Kommentar
09:07 Uhr, 28.07.2018

Warren Buffett: War vielleicht alles nur Glück?

Warren Buffett ist der wohl erfolgreichste Investor aller Zeiten. Aber worauf basiert sein Erfolg? Ein erstaunliches Zufallsexperiment könnte die Antwort liefern.

Das Argument, dass erfolgreiche Anleger und Trader vielleicht nur deshalb erfolgreich sind, weil sie einfach Glück hatten, ist nicht neu. Auch Starinvestor Warren Buffett machte bereits in den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts mit diesem Argument seine Bekanntschaft. Anlass war eine Rede von Michael Jensen, einem Professor an der University of Rochester, der argumentierte, dass es bei einer sehr großen Zahl von Anlegern zwangsläufig eine geringe Zahl von Investoren geben werde, die allein durch Zufall eine deutlich höhere Rendite erzielen würden als der Gesamtmarkt.

Haben erfolgreiche Investoren einfach nur Glück?

Lässt man eine große Anzahl von Menschen mehrmals in Folge eine Münze werfen, so wird es auch ein paar wenige Menschen geben, die sehr häufig „Kopf" oder „Zahl" hintereinander werfen. Dies bedeutet aber nicht, dass diese Menschen im Münzwerfen besonders gut sind. Ihr Erfolg sei einfach zufallsbedingt und dem „Gesetz der großen Zahlen" geschuldet, sagte Jensen. Als Anhänger der Theorie der effizienten Märkte argumentierte Jensen, dass es beim Investieren ähnlich sei: Erfolgreiche Investoren wie Warren Buffett hätten einfach zufällig die „richtigen" Anlageentscheidungen getroffen. Mit Können habe das nichts zu tun.

Warren Buffett antwortete auf das Argument von Jensen mit einem Essay namens „The Superinvestors of Graham-and-Doddsville". Buffett wies in diesem Text darauf hin, dass er keinesfalls der einzige Investor war, der mit dem von Benjamin Graham und David Dodd entwickelten Ansatz des „Value Investings" eine Outperformance erzielt hatte und verwies auf zahlreiche andere Anleger (die Buffett meist sehr gut kannte), die einen ähnlichen Erfolg erzielt hatten. Verantwortlich sei dafür eben nicht Glück, sondern die richtige Strategie, nämlich der Value-Ansatz von Graham und Dodd, so Buffett in seinem Essay. Der Kerngedanke der Value-Strategie, dass eine günstige Bewertung von Aktien zu einer Outperformance führen kann, ist inzwischen auch von der Finanzwissenschaft mehr oder weniger anerkannt (siehe auch: Gute Aktien finden mit dem Fünf-Faktoren-Modell).

Punktsieg für Buffett

Im Jahr 2013 war die Frage, worauf der Erfolg Buffetts beruhte, auch Gegenstand einer wissenschaftlichen Untersuchung mit dem Titel „Buffett's Alpha". Die drei Autoren der Studie kamen zu dem Schluss, dass die phänomenale Performance von Buffett nicht etwa dem Zufall oder Insiderkenntnissen geschuldet ist, sondern in erster Linie auf der Stockpicking-Strategie des „Orakels von Omaha“ basiert.

Der Grund für Buffetts „Alpha", also seiner signifikanten Überrendite gegenüber dem Gesamtmarkt, ist nach Einschätzung der drei Experten ganz einfach die Investition in „günstige, sichere Qualitätsaktien". Der Erfolg von Buffetts Anlageentscheidungen wurde durch eine moderate Nutzung von Hebeleffekten verstärkt. So investierte Buffett nicht nur mit eigenem Geld, sondern auch mit sehr günstigem Fremdkapital. „Buffetts Renditen scheinen weder Glück noch Magie zu sein, sondern sind vielmehr Belohnung für die Nutzung von Hebeleffekten in Verbindung mit einem Fokus auf preiswerte und sichere Qualitätsaktien", heißt es in der Untersuchung.

Ist jeder zehntausendste Investor ein Warren Buffett?

Mit der Studie aus dem Jahr 2013 könnte die Frage, ob Buffett vielleicht einfach nur Glück hatte, beendet sein. Aber das ist sie natürlich nicht. Denn letztlich liefert auch die wissenschaftliche Untersuchung keine Antwort auf die Frage, wie wahrscheinlich es genau ist, bei einer rein zufälligen Anlagestrategie eine Performance zu erzielen, die diejenige von Warren Buffett in den Schatten stellt.

Genau diese Frage stellten sich drei Vermögensverwalter der US-Firma Newfound Research nun allerdings in einem Blogbeitrag. Geht man davon aus, dass Buffetts Erfolg ausschließlich auf Glück basiert und dass alle Anleger zufällig Portfolios zusammenstellen, die ähnlich stark schwanken wie das von Buffett, braucht es „nur" 5.875 Anleger, um mit 99 Prozent Wahrscheinlichkeit einen darunter zu haben, der erfolgreicher ist als Warren Buffett.

„Ganz plötzlich scheint Buffett nicht mehr ganz so besonders zu sein", schreiben die drei Experten in ihrem Blogbeitrag.

Die folgende Grafik zeigt die Überrendite von 10.000 simulierten Investoren, die seit dem Jahr 1980 rein zufällige Anlageentscheidungen getroffen haben. Zwei Investoren (Linien in orange) hätten rein zufällig eine bessere Rendite erzielt als Buffett (blaue Linie). Bei Millionen von Anleger ist es also gar nicht so unwahrscheinlich, dass es eine Handvoll Anleger geben wird, die eine phänomenale Rendite ähnlich wie die von Buffett erzielen. Ein Beweis für ein besonderes Können ist das aber nicht.

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Quelle: Newfound Research, verändert

Trotzdem erscheint es unwahrscheinlich, dass Buffetts Erfolg allein auf Zufall basiert. Denn im Jahr 1980, in dem die Vermögensverwalter ihre Simulation der zufälligen Investoren beginnen lassen, hatte Buffett bereits mehrere Jahrzehnte hinter sich, in denen er als Anleger sogar noch deutlich erfolgreicher war als in späteren Jahren. Je länger der Zeitraum ausfällt, auf den sich das Zufallsexperiment bezieht, desto unwahrscheinlicher wird es allerdings, dass die starken Überrenditen nur dem Zufall geschuldet sind.

Die folgende Grafik zeigt die von Buffetts Investmentholding Berkshire Hathaway erzielten Überrenditen gegenüber dem S&P 500. Die erfolgreichsten Jahre waren für Buffett bzw. seine Investmentholding Berkshire Hathaway tatsächlich vor 1980. Mit der Zeit nahm seine Überrendite merklich ab. Inzwischen ist sie tatsächlich kaum noch existent. Das dürfte verschiedene Gründe haben. Wahrscheinlich wurde der Markt tatsächlich effizienter und Buffett fand immer weniger deutliche Fehlbewertungen, die er im Rahmen seiner Value-Strategie ausnutzen konnte. Außerdem verwaltete Buffett immer größere Summen, sodass es für ihn tendenziell schwieriger wurde, den Markt outzuperformen.

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Die Frage, ob erfolgreiche Trader und Anleger vielleicht einfach nur großes Glück haben, wird sich nie völlig eindeutig beantworten lassen. Im Falle von Warren Buffett scheint „Können" eine erhebliche Rolle gespielt zu haben. Trader und Anleger sollten aber im Hinterkopf behalten, dass der Zufall auf jeden Fall einen sehr großen Einfluss auf den Anlageerfolg haben kann. Auch dann, wenn man Warren Buffett heißt.


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7 Kommentare

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  • backstage
    backstage

    Was hier völlig vergessen wurde, ist die Rolle des seit 30 Jahren fallenden Zinses für die outperformance eines Buffett-Portfolios mit langer Duration. Diesen Anteil mal herauszurechnen aus der performance fände ich sehr interessant.

    08:29 Uhr, 25.07. 2018
  • Lucky Luciano
    Lucky Luciano

    Also, die Kommentatoren vorhin haben schon recht, nur weil einer als Erster das erreicht hat was Buffet erreicht hat, heißt es noch lange nicht daß sein Stern ewig leuchten wird! Jeder Stern verglüht einmal. Ich finde auch, daß er die Gunst der Stunde, in seiner Anfangszeit, genutzt hat und durch buchhalterische und STEUERLICHE Tricks Berkshire aufgebaut hat. Er hat ein hochverschuldetes Unternehmen aus einer anderen Branche aufgekauft und diese Schulden genutzt um erstmal keine Steuern auf seine "neu ausgerichtete Firma" zu bezahlen. Und daß er in der letzten Finanzkrise erneut große Aktienpakete von "vor der Pleite stehenden Finanzfirmen" gekauft hat um sich kostenlose, bzw. niedirg verzinste Kredite selbst zu geben um anderweitig zu investieren, das zeugt davon, wie gewieft der Alte ist! Solche Möglichkeiten haben heutzutage nur noch die Großen im Markt, diejenigen die in allen Lagen ihre fette Gewinne machen, so oder so! Was macht der Gute in der momentanen Lage an der Wall Streeet, wo alle Indizes so weit oben stehen? Der kann kaum Gewinne realisieren ohnen den Markt einstürzen zu lassen und er ist nicht alleine da, da sind nocht unzählige Hedgefonds und Milliardäre die nicht wissen wie sie durch die enge Tür herauskommmen....

    08:27 Uhr, 25.07. 2018
  • German2
    German2

    es ist kein Glück sondern eher Frontrunning...die Werte die er kauft steigen eben , nur weil er sie kauft...die Schaar rennt hinterher ... grosse Kust ist das nicht

    23:08 Uhr, 24.07. 2018
  • Der Euro
    Der Euro

    Was ist Glück? Wir alle sind unglaubliche Glückspilze. Die Chance, das wir so sind war ~300.000.000:1, als Mami und Papi damals... Der Zufall ist immer mit ein Vater/Mutter des Erfolgs. Siehe auch Steven Bradbury, der für mich schönsten Geschichte olympischer Winterspiele. War der jetzt nur ein Glückspilz? Oder braucht es verdammt viel Durchsetzungsvermögen, um überhaupt an olympischen Spielen teilnehmen zu dürfen? Kann Warren Buffett gut mit Geld umgehen? Ist er vielleicht overhyped und einfach nur ein sehr disziplinierter Buchhalter? Ich will nicht mit seinem Leben tauschen, aber gut investiert hat er.

    16:41 Uhr, 24.07. 2018
  • Chronos
    Chronos

    Blinde Zitate vom Orakel, die niemand auch nur im Ansatz etwas bringen.

    Buffet ist ein Ami, damit reiner Dollar-Bulle mit sehr guten Kontakten in Politik und Wirtschaft.

    In Russland nennt man das einen Oligarchen.

    Sein Anfang ist eine Steueroase, Delaware, dann Aufnahme durch riesige Privatkredite, also

    Hebel und auch Shorts. Man sollte halt sein Buch gelesen haben.

    Er liegt seit gut 20 Jahren ziemlich heftig daneben und kann sich in der Performance

    alleine mit apple und cash auf Highlevel halten- dagegen steht Coca Cola, die ohne Dividende kaum was bringen.

    Er hat (selbst zugegeben) die meisten Sachen verschlafen zu haben / alleine Microsoft

    Erst Altria, BASF, Diaego dann MüRü oder selbst reine Amiwerte wie Walt Disney oder Home Depot, Starbucks, Dominos pizza hat er liegen lassen...

    Der letzte Flop war ja wohl, das er eigene Aktien von Berkshire kauft (keine Dividende)!!

    Damit karikieret er sich selber. Außer es gibt bald ein Dividende zumindest auf den A-Stock

    Da sollte es ihm selbst den Magen umdrehen, aber ETF´s kosten halt und seine dutzende Printmedien sind auch kein burner….

    Alleine blackrock überholt ihn mal auf der Standspur....und für mich unfassbar das er so blind zitiert wird wie die "sell in may" Story.

    16:02 Uhr, 24.07. 2018
  • tschak
    tschak

    Sein Vater war auch schon auf der Wall Street. Der Alte ist nun einfach alt geworden und hat aber schon in den einfachsten Börsenjahren (also 1951 bis 1959) erkannt -folgend seinem Papa und Ben Graham- dass der ZINSESZINS Alles in den Schatten stellt, solange Du einfach lange mitmachst, NICHT GIERIG bist, und alt wirst :-)

    16:00 Uhr, 24.07. 2018
  • Chronos
    Chronos

    xxx

    15:45 Uhr, 24.07. 2018

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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