Kommentar
12:24 Uhr, 08.12.2011

Akteure vertrauen auf Bändigung des Krisenbiestes

Beim Euro drohen schon seit einiger Zeit, die Lichter auszugehen. Seitdem wird beschwichtigt, zugesichert und versucht, EU-Staaten und Verträge aufzupäppeln. Passend zur morgigen EZB-Sitzung bzw. dem Gipfel der Staats- und Regierungschefs - mittlerweile der 15. der Euro-Krise - wurde versucht, die Einheitswährung in möglichst hellem Licht erstrahlen zu lassen. Die Euro-Skulptur in Frankfurt erhielt gestern sogar brandneue Leuchtstoffröhren. Ob diese technische Hilfe Wirkung zeigen wird, ist nicht sicher. Allerdings ist sowieso nichts mehr wirklich sicher: kein Rating, keine Rettungsfinanzierung und erst recht nicht die Aussicht auf einen ruhigen Jahresausklang an den Finanzmärkten.

Oder etwa doch? Bislang ist das kaum vorstellbar. Aber nun, wo sich kurz vor dem Jahresende das Krisenmonster noch mal aufbäumt, weil Rating-Agenturen es mit der Rating-Sense reizen, könnte es zu einem energischen Endkampf kommen. Das Euro-Schuldenbiest in die Schranken weisen, es möglichst noch vor den Feiertagen überwältigen, fesseln und in den Kerker schaffen, ist wohl der größte Wunsch der Politiker.

Dass dies machbar ist, denken anscheinend auch die institutionellen Anleger unseres Sentiment-Panels. In der heutigen Umfrage der Börse Frankfurt zeigt sich abermals ein größerer Optimismus. Allerdings hat unser Bull/Bear-Index in weit geringerem Maße zugelegt als in der vergangenen Woche. Der Anstieg ist auch nur auf einen leichten Rückzug der Bären zurückzuführen. Neue Long-Positionen waren nicht auszumachen. Ohnehin trat der DAX einen Tag nach der letzten Erhebung mehr oder weniger auf der Stelle und drehte lediglich leicht oberhalb der 6.000er Marke seine Runden. Andererseits waren nach den jüngsten Kursgewinnen - im Berichtszeitraum immerhin 5,4 Prozent - aber auch keine Gewinnmitnahmen zu beobachten. Weder im Markt noch bei unserem Panel.

Etwas muss die Marktteilnehmer also derzeit besonders überzeugen. Wir vermuten, dass sie nun mehrheitlich auf ein Ende der Euro-Krise setzen. Das Ende, das Offizielle schon einige Male versprochen hatten. Diesmal aber ist der Druck auf EU-Politiker besonders hoch, ein handfestes Ergebnis zu erzielen. Wer von ihnen will schon die Feiertage auf einem weiteren Krisengipfel verbringen? Wer will sich nach den jüngsten Versprechen auf eine nachhaltige Krisenlösung sagen lassen, er hätte nicht alles versucht? Und wer will am Ende als Versager dastehen, wenn die Eurozone oder der Euro selbst tatsächlich auseinanderbricht? Das alles könnte in den nächsten Tagen verhindert werden. Außerdem erwarten die Akteure Schützenhilfe von der EZB. Und die vielen Termine die US-Finanzminister Geithner gerade mit EU-Kollegen und Notenbankern abarbeitet, werden vom Markt ebenfalls als gutes Omen für einen finalen, knallharten EU-Gegenschlag interpretiert. Der zusätzliche Druck durch die jüngsten Rating-Drohungen lässt also gar keinen anderen Schluss zu, als eine endgültige Lösung. Die Zuversicht der Aktieninvestoren könnte jedoch eine sehr kurze Halbwertszeit haben, denn es ist nur ein Optimismus, der auf die nächsten Tage zielt und nicht auf das neue Jahr. Dem DAX sollte dies aber trotzdem nicht daran hindern, noch im alten Jahr ein neues Korrekturhoch zu markieren.

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