Kommentar
12:32 Uhr, 20.12.2011

2012 wird zur Herausforderung

In gleichem Maße Lob wie Tadel für Merkels Krisenpolitik: Während Deutschlands Top-Entscheider Angela Merkel ein gutes Zeugnis ausstellen - 70 Prozent der Führungsspitzen aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung halten sie laut einer Allensbach-Umfrage für eine starke Kanzlerin - wird die breite Bevölkerung immer argwöhnischer. 70 Prozent aller Bundesbürger misstrauen der Bundesregierung und der politischen Opposition, wie eine Forsa-Studie zeigt. Doch egal, ob starke oder schwache Kanzlerin, das Ergebnis der aktuellen Krisenpolitik ist dasselbe: Eine Lösung der Schuldenkrise ist nach wie vor nicht in Sicht. Im Gegenteil, die zunächst gelobten Ergebnisse des jüngsten EU-Gipfels entpuppen sich mehr und mehr als Luftschlösser. War zunächst noch von einem verbindlichen Vertrag die Rede, wird es in einigen Punkten nicht viel mehr als eine Selbstverpflichtung geben, um nicht gegen EU-Recht zu verstoßen. Daneben herrscht wegen der Aufstockung der Gelder des Internationalen Währungsfonds weltweit große Uneinigkeit. Sogar die heimische Bundesbank sträubt sich: Präsident Jens Weidmann knüpft die Überweisung an den IWF an knallharte Bedingungen. Er forderte, die Gelder dürften nicht zweckgebunden allein für die Milderung der Euro-Schuldenkrise verwendet werden, und pochte auf internationale Beteiligung. In den USA aber hält man ohnehin nicht viel davon, sich an einer europäischen Rettungsaktion zu beteiligen. Zentralbank- Chef Ben Bernanke wurde zitiert, er habe weder die Absicht, noch die Befugnis, für Europas Staaten und Banken einzuspringen. Zurückhaltung überall. Keiner will den ersten Schritt machen, um die Eurozone zu retten. Übelnehmen kann man den ausländischen Politikern ihre Zurückhaltung allerdings nicht, denn die Entscheider in der Eurozone zaudern schließlich selbst. Vertrauensbildend wirkt das auf die Börsianer nicht gerade - sie drängten den DAX zwischenzeitlich unter die 5.700er Marke.

Das akute Schuldenproblem in der Eurozone wird im nächsten Jahr noch verschärft durch die mickrigen Wachstumsaussichten: Das Ifo-Institut etwa prognostiziert der Eurozone eine Kontraktion um 0,2 Prozent, der deutschen Wirtschaft gerade noch ein mageres Plus von 0,4 Prozent. Das neue Jahr wird nicht nur politisch, sondern auch konjunkturell eine Herausforderung.

Mittlerweile präsentiert sich der DAX wieder recht kraftlos. Ohne eine politische Überraschung wird er in diesem Jahr seine breite Seitwärtskonsolidierung nur schwerlich verlassen können. Innerhalb dieser Spanne hätte er allenfalls jenseits von 6.050/70 die Chance, bis 6.350/55 zu steigen. Gute Unterstützung sollte sich bei 5.550 und 5.490 einstellen.

Alle in diesem Dokument genannten Preisniveaus verlieren bei einem Durchstoß von zehn Punkten ihre Gültigkeit.

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