Warum Bitcoins keine Alternative sind
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Vor ca. 25 Jahren gab es in Deutschland ein als „Investment“ getarntes Pyramidenspiel namens „Top 12“. Es basierte auf folgendem Prinzip: Man wurde „angeworben“ und zahlte an die werbende Person direkt 100 DM. Außerdem wurden Gebühren für den Veranstalter fällig, nach meiner Erinnerung waren das 70 DM, weitere 100 DM gingen in einen Topf, der im weiteren Verlauf Bedeutung bekam. Die Aufgabe bestand nun darin, zwei weitere Personen zu finden, die auch jeweils 270 DM zahlten. Damit hatte man eine Ebene unter sich geschaffen. Nach 12 pyramidenförmig angeordneten Ebenen sollte es zu einer monströsen Ausschüttung kommen, die sich aus dem Topf speiste.
Ich kann mich gut erinnern, dass auch gebildete Menschen auf diesen offensichtlichen Betrug hereinfielen bzw. Opfer ihrer Gier wurden. Top 12 war irgendwann verschwunden, und es kamen Nachfolger mit lustigen Namen wie Schatzinsel, Pilotenspiel u.ä.
Wenn ich heute Bitcoins beobachte, muss ich viel an damals denken.
Wenn für Sie Bitcoins ein völlig neues Gebiet sind, dann lesen Sie sich bitte erst ein. Mein Kollege Oliver Baron hat eine hervorragende Einführung zu dem Thema geschrieben: http://www.godmode-trader.de/nachricht/Bitcoins-Ein-genauerer-Blick-I,a3065317.html und http://www.godmode-trader.de/nachricht/Bitcoins-Ein-genauerer-Blick-II,a3069460.html
Die Bitcoins sind angetreten, eine neue Währung darzustellen und wurden doch bisher nichts anderes als ein Zocker-Instrument. Sehen Sie sich dazu einfach nur den Kurs-Verlauf an der größten Bitcoin-Börse MtGox an: https://www.mtgox.com/
Die Tatsache, dass der eine oder andere Onlineshop Bitcoins inzwischen als Zahlungsmittel akzeptiert, ist derzeit nicht viel mehr als Fassade. Es geht bei Bitcoins, jedenfalls zum jetzigen Zeitpunkt, nur um Zockerei. Kein Geschäftsmann kann mit einer derart extrem schwankenden „Währung“ eine verlässliche Kalkulationsbasis haben.
Die größte Schwäche von Bitcoins, und es gibt viele, ist aus meiner Sicht die Tatsache, dass buchstäblich NICHTS dahintersteht. Es gibt keine Deckung durch irgendetwas. Bitcoins sind verschlüsselte digitale Einheiten, die anonyme Transfers ermöglichen. Das ist aber zu wenig angesichts des Anspruchs, gegen das weltweite Fiat-Money anzutreten. Dieses ist zwar auch durch nichts gedeckt, wird aber immerhin von Staaten ausgegeben. Und nebenbei ist es gesetzliches Zahlungsmittel.
Auch das vermeintliche Killer-Feature, die strikte Limitierung auf maximal 21 Mio. Bitcoins, kann nicht vollends überzeugen. Mag sein, dass es niemals mehr als 21 Mio. Bitcoins geben wird. Aber es gibt schon jetzt drei ernstzunehmende größere (Namecoin, Litecoin, PPCoin) und gut zehn kleinere Konkurrenten. Potenziell ist die Zahl der möglichen Parallelwährungen unendlich. Wenn Bitcoins einen Anspruch auf Lieferung von z.B. Silber „verbriefen“ würden, wäre das kein Problem. Dem ist aber nicht so. Und hier komme ich zurück auf die Pyramidensysteme der 80er Jahre. Wenn das eine stirbt, kommt das nächste. Es bleibt nichts als heiße Luft. Man kauft in der Hoffnung darauf, jemand zu finden, der mehr bezahlt als man selbst.
Hinzu kommt die Bedrohung durch staatliche Regulierung. Es ist unwahrscheinlich, dass die Schöpfer des Geldes tatenlos zusehen werden, wie in der digitalen Welt Parallel-FiatMoney-Universen entstehen.
Es liegt in der Natur deratiger Spekulationsblasen, dass eine sinnvolle Prognose hinsichtlich der Dauer und Intentität des Hypes nicht möglich ist. Bitcoins könnten auf 1000 oder 10000 steigen oder auch wieder auf 100 oder 10 fallen. Das liegt in den Händen der Spekulanten.
Es ist ganz bestimmt nicht so, dass es keinen Bedarf für parallele elektronische Währungen gibt, die nicht von Staaten initiiert sind. Da die einfache Konvertierbarkeit in Waren das KO-Kriterium für eine als Währung gelten wollende Zahlungseinheit das Killer-Kriterium ist, sprich die Möglichkeit damit einzukaufen, sind die natürlichen Favoriten für eine aussichtsreiche Bitcoin-Nachfolge die Topplayer des Internets und E-Commerce: Google, Facebook, Amazon, Apple. Ob diese Giganten allerdings eine weitere Konfrontation mit dem Gesetzgeber suchen, darf man bezweifeln. Schon die rabiaten Steuervermeidungsstrategien der Internet-Giganten treffen auf wenig Freude bei den Finanzbehörden. Einen Krieg mit den Notenbanken werden sie zumindest nicht aktiv suchen.
An einer Digitalisierung des Geldwesens führt auf lange Sicht aber sicher kein Weg vorbei. Bargeld ist ein Anachronismus. Aus Sicht des Staates würde ein Ende des Bargeldes viele Probleme lösen – von der Erschwerung der Schwarzarbeit bis hin zur Unmöglichkeit von Bankenruns. Dieses kommende staatliche elektronische Geld ist aber etwas völlig anderes als Bitcoins, deren wesentliches Merkmal ja gerade die Anonymität ist.
Bis zur endgültigen Beseitigung der Geldscheine und –münzen wird aber sicher noch viel Zeit vergehen. Wer schon mal versucht hat, seinen Großeltern die Bedienung eines Smartphone näher zu bringen weiß warum.
Ihr
Daniel Kühn
2 Kommentare
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