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11:54 Uhr, 03.01.2023

Weizen: Angebotsrisiken bleiben hoch

Das Weizenangebot aus der Ukraine dürfte für die Dauer des Krieges laut Commerzbank-Analystin Thu Lan Nguyen deutlich geringer ausfallen dürfte als zuvor. Bislang lagen die Weizenausfuhren etwas mehr als 50 Prozent unter dem Niveau der Vorsaison und eine wesentliche Besserung zeichnet sich nicht ab.

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Die Weizenpreise haben 2022 eine Achterbahnfahrt hinter sich gebracht. Nachdem sie aufgrund von Angebotssorgen im Zuge des Konflikts zwischen der Ukraine und Russland, zwei der weltweit wichtigsten Weizenexporteure, in die Höhe geschossen waren, schien es zeitweise im Dezember, dass der an der CBOT gehandelte Terminkontrakt für US-Weizen das Jahr im Minus beenden könnte, wie Commerzbank-Analystin Thu Lan Nguyen in der jüngsten Ausgabe von „Rohstoffe kompakt“ schreibt.

Zuletzt habe er sich in etwa beim Jahresanfangsniveau stabilisieren können. Der in Europa an der Euronext gehandelte Preis notiere zwar nach wie vor auf höheren Niveaus als zu Jahresbeginn, sei jedoch seit seinem Oktober-Hoch ebenfalls um rund 17 Prozent gefallen, wobei der Preisrückgang weit weniger stark ausgefallen sei als bei seinem US-Pendant, der unter der Verschlechterung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit für US-Weizen aufgrund des festen US-Dollar zu leiden hatte, heißt es weiter.

„Ein wesentlicher Grund für den Preisrückgang dürften die erwarteten Rekordernten in Top-Produzenten-Ländern wie Russland und Australien wie auch der Fortsetzung des Getreideabkommens zwischen Russland und der Ukraine sein. Wir halten den Preisrückgang angesichts der anhaltenden Angebotsrisiken allerdings für übertrieben. In dieser Einschätzung wurden wir nicht zuletzt durch den jüngsten WASDE-Bericht des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA) bestärkt“, so Nguyen.

Darin habe das USDA seine Prognose für das globale Weizenangebot gesenkt, trotz Aufwärtsrevision der australischen Ernte. Zurückzuführen sei dies auf eine stärkere Abwärtsrevision der argentinischen wie auch kanadischen Ernten. Gleichzeitig habe es die Prognose für die russische Ernte erneut unverändert bei 91 Millionen Tonnen belassen, obwohl Marktbeobachter in Russland mit einer Ernte in Höhe von 100 Millionen Tonnen rechneten. Dennoch habe das USDA aber immerhin der Verlängerung des Getreideabkommens Rechnung getragen, indem es seine Exportprognosen für die Ukraine wie auch Russland leicht angehoben habe, heißt es weiter.

„Unserer Ansicht nach bleiben die Angebotsrisiken mit Blick auf die Schwarzmeerregion jedoch hoch. Zwar mögen sich die Ukraine und Russland vergangenen Monat auf eine Verlängerung des Getreidekorridors geeinigt haben, der die aufgrund des Krieges blockierten Ausfuhren aus der Ukraine seit dem Sommer wieder erlaubt. Jedoch hatten beide Seiten Änderungen des Abkommens angestrebt, auf die man sich aber offensichtlich nicht einigen konnte, weshalb es erneut nur um weitere 120 Tage verlängert wurde“, so Nguyen.

Die ukrainische Seite habe jedoch gehofft, den Getreidekorridor für mindestens ein Jahr sichern zu können und zudem einen weiteren Hafen als Anlaufpunkt einzubeziehen. Russland habe seinerseits u.a. die Erleichterung von Düngemittelausfuhren als Bedingung gestellt. Es sei keinesfalls sicher, dass eine Einigung bis zum abermaligen Auslaufen des Abkommens im März ohne Weiteres erzielt werden könne - nicht zuletzt auch aufgrund der Gefahr einer neuerlichen Eskalation des militärischen Konflikts -, so dass die Unsicherheit hinsichtlich einer Fortsetzung des Getreidekorridors jederzeit erneut deutlich steigen und die Preise in die Höhe treiben könnte. So sei etwa ein erneutes temporäres Aussetzen des Abkommens, wie es im November der Fall gewesen sei, möglich, heißt es weiter.

„Hinzukommt, dass das Weizenangebot aus der Ukraine für die Dauer des Krieges wohl deutlich geringer ausfallen dürfte als zuvor. Bislang lagen die Weizenausfuhren etwas mehr als 50 Prozent unter dem Niveau der Vorsaison und eine wesentliche Besserung zeichnet sich nicht ab“, so Nguyen.

Der Vize-Landwirtschaftsminister des Landes habe erst kürzlich gewarnt, dass die Aussaatfläche des Winterweizens fast 40 Prozent geringer als im Vorjahr ausfallen würde, was auch zu geringeren Exporten führen dürfte, heißt es weiter.

„Wir haben angesichts des jüngsten Preisrückgangs unsere Weizenprognosen gesenkt, erwarten allerdings für die nächsten Quartale weiterhin einen Anstieg der Preise aufgrund anhaltender Angebotsrisiken im Zuge des Ukraine-Krieges - im Falle des an der CBOT gehandelten Terminkontrakts auf 840 US-Cents je Scheffel und für den Euronext-Preis auf 330 Euro je Tonne“, so Nguyen.

Unter der Annahme, dass der Getreidekorridor jedoch auch über Mitte-März hinaus verlängert werde, können sie sich vorstellen, dass die Unsicherheit sinke und die Preise bis Ende kommenden Jahres auch nachhaltig in Richtung 800 US-Cents je Scheffel in den USA bzw. 280 Euro je Tonne in Europa fallen würden, heißt es abschließend.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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