Wer wird Abes Nachfolger?
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Aus gesundheitlichen Gründen hat der japanische Premierminister Shinzo Abe jüngst seinen Rücktritt angekündigt – ein wenig abrupt. In Reaktion auf diese Rücktrittsankündigung gingen die Aktienkurse auf dem japanischen Markt etwas zurück, zu einem gravierenden Einbruch kam es allerdings nicht.
Die Auswirkungen des Ereignisses auf den Aktienmarkt sind möglicherweise etwas übertrieben und weisen eher darauf hin, dass japanische Aktien in den letzten Jahren so etwas wie eine "Anti-Blase" erlebt haben – während ihr Wert nominal stark anstieg, ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis relativ konstant geblieben. Grund dafür ist die steigende Rentabilität der Unternehmen. Das deutet darauf hin, dass sich der Zusammenhang zwischen der Performance des japanischen Aktienmarktes und der Präsidentschaft von Abe eher der Korrelation als Kausalität zuschreiben lässt.
Shinzo Abes zweite Amtszeit als japanischer Premierminister begann im Dezember 2012. Zu diesem Zeitpunkt befand sich Japan am Ende einer turbulenten Phase: die globale Finanzkrise, der nukleare Zwischenfall von Fukushima und das Tōhoku-Erdbeben, das einen Tsunami auslöste und die Region zerstörte, hatten dem Land zugesetzt. Entscheidend für die Erholung der japanischen Wirtschaft und des Aktienmarktes von diesem Tief war wahrscheinlich nicht, wer damals Premierminister war. Vielmehr wurde sie durch kontinuierliche strukturelle Arbeitsmarktreformen begünstigt, die mit einer besseren Kapitalallokation und einer stärkeren Ausrichtung auf Unternehmensgewinne verbunden waren. Nichtdestotrotz muss man Abe die Rolle eines wirtschaftsfreundlichen Politikers zugestehen. Zum Beispiel senkte er die Unternehmenssteuersätze und erkannte, dass Japan seine Kapitalbasis besser nutzen musste, um mehr Wachstum aus seiner reifenden Wirtschaft herauszuholen. Positiv ist also Abes Rücktritt für die japanische Wirtschaft nicht; einen allzu großen Rückschlag sollte er aber auch nicht darstellen.
Die wichtigste Frage ist nun, wer Abe im Amt des Premierministers folgen wird. Yoshihide Suga, Shigeru Ishiba und Fumio Kishida sind die drei Namen, die derzeit im Rennen sind. Kishida steht für Kontinuität, gilt aber als recht langweilige Wahl. Ishiba verfolgt einen populistischeren Ansatz und wäre weniger wirtschaftsfreundlich als Abe. Beliebter bei den Wählern als bei seinen politischen Kollegen, kommt ihm aber die Tatsache, dass diese Wahl innerhalb der Partei stattfindet, nicht entgegen.
Der Favorit ist momentan Yoshihide Suga. Aktuell hat er das Amt des Chefkabinettssekretärs inne und kann in hohem Maße als Anhänger Abes gesehen werden. Wird er gewählt, ist also eine Fortsetzung der allgemeinen Ausrichtung Abes politischer Agenda zu erwarten. Allerdings gibt es einen bedeutenden Unterschied mit Auswirkungen für den Aktienmarkt: Suga hat sich in der Vergangenheit offen kritisch gegenüber den hohen Preisen im Telekommunikationssektor geäußert. Reicht die strategische Raffinesse der Telekommunikationsunternehmen der letzten Jahre, besser strukturierte Verträge und zusätzliche Dienstleistungen einzuführen aus, um seine Bedenken auszuräumen? Oder würde eine Amtszeit von Suga zu einer Verschärfung der Regulierung führen und die Rentabilität des Sektors erheblich beeinträchtigen? Dies ist ein brennendes Thema für alle Investoren in japanische Aktien, insbesondere für solche wie uns, die zusätzlich zum Wachstum auch eine höhere Rendite anstreben. Jetzt gilt es, wachsam zu sein und den weiteren Verlauf in Japan aufmerksam zu beobachten.
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