Welche Folgen hätte ein Ölpreis von 100 Dollar?
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- Brent Crude ÖlKursstand: 71,175 $/Barrel (Commerzbank CFD) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
New York (Godmode-Trader.de) - Die steigenden Rohölpreise stellen einen weiteren Gegenwind für die Weltwirtschaft dar. Rohöl kostete zuletzt fast 73 Dollar je Barrel der Nordseesorte Brent (aktuell 71 USD). Zum Jahreswechsel waren es nur rund 54 Dollar gewesen. Seither ist der Ölpreis also zwischenzeitlich um mehr als 35 Prozent gestiegen.
Während höhere Preise aufgrund einer starken Nachfrage typischerweise eine robuste Weltwirtschaft signalisieren, ist das derzeit vorherrschende knappe Angebot ein negativ zu wertender Aspekt.
Vieles wird davon abhängen, wie nachhaltig sich die hohen Notierungen erweisen. Die Öl-Exportländer werden einen Einnahmeschub generieren, während die Verbraucher die Kosten an der Tankstelle zu tragen haben, was die Inflation anheizen und die Nachfrage beeinträchtigen könnte. Letztendlich kommt es zu einer Situation, in der die hohen Ölpreise für alle Beteiligten am Wirtschaftskreislauf schädliche Auswirkungen entfalten können.
Die Folgen sind unterschiedlicher Natur. Steigende Ölpreise belasten das Einkommen und die Ausgaben der Haushalte und beschleunigen die Inflation. Als weltweit größter Ölimporteur ist China verwundbar, viele Länder in Europa sind ebenfalls auf Energieimporte angewiesen. Eine sich verlangsamende Weltwirtschaft wird auch die Nachfrage belasten und damit die Preise unter Kontrolle halten.
Sollte der Brent-Preis über 100 Dollar steigen, könnte er das weltweite Wachstum nachhaltig bremsen. Laut Bloomberg unter Berufung auf eine Analyse von Oxford Economics würde ein Brent-Preis per Ende 2019 ein um 0,6 Prozent geringeres globales Bruttoinlandsprodukt bedeuten als derzeit bis Ende 2020 prognostiziert. „Wir sehen erhöhte Risiken für deutlich höhere Ölpreise“, zitierte Bloomberg die Oxforder Ökonomen John Payne und Gabriel Sterne. „Kurzfristig ist es wahrscheinlich, dass die Auswirkungen auf das Angebot durch eine höhere Produktion anderswo ausgeglichen werden, aber der Markt wird enger und alles, was man dafür braucht, ist ein weiterer Angebotsschock auf dem Markt und Rohöl könnte 100 Dollar erreichen."
Emerging Markets sind auf der Liste der ölproduzierenden Länder vorne mit dabei. Die aufgrund der höheren Öl-Notierungen steigenden Einnahmen dieser Länder könnten dazu beitragen, die Haushalte und Leistungsbilanzdefizite zu sanieren, so dass die Regierungen die Ausgaben erhöhen könnten, um Investitionen anzuschieben. Zu den Gewinnern hoher Ölpreise gehören laut einer Analyse von Nomura Saudi-Arabien, Russland, Norwegen, Nigeria und Ecuador. Die Nicht-Öl-produzierenden Schwellenländer, die Leistungsbilanz- und Haushaltsdefizite aufweisen, laufen Gefahr, dass Kapitalabflüsse und Druck auf die Währungen ausgelöst werden, was wiederum die Inflation anheizen würde. Das wiederum wird Regierungen und Zentralbanken zwingen, ihre Optionen abzuwägen: Die Zinsen zu erhöhen, auch wenn sich das Wachstum verlangsamt, oder das Risiko einer Kapitalflucht in Kauf nehmen. Auf der Verliererliste von Nomura stehen die Türkei, die Ukraine und Indien.
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