Ist Facebook das neue Yahoo?
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Dazu müssen Sie wissen, dass Yahoo zur Jahrtausendwende zu den Top-Internetunternehmen gehörte. Die Userbase war mit einigen 100 Mio. riesig, die Marktmacht groß. Aber Yahoo hatte ein großes Innovationsproblem. Neue Unternehmen kamen aus dem Nichts und mussten nicht auf die Eigenheiten der Stamm-Kundschaft Rücksicht nehmen; denn sie hatten keine. Yahoo dagegen konnte auf der eigenen Stammplattform Yahoo.com nichts umwerfend Neues versuchen; jede zu gewagte Design-Änderung barg das Risiko, dass die User meuterten.
Google kam mit einem damals nicht nur bahnbrechenden Suchalgorithmus, sondern auch die Startseite war bis auf das Unverzichtbare reduziert, was in Vor-DSL-Zeiten ein mächtiger Wettbewerbsvorteil war.
Amazon beherrschte wiederum zunehmend den E-Commerce-Bereich.
Yahoo drohte also in der Bedeutungslosigkeit zu versinken. Doch 2006 eröffnete sich eine Riesenchance, das Blatt zu wenden. Ein junges Social Media-Unternehmen stand für die damals schon beachtliche Summe von 1 Mrd. USD zum Verkauf. Die Aufsichtsräte beider Gesellschaften waren sich bereits einig. Der junge CEO und Großgesellschafter des Startups hatte seinem Aufsichtsrat nämlich mitgeteilt: wenn jemals jemand 1 Mrd. bietet, dann macht den Deal! Eigentlich wollte er aber gar nicht verkaufen.
Kurz vor dem Closing kam der damalige Yahoo-Chef Semel auf den heute absurd anmutenden Gedanken, dass 1 Mrd. USD zu viel seien. Den Floh hatte ihn sein CFO, ein harter Controller, ins Ohr gesetzt. Er bot dem CEO nur noch 850 Mio. USD an.
Der CEO des Startups sah nun seine Chance, das Geschäft, das er im Herzen ohnehin nicht wollte, abzulehnen.
Es war Marc Zuckerberg, das Startup war Facebook!
Im Herbst 2007 kaufte schließlich Microsoft einen 1,6%-Anteil an Facebook auf einer Bewertungsbasis von 15 Mrd. USD.
Weil das Yahoo-Management 15% sparen wollte, ging dem Unternehmen der größte Deal aller Zeiten durch die Lappen. Facebook ist Stand heute mehr als 150 Mrd. USD an der Börse wert.
Marc Zuckerberg dürfte daraus eine Lektion gelernt haben. Wenn es um strategisch wichtige Übernahmen geht, dann sei nicht knausrig! So ist besser verständlich, warum er für Instagram, WhatsApp und zuletzt Oculus riesige Summen auf den Tisch legte, ohne mit der Wimper zu zucken.
Dabei kommt ihm natürlich auch der immense Börsenwert von Facebook zu Hilfe, denn der Großteil der Übernahmen wird mit neuen Aktien bezahlt.
Täuscht man sich also, wenn man befürchtet, Facebook könnte zu einem neuen Fall Yahoo werden? Wahrscheinlich. Eher wird man sich Sorgen machen müssen, dass Zuckerberg im Kampf um die Vorherrschaft im Internet noch gewaltigere Summen ausgeben wird. Dem Unternehmen drohen in den Folgejahren dann nicht nur hohe Abschreibungen, sondern irgendwann wird auch der Cash knapp, wenn der Übernahme-Appetit anhält.
2013 konnte Facebook einen operativen Cashflow von gut 4 Mrd. USD verbuchen - diese Summe ging alleine für den Cashanteil an der WhatsApp-Übernahme drauf. Zum Vergleich: Hauptgegner Google kommt auf einen operativen Cashflow von fast 19 Mrd. USD.
Eines muss man jedenfalls festhalten: Bisher hat Zuckerberg offensichtlich alles richtig gemacht. Eine gehörige Portion Vertrauensvorschuss ist daher absolut angebracht.
Daniel Kühn
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