Kommentar
20:17 Uhr, 13.04.2010

Welt: OECD-Frühindikatoren deuten weiterhin stark divergierende Entwicklungen an

• Der OECD Composite Leading Indicator hat sich im Februar um 0,4 % gegenüber dem Vormonat verbessert und damit weiter an Aufwärtsdynamik verloren. Der von uns berechnete Frühindikator für die Weltwirtschaft ist im Februar um 0,6 % gegenüber dem Vormonat angestiegen.

• Insbesondere in Europa lassen sich größere Wachstumsdivergenzen feststellen. Während beispielsweise Deutschland im internationalen Vergleich bestehen kann, fällt Frankreich ab und Griechenland dürfte sich sogar in der Rezession befinden.

• Die Verlangsamung der Wachstumsdynamik der globalen Frühindikatoren stand bislang im Einklang zu unserem Konjunkturszenario. Diese Verlangsamung sollte in den kommenden Monaten allerdings zu Ende gehen.

1. Die globale Wachstumsdynamik normalisiert sich langsam wieder. Der OECD Composite Leading Indicator stieg im Februar zum inzwischen zwölften Mal in Folge. Der monatliche Zuwachs um 0,4 % bedeutet die siebte Abschwächung der monatlichen Wachstumsdynamik in Folge und war nur geringfügig stärker als von uns erwartet (DekaBank: 0,3 %). Der Anstieg im Februar entsprach nahezu exakt dem langjährigen Durchschnittsanstieg des Indikators, wenn man Rezessionszeiträume nicht berücksichtigt. Die Jahresveränderungsrate des Indikators stieg aufgrund günstiger Basiseffekte auf 10,1 % an. Vermutlich wird hier in den Monaten März bzw. April dieses Jahres der zyklische Hochpunkt erreicht werden. Die Jahresrate ist im Februar die höchste seit Mitte 1976 gewesen. Der bisherige Rekordwert vom März 1976 in Höhe von 13,5 % wird in den kommenden beiden Monaten vermutlich nicht überschritten.

2. Der OECD Composite Leading Indicator ergibt sich aus den (nach Kaufkraftparitäten) gewichteten Länderindizes der einzelnen OECD-Länder. Da die OECD auch für gewichtige Nicht-OECD-Länder entsprechende Frühindikatoren ermittelt, lässt sich mit deren Hilfe ein globaler Welt-Index berechnen sowie eine Unterscheidung nach Industrieländern und Schwellenländern (Emerging Markets) vornehmen. Der von uns berechnete Frühindikator für die Weltwirtschaft stieg im Februar um 0,6 % mom (+12,9 % yoy). Dieser Zuwachs lag nochmals höher als sein langjähriger Durchschnitt von 0,4 %, wenn man monatliche Rückgänge des Indikators außen vor lässt. Die monatliche Veränderungsrate hat sich im Februar zum achten Mal in Folge verringert. Der Frühindikator für die Schwellenländer lag im Monatsvergleich um 0,8 % (17,9 % yoy) und der für die Industrieländer mit 0,6 % (9,7 % yoy) im Plus. Auch hier gab es in den Vormonaten stärkere Zuwachsraten.

3. Das Quadranten-Schema (siehe Anhang) signalisiert weiterhin einen global breit gestreuten Aufschwung. Mit Ausnahme der Türkei haben in allen Ländern im Februar schwächere monatliche Zuwächse vorgelegen als noch im Januar. Mit Griechenland taucht allerdings weiterhin nur ein Land im Quadranten „labil“ auf. Monatliche Rückgänge der Frühindikatoren fanden zudem in Norwegen, Italien und Frankreich statt. In allen drei Ländern waren es die zweiten Rückgänge in Folge. Hier zeigt sich einmal mehr die europäische Wachstumsdivergenz: Länder wie beispielsweise Schweden und Deutschland können gemessen an den Frühindikatoren im internationalen Vergleich gut mithalten, während sich Griechenland in einer Rezession befindet.

4. Zum wiederholten Mal hat sich die Wachstumsdynamik der globalen Frühindikatoren abgeschwächt. Bislang war diese Abschwächung alles andere als überraschend. Vielmehr wurden wir anfangs noch von der hohen globalen Wachstumsdynamik positiv überrascht. Es ist gut möglich, dass auch in den kommenden beiden Monaten nochmals schwächere monatliche Zuwachsraten gemeldet werden. Nach unserem Konjunkturszenario sollten sich darüber hinaus die globalen Frühindikatoren dann aber langsam stabilisieren.

Rudolf Besch - Analyst bei der Dekabank

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