Kommentar
12:35 Uhr, 04.08.2014

Deutsche Bank – wie viele „Leichen“ liegen noch im Keller?

Die Aktie der Deutschen Bank hat in diesem Jahr bereits eine beispiellose Talfahrt hinter sich. Anleger könnten jetzt mit etwas defensiveren Discount- und Bonus-Strukturen in beiden Richtungen agieren.

Erwähnte Instrumente

  • Discount Zertifikat auf Deutsche Bank
    Kursstand: 22,33 € (Börse Frankfurt) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • Bonus Zertifikat auf Deutsche Bank
    Kursstand: 27,34 € (Börse Frankfurt) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
    VerkaufenKaufen

Gibt man in Verbindung mit dem Begriff „Skandal“ den Namen der Deutschen Bank bei Google ein, braucht man nicht lange zu suchen und erhält dabei sogar ganze Skandal-Chroniken, die wie bei „facing-finance.org“ von diversen Finanzbeziehungen zu weltweit umstrittenen Firmen über Zinswetten und die Manipulation von Libor- und Euribor-Sätzen bis hin zu zweifelhaften Immobiliengeschäften kurz vor dem Beginn der Finanzkrise und umstrittenen Zwangsräumungen in den USA reichen, um nur einige Fälle zu nennen. Inzwischen wurde laut „n-tv.de“ sogar der Führungszirkel eigens um eine „Skandal-Managerin“ erweitert, um all die noch laufenden Verfahren im Austausch mit den weltweiten Aufsichtsbehörden abzuhandeln. Eigentlich genügt auch ein Blick auf den Aktien-Chart, um das ganze Ausmaß der Problemfelder ausloten zu können. So ging es allein im laufenden Jahr bereits um über 25 Prozent nach unten, nachdem sich das Papier 2013 noch mit gut fünf Prozent im Plus halten konnte. Zuletzt kam bei etwas mehr als 26 Euro sogar wieder ein Hauch von Stabilität in die Aktie zurück, nachdem in den Medien spekuliert wurde, dass der Konzern sein Sparprogramm „Operational Excellence, das bis Ende 2015 etwa 4,5 Mrd. Euro an Einsparung bringen soll, noch einmal um weitere 2,5 Mrd. Euro bis 2018 aufstocken wolle. Fast postwendend bekam der Wert aber gleich wieder Schlagseite, als eine weitere Klage in den USA wegen angeblicher Manipulation des Silberpreises zusammen mit der britischen HSBC und der kanadischen Bank of Nova Scotia bekannt wurde.

Ist die Aktie jetzt ein Kauf?

Vor diesem Hintergrund fragen wir gerade unsere User in der wöchentlichen Online-Umfrage auf www.boerse-go.de, ob sie momentan in das skandalträchtige Papier investieren würden. Bislang zeichnet sich ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen denjenigen ab, die den DAX-Titel derzeit nicht einmal mit der Kneifzange anfassen würden und solchen, die der Aktie auf dem aktuellen Niveau durchaus ein gewisses Erholungspotential zubilligen und sie sogar als spekulativen Kauf ansehen. Ganz frisch kamen auch die Zahlen für das zweite Quartal der Deutschen Bank, die zumindest beim Gewinn vor Steuern über den Erwartungen der Analysten lagen. Überzeugen konnte dabei vor allem das Investmentbanking und die Vermögensverwaltung, während das Privatkundengeschäft eher enttäuschte. Aus gutem Grund wurden die Rückstellungen für die zahlreichen anhängigen Gerichtsverfahren noch einmal um weitere 470 Mio. Euro auf insgesamt 2,2 Mrd. Euro aufgestockt. Bereits im Juni hatte man ja nicht zuletzt für diesen Zweck bereits 8,5 Mrd. Euro über eine Kapitalerhöhung bei den Investoren locker gemacht.

Discounter mit 17 % Rabatt

Die Aktie der Deutschen Bank bietet also jede Menge an Spekulationsspielraum. Geht die Talfahrt unvermindert weiter und wird aus charttechnischer Sicht die aktuelle „Bärenflagge“ wie erwartet nach unten gebrochen oder ist der Boden jetzt doch schon langsam erreicht? Wie fast immer lässt sich die individuelle Meinung zu dem Basiswert am besten über eine Zertifikate-Struktur abbilden. Wer mit einer möglichst defensiven Position auf eine längerfristige Erholung setzen möchte, könnte beispielsweise zu einem bis Ende 2017 laufenden Discounter der UBS (US6HMZ) greifen. Der Vorteil: Er steigt schon einmal mit einem ansehnlichen Rabatt von knapp 17 Prozent in die Aktie der Deutschen Bank ein, was ihm selbst bei einem Cap von 30 Euro eine aktuelle Seitwärtsrendite von mehr als 20 Prozent einbringen würde. Sollte der Wert in den verbleibenden dreieinhalb Jahren auch noch die bis zum Höchstbetrag fehlenden 12,5 Prozent gutmachen, winkt dem Anleger sogar die Maximalrendite von fast 35 Prozent bzw. 9,14 Prozent p.a.

Discount-Zertifikat auf die Deutsche Bank:

WKN

Emi.

Discount-Typ

Cap

Discount

Fälligkeit

Seitwärts-Rendite

Briefkurs

US6HMZ

UBS

Classic

30 €

16,90 %

22.12.17 

34,65 %

9,14 % p.a.

22,26 €

Bonus-Klassiker mit hohem Puffer und niedrigem Einstiegspreis

Die Wahl könnte natürlich auch auf eine Bonus-Struktur fallen. Wer hier mit einer stärkeren Aufwärtsbewegung bei der Aktie rechnet, könnte bei einem Bonus-Klassiker die Seitwärtsrendite etwas vernachlässigen und stattdessen auf ein günstiges Produkt mit einem ordentlichen Puffer setzen. Ein ebenfalls bis Dezember 2017 laufendes Papier der UBS (US5L8J) bietet dem Investor mit einer Barriere bei 18 Euro aktuell einen Puffer von mehr als 32 Prozent. Die Bonusrendite fällt dafür mit gut sieben Prozent bzw. etwas mehr als zwei Prozent p.a. relativ bescheiden aus, kann aber durch entsprechende Kursgewinne bei der Aktie sogar ganz leicht gehebelt weiter gesteigert werden. Denn das Papier wird statt dem sonst üblichen Aufgeld sogar mit einem Abschlag von 2,25 Prozent gehandelt. Sollte die Aktie also um 20 Prozent zulegen wäre der Anleger hier mit einem Plus von knapp 23 Prozent dabei. Anleger die etwas mehr Wert auf den Seitwärtsertrag legen, könnten zu einem fast deckungsgleichen Produkt der Schweizer (US5UBB) greifen, bei dem lediglich der Bonus-Level statt bei 28 bei 32 Euro liegt. Allein dadurch ergibt sich eine deutlich attraktivere Seitwärtsrendite von 17,78 Prozent bzw. immer noch 4,93 Prozent p.a. Leider ist das Zertifikat auch etwas teurer, wobei sich das Aufgeld mit 1,93 Prozent gerade für den relativ langen Zeitraum von dreieinhalb Jahren noch deutlich in Grenzen hält. Im Vergleich der beiden Papiere dürfte die Wahl in den meisten Fällen sofort auf das letztere Produkt mit der 2-stelligen Bonusrendite fallen, doch sollte die Aktie der Deutschen Bank am Ende genau bei dessen höherem Cap von 32 Euro notieren, wären bei dem günstigeren Produkt mit dem 28er-Cap sogar 22,89 Prozent statt der 17,78 Prozent Seitwärtsrendite drin. Der richtigen individuellen Einschätzung des Kurspotentials der Aktie kommt bei der Entscheidung also eine wichtige Bedeutung zu.

Bonus-Zertifikate auf die Deutsche Bank:

WKN

Emi.

Bonus-Typ

Barriere

Puffer

Bonus-Level/Cap

Fälligkeit

Seitwärts-Rendite

Aufgeld

US5L8J

UBS

Classic

18 €

32,48 %

28 €/-

22.12.17 

7,44 %

2,13 % p.a.

-2,25 %

US5UBB

UBS

Classic

18 €

32,48 %

32 €/-

22.12.17 

17,78 %

4,93 % p.a.

1,93 %

Short-Bonus-Papiere mit 2-stelliger Seitwärtsrendite

Anleger, die mit weiteren Abgaben bei der Aktie rechnen, könnten über eine Bonus-Struktur auch auf fallende Kurse spekulieren. Um hier ein relativ interessantes Chance-Risiko-Profil zu erzielen, bieten sich Reverse-Bonus-Zertifikate mit Cap an. Ein bis Juni 2015 laufendes Papier von Goldman Sachs mit einer Barriere bei 34 Euro (32,48 Prozent Puffer) und einem Bonus-Level und Cap bei 24 Euro (GT85PQ) bietet aktuell eine maximale Seitwärtsrendite von 10,36 Prozent bzw. 11,53 Prozent p.a. Das Aufgeld beläuft sich dabei auf akzeptable 2,40 Prozent. Ein zweites Zertifikat der Amerikaner (GT85PW) unterscheidet sich nur durch die etwas üppigere Barriere von 36 Euro (35,01 Prozent Puffer), sowie die etwas längere Laufzeit bis Dezember 2015. Die Maximalrendite beträgt bei dieser etwas defensiveren Ausstattung 11,87 Prozent bzw. immer noch 8,32 Prozent p.a. Das Aufgeld liegt bei nur einem Prozent.

Reverse-Bonus-Zertifikate auf die Deutsche Bank:

WKN

Emi.

Bonus-Typ

Barriere

Puffer

Bonus-Level/Cap

Fälligkeit

Seitwärts-Rendite

Aufgeld

GT85PQ

GS

Reverse-Capped

34 €

32,48 %

24 €/24 €

24.06.15 

10,36 %

11,53 % p.a.

2,40 %

GT85PW

GS

Reverse--Capped

36 €

35,01 %

24 €/24 €

23.12.15 

11,87 %

8,32 % p.a.

1,05 %

Der Börse Go Tipp:

Die Deutsche Bank kommt einfach nicht aus den negativen Schlagzeilen, was das Potential des hierzulande gerne auch als Klassenprimus bezeichneten Geldhauses einschränkt. Für Anleger ergeben sich dabei insbesondere im etwas längeren Laufzeiten-Bereich durchaus interessante Einstiegs-Chancen über Discount-, Bonus- oder sogar Reverse-Bonus-Zertifikate. Ein komfortabler Puffer sollte dabei allerdings immer an Bord sein.

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

2 Kommentare

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  • Protheus
    Protheus

    Soll man eines der besten Bankhäuser Europas zu einem Preis kaufen, der sich rational nur durch die gleichzeitig auftrendende Menge an negativen Neuigkeiten und den Fokus in den Medien erklären lässt?

    Soll man überhaupt jetzt in der Korrektur, die sicher wieder wie 2008 endet und die ans Ende der Welt führen wird, etwas kaufen?

    Wann, wenn nicht jetzt? Andere dürfen gerne warten, bis die Bewertungen wieder so hoch sind wie der Kurs und alles super aussieht. Es gibt hier deswegen schöne Einstiegskurse, weil die Bank ein paar Probleme hat. Nur kann man Probleme mit Geld und klugen Köpfen lösen. Beides hat die Deutsche Bank.

    19:27 Uhr, 04.08.2014
  • Kein Nickname -
    Kein Nickname -

    da hat wohl der Superberater unserer Kanzlerin ganze Arbeit geleistet. Glückwunsch Herr Ackermann.

    Höchste Zeit den aus der Versenkung zu holen und zur Rechenschaft zu ziehen. Aber hier passiert vermutlich nichts, weil eben besagter Josef Ackermann persönlicher Kanzlerberater war. Damit würde man wohl das gesamte Konstrukt in Frage stellen und noch mehr Leichen zu Tage fördern.

    18:43 Uhr, 04.08.2014

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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