Kommentar
16:16 Uhr, 20.11.2024

Die Neuauflage der Energiekrise

Die Energiekrise ist zurück, auch wenn die Lage noch nicht dramatisch ist. Die Politik kann dafür sorgen, dass sich dies schnell ändert.

Der Ukrainekrieg geht bald in sein viertes Jahr. Bis zu diesem Zeitpunkt wird Trump bereits im Amt sein. Er will den Ukrainekrieg rasch beenden. Was dafür notwendig ist, lässt sich erschließen. Wie Putin gegenüber Scholz unlängst verlauten ließ, sind Verhandlungen nur unter "Anerkennung der neuen territorialen Realität" denkbar, sprich, Russland will das bisher besetzte Gebiet behalten.

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Die Ukraine würde dem nicht zustimmen, doch wenn die USA keine Waffen mehr liefern und die Unterstützung aus Europa bröckelt, könnte es dennoch denkbar werden. Der Druck der USA auf die Ukraine wird steigen und es ist wahrscheinlich kein Zufall, dass Russland gerade jetzt versucht, möglichst große Geländegewinne zu erzielen.

Ohne Europa funktioniert der Deal nicht, der Trump vorschwebt. Um den Druck auf Europa zu erhöhen, hat Russland noch Mittel. Durch Pipelines fließt noch immer Erdgas nach Europa (Grafik 1). Auch Flüssiggas nimmt Europa Russland ab (Grafik 2). Die Mengen sind nicht mehr so erheblich, dass sie wie ein Druckmittel wirken – wäre da nicht ein Umstand.

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In Deutschland und Europa erreichte der Füllstand der Gasspeicher ein tieferes Niveau als letztes Jahr. Der Verbrauch steigt zudem früher und schneller an als 2023. Die Gasspeicherlage ist heute kritischer als 2023 und 2022 zum jetzigen Datum (Grafik 3). Dass Energie im vergangenen Winter kein Problem war und die Preise nicht in die Höhe schnellten, war einem milden Winter zu verdanken.

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Auf einen milden Winter zu setzen, ist keine Strategie. Doch selbst wenn der Winter mild ist, ist Erdgas knapper als in den vergangenen zwei Jahren. Der Erdgaspreis tendiert bereits seit Wochen deutlich nach oben. Um nach der Amtseinführung am 20. Januar möglichst schnell zu einem Deal zu finden, bleibt nur ein kleines Zeitfenster.

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Nach Winterende fehlt es Russland an Druckmitteln. Im Januar könnte Trump nach Amtsübernahme die Unterstützung für die Ukraine schnell beenden und Russland gleichzeitig Erdgaslieferungen komplett stoppen. Ob das reicht, um Europa an den Verhandlungstisch zu bringen, ist fraglich.

In jedem Fall aber ist die Ausgangslage für die Energieversorgung und Preise kritisch. Die Energiekrise ist noch nicht beendet und kann ab jetzt bis März 2025 jederzeit akut werden. Schon in den vergangenen Jahren litt die deutsche Industrie unter hohen Energiepreisen. Eine Neuauflage der Energiekrise macht die Situation nicht besser und schaden der Industrie und dem Standort Deutschland nachhaltig.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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