Wann ist ein Land alt?
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Berlin (BoerseGo.de) - Guido Lingnau, Fondsmanager bei der Guliver Finanzberatung, beschäftigt sich seit mehr als zehn Jahren mit der Demografie in den Ländern weltweit und ihren Auswirkungen auf Gesellschaft, Wirtschaft und Finanzmärkte. In seiner aktuellen Analyse stellt er die Frage: Wann ist ein Land alt? Nach Ansicht des Experten ist diese Frage nicht eindeutig zu klären, gibt es doch dafür verschiedene Anhaltspunkte. Einmal wird das Verhältnis zwischen jüngeren und älteren Menschen in einer Gesellschaft als Kennziffer genutzt. Doch was sind junge und was sind ältere Menschen? Auch hierfür gibt es unterschiedliche Definitionen. Auch das Durchschnittsalter dient manchmal als Kennziffer für das Alter eines Landes.
Laut Lingnau ist die wahrscheinlich am meisten genutzte Kennziffer das sogenannte Medianalter. Dabei wird festgestellt, bei welchem Alter 50 Prozent der Bevölkerung jünger und älter als dieses Medianalter ist. Für seine Berechnungen über altersbedingte Entwicklungen in einer Volkswirtschaft eignet sich dieses Medianalter der gesamten Volkswirtschaft als Kennziffer nicht. Es kann allenfalls genutzt werden, um einzelne Entwicklungen näher zu beschreiben. "Ich nutze das Medianalter der zahlenmäßig stärksten Fünfjahres-Altersgruppe. Diese Fünfjahresgruppe ist näherungsweise mit der als Babyboomer bezeichneten Gruppe identisch. Mir geht es also um das Alter der Babyboomer“, so der Experte.
Seine bisherigen Untersuchungen hätten gezeigt, dass die Babyboomer gleich doppelt das Geschehen in einer Gesellschaft maßgeblich beeinflussen. Erstens sei es die Summe der Angebots- und Nachfrageimpulse, die von dieser zahlenmäßig stärksten Altersgruppe gesetzt werden. Da die Impulse für Angebot und Nachfrage zu einem großen Teil altersabhängig sind, ändern sie sich in einer Gesellschaft mit dem Lebensalter der Babyboomer. Zweitens habe das Verhalten der Babyboomer auch Auswirkungen auf andere Altersgruppen, die sich teilweise an das Verhalten der Babyboomer anpassen. Das geschieht durch die öffentliche Stimmung, auch Herdenverhalten genannt – verstärkt wird diese Stimmung durch die Medien, die Werbung und die Politik.
Nach Meinung von Lingnau wird eine Babyboomer-Generation meist durch eine vorübergehend hohe Geburtenzahl begründet. In manchen Ländern hatten Ein- und Auswanderung ebenfalls einen Einfluss auf die Bildung oder den "Untergang" einer dominierenden Generation.
"Die Definition einer festen Babyboomer-Gruppe ist nicht so einfach“, erklärt der Experte resümierend. „Bei ähnlich starken Altersgruppen muss ein Kampf für den künftigen Entwicklungstrend in einer Volkswirtschaft sorgen. Auch wenn eine neue stärkste Gruppe das Erwerbsleben erreicht, sind solche Kämpfe zu beobachten. Dieser Kampf ist manchmal blutig, wie man es in Libyen beobachten konnte oder geht relativ friedlich vonstatten, wie zum Beispiel in den USA im Jahr 1980", so Lingnau.
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