Weltklimakonferenz: Wenig Bahnbrechendes zu erwarten
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Am Sonntag hat die für zwei Wochen angesetzte Weltklimakonferenz (COP27) im ägyptischen Scharm el-Scheich, begonnen. Der Präsident der Konferenz, Ägyptens Außenminister Samih Schukri, sagte zur Eröffnung, aus den zerstörerischen Klimaereignissen in Pakistan, Afrika, Teilen Europas und Amerika müssten rasch Lehren gezogen werden. Zu der Konferenz werden etwa 40.000 Teilnehmer aus fast 200 Staaten erwartet.
Laut der deutschen Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) steuert die Menschheit „auf einen Abgrund“ zu. Die Meinungsverschiedenheiten darüber, wer für die durch klimabedingte extreme Wetterereignisse verursachten Schäden aufkommen soll, werden im Mittelpunkt der Diskussionen auf der COP27 stehen. Während die Entwicklungsländer eine Entschädigung für die Auswirkungen der Erwärmung fordern, die sie nicht verursacht haben, scheuen sich die reichen Länder, eine Tür zu öffnen, die zu unbegrenzten finanziellen Ansprüchen führen könnte. „Der globale Norden muss erkennen, dass es sich um ein globales Problem handelt, das die Entwicklungsländer derzeit in unverhältnismäßiger Weise betrifft, aber die Auswirkungen nehmen zu und breiten sich aus," zitierte Bloomberg den pakistanischen Diplomaten Munir Akram, der den Vorsitz der G77-Gruppe der Entwicklungsländer innehält. „Es ist der ultimative Test für die menschliche Rationalität, trotz aller politischen Differenzen zusammenzuarbeiten".
Einige frühere COP-Treffen haben zu bahnbrechenden Vereinbarungen geführt, die den Kampf der Menschheit gegen den Klimawandel geprägt haben. Im Jahr 1997 erkannten die Unterzeichner des Kyoto-Protokolls an, dass sich der Planet aufgrund der vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen erwärmt, und verpflichteten sich, diese zu reduzieren. Im Jahr 2015 einigten sich die Staats- und Regierungschefs im Rahmen des Pariser Abkommens darauf, die notwendigen Emissionssenkungen vorzunehmen, um den globalen Temperaturanstieg bis zum Ende des Jahrhunderts auf unter 2 Grad Celsius und bestenfalls auf 1,5 Grad zu begrenzen. Dass die Erde möglichst nicht wärmer werden soll, haben die Staaten im vergangenen Jahr in Glasgow untermauert. Der angestrebte Ausstieg aus der Kohle wies in Schottland zudem auch schon einen Weg, was zu einem Erreichen beitragen könnte.
Dass die COP27 ein ähnlich historisches Abkommen zustande bringen wird, gilt als unwahrscheinlich. Die von der ägyptischen Präsidentschaft als "Umsetzungs"-COP bezeichnete Konferenz zielt vielmehr darauf ab, frühere Verpflichtungen in die Tat umzusetzen. Es dürfte damit auf mehrheitlich technische Diskussionen hinauslaufen.
Über 100 Staats- und Regierungschefs werden in Sharm el-Sheikh an der Konferenz teilnehmen. Zu den wichtigsten Namen gehören US-Präsident Joe Biden, der brasilianische Präsidentschaftswahlsieger Luiz Inacio Lula da Silva und der britische Premierminister Rishi Sunak. Auch die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von Der Leyen, sowie europäische Staats- und Regierungschefs wie Emmanuel Macron aus Frankreich und Olaf Scholz aus Deutschland werden erwartet.
Afrikanische Präsidenten wie William Ruto aus Kenia und Macky Sall aus dem Senegal werden unter den Staats- und Regierungschefs der Entwicklungsländer eine wichtige Rolle spielen, während die pakistanische Klimaministerin Sherry Rehman wahrscheinlich die Debatte über Klimagerechtigkeit anführen wird.
Die Abwesenheitsliste wird vom chinesischen Staatschef Xi Jinping angeführt. Auch Kremlchef Wladimir Putin denkt nicht über eine Teilnahme nach. Die Entscheidung der Aktivistin Greta Thunberg, nicht zu kommen, machte ebenfalls Schlagzeilen. Außerdem werden weniger Finanz- und Wirtschaftsgrößen als vor einem Jahr anwesend sein: Larry Fink, der Chef des Investors Blackrock wird ebenso fernbleiben wie die CEOs von Citigroup und Standard Chartered. Alle besuchten Glasgow noch.
Ein wichtiges Vorhaben auf der COP27 wird die Aktualisierung der Methan-Regularien sein. Seit seiner Vorstellung im letzten Jahr hat der Global Methane Pledge - eine Verpflichtung, die Emissionen eines der stärksten Treibhausgase bis zum Ende des Jahrzehnts um 30 Prozent zu senken - mehr als 120 Unterschriften erhalten. Es besteht die Hoffnung, dass China während der COP27 seinen eigenen Plan zur Methanreduzierung bekannt geben wird. Es wird zudem daran gearbeitet, andere große Methanemittenten wie Algerien, Aserbaidschan und Turkmenistan zur Unterzeichnung zu bewegen.
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