Kommentar
15:52 Uhr, 04.07.2014

Was die RWE-Aktie mit dem Silberpreis zu tun hat...

Warum die meisten Anleger immer wieder hereinfallen, wenn ihnen die Börse eine lange Nase macht. Und was man daraus lernen kann...

Kontra-Anleger müssen lernen, um die Ecke zu denken. Ein gutes Beispiel, wie sich interessante antizyklische Chancen sehr frühzeitig herausfiltern lassen, sind die Aktien des Essener Energiekonzerns RWE (WKN 703712). Die Quartalszahlen, die das DAX-Unternehmen kürzlich vorgelegt hatte, waren eigentlich eine Enttäuschung – doch dem Aktienkurs hat die kalte Dusche nicht geschadet. Ganz im Gegenteil: Nach einer Schrecksekunde hat die Aktie umgehend wieder in den Vorwärtsgang geschaltet. Aus antizyklischer Sicht ist das ein sehr gutes Zeichen.

Dass die Insider seit einiger Zeit so viele eigene Anteilsscheine kaufen, wie schon lange nicht mehr, unterstreicht die starke Vorstellung des Aktienkurses...

Zunächst ein paar Zahlen: Die Umsatzerlöse des Konzers waren im ersten Quartal um neun Prozent auf 14,7 Milliarden Euro zurückgegangen. Das EBITDA war um 16 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro eingebrochen und hatte damit die Analystenerwartungen deutlich verfehlt. Das für die Dividendenzahlungen relevante Nettoergebnis war um 36 Prozent auf 838 Millionen Euro abgestürzt.

Doch die Überraschung folgte auf dem Fuße: Die Aktie brachte das trübe Zahlenwerk nur vorübergehend unter Druck. Ein kurzer Ausflug unter die 200-Tage-Linie wurde anschließend umgehend wieder ausgebügelt. Die folgende Abbildung zeigt das. Achten Sie auf die rote Markierung.

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Aus antizyklischer Sicht ist es sehr zu begrüßen, wenn schlechte Nachrichten derart zügig weggesteckt werden. Die Beobachtung spricht dafür, dass defensive Titel wie Versorger oder Pharmawerte in den kommenden Wochen wieder stärker gefragt sein werden. Nebenbei bemerkt weisen auch die Aktien der Deutschen Telekom (WKN 555750) in diese Richtung.

Bemerkenswert ist der Blick auf die langfristige Kursentwicklung in der folgenden Abbildung. Der Verlauf der vergangenen zehn Jahre auf Monatsbasis zeigt, dass der Aktienkurs den wichtigen Zwölfmonats-Durchschnitt (blaue Linie) nun schon seit fast neun Monaten verteidigen kann. Und noch etwas fällt auf: Anders als in den Jahren 2009 und 2012 konnte die wichtige Hürde diesmal bei deutlich steigenden Umsätzen übersprungen werden. Achten Sie auf die blaue Markierung sowie die beiden roten Linien. Die Beobachtung spricht dafür, dass der RWE-Aktie die langfristige Trendwende diesmal gelingen dürfte.

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Erfreulich ist auch die deutliche Zunahme der Insider-Aktivitäten. In den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres haben die Manager deutlich mehr RWE-Aktien gekauft als während des gesamten Vorjahres.

Beteiligt haben sich an den Käufen auch Firmenchef Peter Terium, der Ende Mai ein Aktienpaket im Wert von stattlichen 638.000 Euro eingekauft hat, sowie Finanzchef Bernhard Günther, der in ähnlicher Größenordnung zugegriffen hat. Hinzu kommen die Käufe von Personalchef Uwe Tigges, der kürzlich ein Aktienpaket im Gesamtwert von 676.000 Euro eingesammelt hat.

Auf die Käufe von Finanzvorstand und Firmenchef achten wir ganz besonders, weil niemand bessere Einblicke in die Geschäftsentwicklung hat - das gilt auch für alle Bankanalysten und Finanzexperten.

Die relative Stärke der Aktie, wie auch die sehr massiven Insider-Käufe sprechen dafür, dass die Durststrecke für die Aktionäre allmählich zu Ende gehen könnte. Nicht vergessen sollte man in diesem Zusammenhang, dass die Zeit defensiver Aktien erst dann wieder anbrechen wird, wenn die breiten Märkte in den Korrekturmodus einschwenken. Auch wenn sich die Dauerbullen das derzeit kaum vorstellen können, wird das irgendwann unweigerlich auf der Agenda stehen. Und meist ist es klug, sich schon in Bewegung zu setzen, wenn die Masse noch selig schlummert...

Aufgewacht!

Gar nicht schläfrig präsentiert sich aktuell der Silberpreis. Auch hier gibt es Beobachtungen, die aus antizyklischer Sicht hochinteressant sind: Ungeachtet des ausgeprägten Pessimismus bei den Edelmetallen ist die gleitende Zwölfmonats-Durchschnittslinie seit dieser Woche erstmals seit 28 (!) Monaten wieder aufwärts gerichtet. Die folgende Grafik zeigt den Silberpreis seit 2002 auf Monatsbasis. Die Betrachtung macht deutlich, wie bedeutend der Zwölfmonatsdurchschnitt ist. Achten Sie auf die blaue Linie:

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Wird sie nachhaltig überwunden und zeigt zudem ansteigende Tendenz, dann stehen die Chancen auf stark steigende Silbernotierungen außerordentlich gut. Umgekehrt gilt: Fällt der gleitende Zwölfmonats-Durchschnitt, dann bleibt beim Silber kein Stein auf dem anderen. Will heißen: Massive Kursverluste sind dann die Regel. Auch der MACD hat vor wenigen Tagen ein Kaufsignal geliefert, was die Aufwärtsbewegung des gleitenden Monatsdurchschnitts noch unterstreicht (rote Markierung in der Abbildung oben).

Interessant ist das vor dem Hintergrund, dass die eigentlich saisonal schwachen Monate für das Silber gerade erst beginnen. Es könnte daher sein, dass auch hier - wie schon andernorts - althergebrachte Börsenregeln nicht mehr funktionieren und statt einer Sommerflaute in den kommenden Wochen völlig unerwartet eine heiße Silberparty die meisten Anleger auf dem falschen Fuß erwischt. Kontra-Anleger wird das dann nicht überraschen – die meisten anderen dagegen schon.

Was wir daraus lernen können? Letztlich bleibt sich die Börse immer treu und führt die Masse der Investoren an der Nase herum...

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Zum Autor:

Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG, und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de und www.antizyklischer-aktienclub.de

7 Kommentare

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  • student
    student

    Ich stelle mir aber die Frage, wenn die Aktien von den Notenbanken nicht mehr gepusht werden können, ob dann nicht eine Korrektur von 38% die natürliche Reaktion wäre, das Vertrauen der Käufer zurückzugewinnen. Was auch immer: die niedrig bewerteten Aktien von RWE und E.ON sind es wert gekauft zu werden. zumal die Dividendenrendite von 4% das eingesetzte Kapital gut verzinst.

    Im übrigen freue ich mich immer, wenn Herr Hoose seine Leser immer zum denken anregt. Auch wenn seine Denkanstöße nicht bei allen gut ankommen. ;-))))))

    10:57 Uhr, 05.07. 2014
    1 Antwort anzeigen
  • 280a
    280a

    Das ist aber selten, dass nicht sofort nach der Veröffentlichung ihres Kommentars die Beleidigungen beginnen! Ich lese ihre Beiträge gerne, auch heute wieder sehr interessant! Danke! Machen sie bitte so weiter :-)

    23:29 Uhr, 04.07. 2014
    2 Antworten anzeigen