Kommentar
10:43 Uhr, 17.01.2017

Warum Geldanlage selbst gemacht besser ist

Wenn wir die Wahl haben zwischen Muttis selbst gebackenen Sonntagskuchen und dem aus der Tiefkühltruhe, dann wählen wir? Kennen Sie auch ein paar Autofans, die auf Handwäsche statt der Waschanlage schwören?

Was ist besser, der Burger von der Fast-Food-Kette an der Autobahn oder der selbst belegte beim Grillabend mit Freunden?

Oder wenn wir ein neues Haushaltsgerät wie eine Waschmaschine benötigen, kaufen wir das erste Produkt, das uns der freundliche Verkäufer im Geschäft empfiehlt oder vergleichen wir vorher im Internet?

In vielen Bereichen des täglichen Lebens hat sich „Do-It-Yourself“ als erfolgreiche Strategie durchgesetzt. Nur bei der Geldanlage glauben wir noch, dass wir diese Entscheidungen einem Fachmann überlassen sollten. Leider mit schmerzhaften Enttäuschungen und hohen Kosten.

Ich bin der Überzeugung, dass man Geldanlage nicht delegieren kann. Das ist wie Sport treiben oder gesund ernähren. Manche Dinge im Leben muss man selbst machen. Natürlich ist es erlaubt, sich Unterstützung durch einen Personaltrainer oder Coach zu holen, um Abkürzungen beim Lernen zu nehmen, aber letztlich kann uns niemand die Wahl zwischen der Joggingrunde im Wald und der Vorabendserie auf der Couch abnehmen.

Ähnlich ist es bei der Geldanlage mit Wertpapieren. Die Entscheidung, wie viel Risiko unser Portfolio verträgt, ob wir uns mit 50 % Aktienquote wohler fühlen als mit 80 % oder 100 %, die kann uns niemand abnehmen.

Der Grund ist so simpel wie logisch. Es ist unser Geld, das wir anlegen möchten. Nicht das der Bank oder des Beraters. Wir müssen Verantwortung für unser Geld und unsere Entscheidungen übernehmen, um erfolgreich an den Märkten zu werden.

Ich glaube, dass es letztlich nur zwei Gründe sind, die Menschen davon abhalten ihre Vermögensbildung selbst in die Hand zu nehmen.

Das sind Unwissenheit und Faulheit.


1. Fehlendes Wissen

Wenn wir den Finanzmärkten das erste Mal begegnen, dann ist das wie eine Reise in ein fremdes Land am anderen Ende der Welt. Wir verstehen die Sprache nicht, wir kennen die Gewohnheiten nicht und am Anfang treten wir in fast jedes Fettnäpfchen.

Ein großer Fehler ist zu denken, dass man alles wissen muss. Lösen wir uns von diesem Gedanken und geben wir doch ohne Scheu zu, dass wir mit Begriffen wie Dividende, Thesaurierung oder Kupon nichts anfangen können, ist der erste große Schritt zum Erfolg gemacht. Wir alle sind Experten auf einem bestimmten Gebiet.

Vielleicht sind Sie ein guter Sportler, eine Koriphäe in Ihrem Beruf oder der Mittelpunkt Ihres Freundeskreises. Es ist illusorisch zu glauben, dass wir alles im Leben wissen oder können müssen.

Fehlendes Wissen ist die Wurzel allen Übels falscher Entscheidungen.

Wenn wir ein Finanzprodukt kaufen, bei dem wir nicht ganz verstehen, wie es funktioniert, dann zahlen wir entweder zu hohe Gebühren, verdienen eine zu niedrige Rendite oder erleiden im schlimmsten Fall eine finanzielle Bruchlandung.

Egal ob wir beraten werden oder uns selbst für eine Geldanlage entscheiden, die Verantwortung tragen wir immer selbst. Spätestens wenn wir das Kleingedruckte unterschreiben.

Warum also nicht gleich verstehen wie ein Finanzprodukt funktioniert und nach einer besseren Alternative Ausschau halten.

Wenn wir die Wahl zwischen einer Waschmaschine mit hoher Leistung, geringem Verbrauch und günstigem Preis haben und einer, die teurer und schlechter ist, dann entscheiden wir uns intuitiv für das bessere Gerät. Wenn wir unsicher sind, lesen wir Bewertungen oder Verbrauchertests. Warum also nicht das gleiche bei Finanzprodukten und Fonds machen?


2. Bequemlichkeit

Der Grund dafür ist unsere Trägheit. Das Leben ist schon aufregend genug und dann sollen wir uns nach Feierabend noch mit diesem leidigen Thema Geldanlage beschäftigen? „Ich hab' da jemanden, der sich darum kümmert“ klingt dann wie die perfekte Lösung.

Das Problem ist, dass diese Lösung eine Illusion ist. Die Verantwortung für unser Geld tragen wir immer selbst oder haben Sie schon von einem Fondsmanager gehört, der seine Anleger für Verluste entschädigt?

Es führt also letztlich kein Weg am Selbermachen vorbei.

Wenn wir ein wenig Wissen aufgebaut haben, z.B. dass die Geldanlage mit Fonds und ETFs maximal ein paar Stunden Zeit im Jahr in Anspruch nimmt, dann sinkt die mentale Hürde sich des Themas selbst anzunehmen.

Es ist ein wohlgepflegter Irrglaube, dass man für eine langfristige Vermögensbildung ständig die Börsenkurse beobachten muss oder jeden Tag den Finanzteil der Zeitung zu studieren hat. Es ist natürlich auch ein liebevoll gehegtes Image der Finanzwelt, dass sie kompliziert und hektisch wirkt. Umso komplexer und undurchdringlicher mir als Konsument das Thema erscheint, desto eher bin ich bereit auf die Dienstleistung von Experten oder Produkte zurückzugreifen.

Vielleicht haben Sie auch schon die Erfahrung gemacht, dass die Lösung eines komplexen Problems manchmal ganz einfach ist. Lesen Sie dazu bitte auch den Artikel: ETF-Anlage: Warum „Keep it simple“ so schwierig ist.

Wenn Ihnen dieser Beitrag gefällt, dann klicken Sie bitte jetzt auf Jakob Penndorf folgen, um keine Artikel oder Videos zu verpassen.

Viele Grüße
Jakob Penndorf

Folgen Sie mir auf Guidants! Ich veröffentliche dort regelmäßig Beiträge zu allgemeinen Finanzthemen

11 Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen
  • Ragazzo
    Ragazzo

    Es heißt, dass ETF `S erfolgreicher sind als Fonds. Vorher sollte man aber die ETF - Zusammensetzung und die Markttrends kennen.

    09:56 Uhr, 23.01. 2017
  • jh2015
    jh2015

    ....und wenn ich einen Blinddarm habe oder einen Bandscheibenvorfall nehme ich mir das Büchlein - "kleine chirurgische Eingriffe selbstgemacht". Da muss ich doch nicht eigens in ein Krankenhaus.

    16:37 Uhr, 17.01. 2017
    1 Antwort anzeigen
  • Arnold Klenke Geld-Trainer
    Arnold Klenke Geld-Trainer

    Hallo Herr Penndorf, ich kann Sie gut verstehen. Nach 25 Jahren Vermögensberatung weiß ich, wie wichtig es ist, dass Kunden wissen, worum es bei Geldangelegenheiten geht. Leider fehlt vielen die Neugier, Motivation und Begeisterung für das Thema Geld und Wohlstand. Heute als Geld-Trainer helfe ich Menschen ihren Geld-Typ zu ermitteln, der ihre Stärken beim Umgang mit Geld aufdeckt und sie so fasziniert, dass sie das Thema Geld selber erforschen wollen - mit Freude, Erfüllung und Erfolg.

    15:17 Uhr, 17.01. 2017
    1 Antwort anzeigen
  • RandyMarsh
    RandyMarsh

    Es gibt für so ziemlich jedes Thema gute Bücher, welche einem entsprechendes Wissen gut aufbereitet vermitteln, egal ob für den Hausbau oder Grundlagen der Finanzmärkte etc.

    Selbst wenn ich jemanden anderes mit der operativen Ausführung einer Arbeit beauftrage, so möchte ich doch wissen, was derjenige überhaupt tut und wofür ich ihn bezahle.. Von der Beurteilung der Arbeit ganz zu schweigen.

    13:23 Uhr, 17.01. 2017
    1 Antwort anzeigen
  • oneEXITnoRETURN
    oneEXITnoRETURN

    wenn ich mir ein haus bauen möchte, aber überhaupt keine ahnung vom handwerk habe, dann versuche ich doch auch nicht mir alles selbst beizubringen - ich suche doch dann entsprechende fachleute auf, die in dieser matreie entsprechend qualifiziert sind und bezahle diese dann - nur die wenigsten haben überhaupt die freie zeit um sich überhaupt ein grundverständnis von finanzmärkten- produkten anzueignen

    12:50 Uhr, 17.01. 2017
    1 Antwort anzeigen
  • Ricco
    Ricco

    sehr schöner Artikel

    11:53 Uhr, 17.01. 2017
    1 Antwort anzeigen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Jakob Penndorf
Jakob Penndorf

Jakob Penndorf teilt seit 2015 seine Expertise als Finanz- und Tradingexperte auf GodmodeTrader und Guidants, den Finanzportalen der BörseGo AG. Er startete seine Karriere als Börsenhändler und Analyst bei einer Wertpapierhandelsbank, war Berater und Fondsmanager für Asset Manager in Frankfurt am Main und Gründer eines Finanztechnologie-Unternehmens in Berlin. Jakob Penndorf hat zahlreiche Lehrgänge absolviert, u.a. ist er akkreditierter Berater der namhaften Investmentgesellschaft Dimensional Funds Advisors (DFA) aus den USA, deren Vorstand und Verwaltungsrat führende Finanzforscher wie Kenneth French, Roger Ibbotson oder Eugene Fama angehören. Jakob Penndorf veröffentlichte zahlreiche Fachartikel über Börsenstrategien, Anlegerverhalten und technische Handelssysteme. Er trainiert Unternehmer, Börsenhändler und Investoren im Umgang mit Risiken an den Finanzmärkten.

Mehr Experten