Kommentar
17:20 Uhr, 22.03.2010

WGZ Cognitred Report - das Marktgeschehen aus verhaltensorientierter Sicht

DAX

Ganz schön dicke Luft da oben: Die Deutschen hätten ihre Wettbewerbsfähigkeit auf Kosten der anderen Euro-Länder gesteigert, wetterte Frankreichs Finanzministerin Christine Lagarde und forderte Deutschland Anfang der Woche auf, die heimische Nachfrage anzukurbeln. Seither liefern sich Politiker und Ökonomen einen heften Schlagabtausch. In der hitzigen Debatte um Handelsbilanzüberschüsse und globale Ungleichgewichte nennt man Deutschland mittlerweile im gleichen Atemzug wie China. Die Volksrepublik soll endlich ihre Landeswährung, den Yuan, aufwerten lassen, so der weltweite Ruf, und ebenfalls so schnell wie möglich etwas für die Binnennachfrage tun. Das forderte zuletzt sogar der Internationale Währungsfonds. Natürlich können die beiden Staaten schlecht ihre mühsam gewonnene Wettbewerbsfähigkeit opfern, um die globalen Ungleichgewichte abzubauen. Der Vizepräsident der Bundesbank zog jüngst den Vergleich mit einer Fußballmannschaft, die weniger trainiere, nur um mehr Gegentore zuzulassen. Ganz so einfach ist es nicht: Sicherlich sollten China und Deutschland nicht nur ihre Stürmer, in diesem Fall die Exportunternehmen, trainieren und fördern. Auch die Verteidigung – will heißen, der heimische Konsum – muss verbessert werden. Doch selbst wenn China den Yuan aufwerten lässt, sich deutsche Märkte mehr für ausländische Produkte öffnen und beide Staaten die Binnennachfrage in Schwung bringen, sind die Probleme der Welt noch längst nicht beseitigt. Fußballinteressierte wissen, dass es nicht ausreicht, eine geschwächte Mannschaft vor sich zu haben. Um Tore zu erzielen, müssen auch die anderen Teams, die anderen Nationen, an Training und Taktik feilen.

Nun mag Deutschland zwar für seinen Ausfuhreifer gerügt werden, doch deutsche Produkte werden im Ausland nun mal geschätzt: Sogar die deutsche Schuldenbremse, die die Nettokreditaufnahme des Bundes ab 2011 beschränkt, soll zum Exportschlager werden, geht es nach dem Chef der Eurogruppe Jean-Claude Juncker. Angesichts der europaweit steigenden Defizite solle man über ein europäisches Pendant nach deutschem Vorbild nachdenken, sagte er.

Ungeachtet des politischen Gezerres schob sich der deutsche Leitindex zur Wochenmitte erstmals seit Januar wieder über die 6.000er Marke. Im Vorfeld des großen Verfallstags an den Terminbörsen am Freitag sahen sich offenbar einige Akteure zu Eindeckungen ihrer Short-Engagements gezwungen. Seither kommt der DAX jedoch nicht recht vom Fleck: Wir trauen ihm allenfalls eine schleppende Fortsetzung der Kurserholung bis (6.160/65) zu. Auf erste Korrekturen sollte man sich jedoch bereits unterhalb von 5.840/50 Zählern einstellen.

Alle in diesem Dokument genannten Preisniveaus verlieren bei einem Durchstoß von zehn Punkten ihre Gültigkeit.

Die gesamte Analyse des DAX, EuroStoxx50® und S&P 500 aus dem Blickwinkel der verhaltensorientierten Forschung erhalten Sie kostenfrei hier als PDF-Download

http://www.wgz-zertifikate.de/de/wgzbank/downloads/zertifikate/webvideo/wgz_cognitrend_report.pdf

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