhalb eines Quartals wieder in den Bereich seiner Allzeithochs befördert hat.
JP: Die Märkte werden also zunehmend zu einem Spielball der Politik?
JK: In meinen Augen ist genau das brandgefährlich, es verspielt nämlich Vertrauen, eventuell den letzten Funken, den es am Markt, besonders in die FED, noch gab. Und sollte es, durch welchen externen Trigger auch immer, nun noch einmal zu einem ähnlichen Abverkauf wie in Q4/2018 kommen, wird sich der Markt nicht mehr durch derartige Manipulationen stabilisieren lassen. Schauen wir ausgehend hiervon auf den europäischen Aktienmarkt und hier auf unseren DAX, schaut das Bild noch einmal um ein Vielfaches schlechter aus. Während der US-Aktienmarkt sich wieder in Schlagdistanz zu seinen Allzeithochs wähnt, handelt der DAX gerade mal im Bereich seiner Dezember-Hochs, aber weiterhin unterhalb der 200-Tage-Linie und fast 2000 Punkte unter seinem Allzeithoch.
JP: Vielen Dank für das spannende Gespräch, Jens!
Jens Klatt ist Gründer und Geschäftsführer von Jens Klatt Trading. Neben seinen Markteinschätzungen und ausgewählten Trading-Setups im börsentäglich kostenlosen Morning Meeting (immer 10.30 Uhr) auf seinem Guidants-Desktop, agiert er als Vermögensverwalter und Trading-Coach. Jens Klatt ist zudem Autor von Trading-Büchern und ein gern gesehener Interview-Gast im Fernsehen, z.B. bei N24. Folgen Sie Jens Klatt kostenlos auf Guidants!
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