Kommentar
13:55 Uhr, 04.09.2013

Wann kommt der Richtungswechsel am Aktienmarkt?

Der verhaltene Arbeitsmarktbericht in den USA hat die Skeptiker der von aller Realität losgelösten Notenbankpolitik des unbegrenzten billigen Geldes zunächst wieder in die Schranken verwiesen. Über kurz oder lang dürfte allerdings das Rückführen der Stützungskäufe durch die US-Notenbank Fed

Wann kommt der Richtungswechsel am Aktienmarkt?

Der verhaltene Arbeitsmarktbericht in den USA hat die Skeptiker der von aller Realität losgelösten Notenbankpolitik des unbegrenzten billigen Geldes zunächst wieder in die Schranken verwiesen. Über kurz oder lang dürfte allerdings das Rückführen der Stützungskäufe durch die US-Notenbank Fed anstehen. Anleger könnten schon jetzt auf Reverse-Bonus-Zertifikate mit hohen Puffern setzen.

Genau das wollten die bullisch gestimmten Anleger am vergangenen Freitag sehen: Einen US-Arbeitsmarkt der mit 175.000 neu geschaffenen Stellen außerhalb der Landwirtschaft und einer für April wieder etwas nach unten revidierten Zahl nur ein moderates Wachstum andeutet. Auf der anderen Seite stieg die Arbeitslosenquote leicht auf 7,6 Prozent. Die Konsequenz: Die US-Notenbank kann den monatlichen Aufkauf von Anleihen in Höhe von 85 Mrd. US-Dollar also weiter unvermindert fortsetzen und die Märkte mit Liquidität fluten. So mancher skeptische Anleger hatte im Vorfeld der Zahlen schon erste Anzeichen eines Umdenkens befürchtet. Die Marktreaktion ließ auch nicht lange auf sich warten und katapultierte DAX und Co. bis Handelsende um rund zwei Prozent nach oben. Denn die laut „Interhyp-Zinskommentar“ in den vergangenen Wochen um 0,5 Prozent auf 2,1 Prozent gestiegenen Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen können der Wiederaufnahme der Aufwärtsbewegung bislang ebenso wenig anhaben wie von der Inflationsfront noch immer kein Ungemach droht. Es könnte also in den kommenden Wochen und Monaten mit der Hausse durchaus weitergehen und die sowieso schon relativ moderate Konsolidierung bereits wieder vorüber sein. Auf ein ähnliches Szenario weist die aktuelle Sentix-Analyse hin, die auf die Marktstimmung schaut.

Mit hohem Puffer auf die „falsche“ Richtung setzen

Aber dass an der Börse alles und sogar das Gegenteil davon möglich ist, wusste schon Börsenlegende André Kostolany. Investoren, denen die positive Sichtweise vieler Institutioneller doch etwas zu weit geht, könnten aktuell auch zweigleisig fahren und den „Spieß“ einfach mal umdrehen. Zu denken wäre an sogenannte Reverse-Bonus-Zertifikate mit einem relativ komfortablen Puffer. Wie hoch dieser sein muss, um auch bei weiter haussierenden Märkten noch ruhig schlafen zu können, muss natürlich jeder Anleger selbst beurteilen. Die Commerzbank bietet seit kurzem bis Juni 2014 laufende Produkte auf den DAX mit Barrieren jenseits der 10.000-Punktemarke an.

Positive Renditen selbst bei DAX über 10.000 Punkten

Das konservativste Papier besitzt eine Barriere bei 10.250 Punkten (CZ6S53). Da Investoren bei Bonus-Zertifikaten auf fallende Notierungen genau spiegelverkehrt zu klassischen Long-Produkten denken müssen, liegt die für den Erhalt der Bonus-Struktur maßgebliche Schwelle vom aktuellen Referenzkurs aus gesehen auf der Oberseite und das Bonus-Niveau darunter. Der Deutsche Aktienindex könnte bei dem Produkt also noch über 23 Prozent steigen ohne das es zu einem Schwellenereignis kommen würde. Allerdings muss der Anleger beachten, dass die Seitwärtsrendite nur knapp zwei Prozent beträgt. Fährt man das Risiko nur leicht höher und greift zu Papieren mit um 100 (CZ6S52) bzw. 200 Punkten (CZ6S51) niedrigeren Barrieren lässt sich die Bonus-Rendite auf mehr als drei bzw. sogar fast fünf Prozent steigern. Sollte der Markt unter die Bonus-Levels fallen, sind aufgrund des fehlenden Caps wie bei klassischen Bonus-Zertifikaten auch noch höhere Renditen möglich.

Reverse-Bonus-Zertifikate haben ihre Eigenheiten

Allerdings muss auch bei der Reverse-Variante das hier zwischen knapp zehn und elf Prozent liegende Aufgeld berücksichtigt werden, das sich diesmal nicht wie bei Long-Papieren auf den Indexkurs selbst, sondern konstruktionsbedingt auf den inneren Wert des zugrundeliegenden Puts bezieht. In jedem Fall verteuert es das Investment und lässt das Zertifikat bei einem Durchbrechen nach unten entsprechend weniger stark steigen. Wichtig in diesem Zusammenhang ist bei der Short-Version auch die sogenannte Basis, deren doppelter Wert quasi einer Art natürlichem Nullpunkt auch Reverse-Level genannt entspricht. Liegt sie unterhalb des aktuellen Referenzkurses, ist auch der Reverse-Level niedriger, wobei sich daraus automatisch ein gewisser Hebeleffekt ergibt. Im umgekehrten Fall bei höheren Werten für Basis und Reverse-Level reagiert das Zertifikat etwas unterproportional auf Kursveränderungen des Basiswerts. Wer auf dem aktuellen Niveau nach einer möglichst marktkonformen Absicherungsmöglichkeit über ein Reverse-Bonus-Zertifikat sucht, sei an das erst vor einigen Wochen an dieser Stelle vorgestellte Produkt mit gleicher Laufzeit (CZ5ZVH) erinnert. Ausgestattet mit einer Basis bei 8.000 Punkten beträgt das Aufgeld hier lediglich ein Prozent. Allerdings hat die Barriere bei 9.250 Punkten auch nur noch gut elf Prozent Luft nach oben.

Cap sorgt für höhere Seitwärtsrendite

Statt auf einfache Reverse-Bonus-Zertifikate mit nur relativ geringen Seitwärtsrenditen zu setzen, könnte für Anleger auch ein Produkt mit zusätzlichem Cap interessant sein. Das Manko: Die Gewinnmöglichkeit ist dabei auf den Bonusbetrag begrenzt. Zwei entsprechende Papiere der RBS (AA7M49) und der Commerzbank (CZ6S2N) ebenfalls mit einer Laufzeit bis Juni 2014 erbringen je nach Ausstattung bei einem Puffer von über 20 Prozent (Barriere: 10.000 Punkte) aktuell eine maximale Seitwärtsrendite zwischen acht- und neuneinhalb Prozent. Wer nach einem Produkt für die nächsten drei Jahre mit einem möglichst hohen Puffer Ausschau hält, findet bei der österreichischen Raiffeisen Centrobank (RCB) ein noch bis 19. Juni zeichenbares Reverse-Capped-Bonus-Zertifikat auf den DAX. Die Absicherung beträgt hier stolze 35 Prozent, was momentan einem Indexstand von 11.210 Punkten entsprechen würde. Die maximal erzielbare Seitwärtsrendite beträgt bei dem Langläufer 16 Prozent.

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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