Kommentar
20:08 Uhr, 28.08.2018

"Whatever it takes" - Gilt jetzt auch für die US-Notenbank Fed!

Seit 2012 kennt jeder diese drei Worte und was sie bedeuten. EZB-Präsident Draghi nutzte sie, um zweifelsfrei deutlich zu machen: die Notenbank wird alles tun, was notwendig ist, um zu retten, was zu retten ist.

So deutlich wie die EZB hat bisher keine Notenbank ihren Standpunkt beworben. Es war auch seither nicht mehr notwendig. Das Gegenteil scheint der Fall zu sein. Global hat sich die Lage deutlich beruhigt. Die US-Notenbank reduziert inzwischen sogar wieder ihre Bilanzsumme.

Die EZB wird ihre Bilanz ab 2019 nicht mehr ausweiten und möglicherweise im nächsten Sommer die Zinsen erstmalig wieder anheben. Das alles ist nur möglich, weil sich die Lage beruhigt hat. Der Markt braucht zumindest vorläufig kein QE mehr.

Früher oder später kommt aber die nächste Krise. Krisen wurden ja nicht abgeschafft. Das wissen auch Marktteilnehmer und rätseln, was die Notenbanken dann tun werden. Die US-Notenbank ist zweifelsohne weiter als alle anderen. Sie hat inzwischen wieder ein Zinsniveau erreicht, welches zumindest so hoch ist, dass Zinssenkungen möglich sind.

Aller Voraussicht nach wird die Notenbank vor der nächsten Krise auch ihre Bilanzsumme normalisiert haben. Sie hat dann wieder das ganze Spektrum an Möglichkeiten zur Verfügung. In der Eurozone sieht das vermutlich anders aus.

Davon unabhängig gibt es aber eine zweite Frage. Es geht nicht nur um den Spielraum, den Notenbanken haben, sondern auch darum, ob sie ihn nutzen werden. Und was sagt die Fed zu der Frage, was sie im Ernstfall tun wird? – Whatever it takes.

Das ist die große Erkenntnis des Notenbanker-Treffens in Jackson Hole. Fed-Chef Powell machte in seiner Rede klar, dass die Notenbank im Ernstfall nicht zimperlich agieren wird. In der aktuellen Situation ist das nicht gefordert. Die Notenbank favorisiert einen weiterhin gemächlichen Weg nach vorne.

Powell machte klar, dass man im Zweifelsfall abwarten sollte. Derzeit ist die Wirtschaft robust und die Arbeitslosigkeit niedrig. Die Inflation ist am Ziel angekommen. Deswegen die Zinsen schneller zu erhöhen ist aber nicht angebracht. In früheren Zeiten hat die Notenbank gerne in Erwartung höherer Inflation die Zinsen angehoben. Das ist nicht mehr angebracht. Zu oft hat sich gezeigt, dass sich die Befürchtungen am Ende nicht bestätigten.

Abwarten heißt das Motto, wenn keine Krise herrscht. Kommt es allerdings zur Krise, dann gilt ein anderes Motto: whatever it takes. Das ist für Marktteilnehmer eine sehr wichtige Neuigkeit. Es wurde gerätselt, ob der sogenannte Fed-Put nun verschwunden sei.

Der Fed-Put geht davon aus, dass die Notenbank eingreift, wenn der Markt zu volatil wird und eine Schieflage droht. Viele Jahrzehnte lang hat die Notenbank den Markt mehr oder minder ignoriert. Mit Alan Greenspan wurde das anders. Unter Yellen und Powell war bisher nicht klar, was die Notenbank tun würde. Sie hielt sich bedeckt. Jetzt wissen wir, was geschehen wird. Den Fed-Put gibt es immer noch.

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8 Kommentare

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  • Silberpapst
    Silberpapst

    Also drucken wir uns einfach die Welt schön und die Aktienkurse werden, bis auf ein paar Unterbrechungen, schön weiter steigen bis zum Sankt Nimmerleinstag. Ich frage mich nur, warum man jetzt erst zu dieser Erkenntnis kommt, dass man sich reich drucken kann?

    11:55 Uhr, 29.08.2018
  • new-agens
    new-agens

    Noch viele Jahre so weitermachen...das sehe ich speziell bei der FED nicht. Man kann die FED-Aktionen nicht losgelöst von der US-Hegemonialpolitik betrachten (USD als Zweck und Mittel). Und nach nahezu jeder Hegemoniezyklentheorie befinden sich die USA im akuten Endstadium. Irgendwann interessiert dann auch keine FED, deren Steuerungsvermögen eh überschätzt wird, mehr. Die Nummer von 2008 ziehen die ein einziges Mal durch, aber kein zweites. Sie werden es zweifellos versuchen, versenken damit aber den Dollar (alle Welt würde in der Krise das Gegenteil, also steigenden Dollar erwarten) und verschärfen die US-Krise nur noch. Die US wird´s daraufhin intern zerreißen. Tja, und wer soll dann auch noch latzen (Kredite, Staatsanleihen) für den kranken Mann am Ende vom großen Teich? Die Russen vielleicht? Die Chinesen, die Mexikaner, die Brasilianer, die Iraner, die Iraker, die Türken, die Afghanen, die Libyer, die Syrer, Venezuela, Nicaragua, der Jemen, Vietnam, der IWF? Wobei: der vielleicht, aber nur im Tausch gegen Tafelsilber :-) Okay, die Saudis, die Japaner und die Europäer schicken vielleicht ein paar Care-Pakete. Aber ansonsten: Neinein, die USA sind über kurz oder lang durch. Halten ja selbst alle ´Freunde´ im Schwitzkasten, aber nach fest kommt ja lose.

    00:03 Uhr, 29.08.2018
  • wolp
    wolp

    Läuft

    22:40 Uhr, 28.08.2018
  • amateur
    amateur

    Die Kreativität von Fed,, EZB u. Co. ist ungemein groß - dies wird unterschätzt...Die können noch viele Jahre so weiter machen...

    22:19 Uhr, 28.08.2018
  • netzadler
    netzadler

    irrigerweise gehen Notenbanken und wahrscheinlich nicht wenige andere handelnde Akteure davon aus, dass jede und jeder irgendwie käuflich ist. Könnte böse ausgehen

    22:16 Uhr, 28.08.2018
  • tschak
    tschak

    Whatever it takes, it will go. Die Geldillusion versteht die breite Bevölkerung NOCH IMMER NICHT !! Gehaltserhöhungen weg-inflationieren - sofern die Inflation unter offiziellen 3% bleibt. Die Mehrheit wird es nicht bemerken. Weil meckern tut man auch sowieso...
    Somit: Zentralbank-PUT 4ever...

    21:56 Uhr, 28.08.2018
  • new-agens
    new-agens

    Den FED Put mag es zwar noch auf dem Papier geben; ich bezweifle aber, dass die FED mit zwei, max. drei Prozentpunkten Zinssenkung bei der nächsten Krise noch groß was bewirken kann. Angesichts dieser Fallhöhe. Zumal: Die Zinsen hätten viel früher raufgemusst. Und zu "nicht zimperlich": Ja klar, da gibt es noch andere Mittel und Wege, nur ist dann der Dollar wirklich platt. Und dann lacht keiner mehr, vor allem die Bürger in den USA. Die Zwickmühle, in die die FED die USA gebracht hat, kann die US-amerikanische Hegemonie definitiv beenden. Was es eben auch immer kostet. Ich schätze, dass die Peripherie die ersten Dominosteine antippt, der eigentliche Zerfall aber US-intern von statten geht. Das Ganze wird weder national noch international geräuschlos ablaufen. Kurze Anmerkung am Rande zum Status quo: Ein sehr waches Auge auf die Bilanzreduktionen erscheint mit angebracht.

    21:40 Uhr, 28.08.2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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