Kommentar
10:00 Uhr, 24.09.2009

Wann geht der Hausse die Luft aus?

Seit einiger Zeit schreibt mir ein Leser (der Autor bleibt in seinen Zuschriften interessanterweise stets anonym) in regelmäßigen Abständen Emails, in denen er eine neuen Super-Hausse ankündigt. Ich werde schon noch sehen, so lautete seine Drohung, dass ich mit meiner pessimistischen Einschätzung vollkommen daneben liege.

Um das einmal ganz klar zu sagen: Es ist ja wunderbar, dass die Aktienkurse steigen, auch wir freuen uns darüber. Und wir profitieren natürlich auch davon: Die Liste unserer Aktien-Empfehlungen, die sich innerhalb weniger Monate im Kurswert verdoppelt haben, wird lang und länger. Doch wir werden deshalb nicht im Wechsel der Jahreszeiten unsere Meinung ändern.

Erst gestern habe ich das einem alten Freund erklärt, der sich bislang auch nicht vorstellen kann, dass uns das dicke Ende dieser Weltwirtschaftskrise erst noch bevorsteht. Dabei ist das alles so einfach, dass der gesunde Menschenverstand vollkommen ausreicht, um die Zusammenhänge zu verstehen: Wir haben es mit einer Krise zu tun, die ausgelöst wurde durch ein Zuviel an billigem Geld. So weit sind sich nahezu alle Beobachter einig. Worin sie sich nicht einig sind, das sind die Schlussfolgerungen, die daraus zu ziehen sind.

Wir sehen das folgendermaßen: Die Probleme, die durch die Unmenge an billigen Krediten hervorgerufen wurden, werden nun in einem Meer an Liquidität ertränkt. Am Verhalten der Akteure ändert sich jedoch rein gar nichts. Alles geht so weiter wie bisher.

Es ist tatsächlich so, als würde man der Feuerwehr den Auftrag erteilen, den Brandherd mit Benzin zu löschen. Warum nur tun sich viele Zeitgenossen so schwer damit, zu verstehen, dass dies nicht funktionieren kann und nicht funktionieren wird?

Die unfassbare Liquiditätsflut ist nebenbei bemerkt auch der Grund dafür, warum derzeit die Kurse aller Asset-Klassen steigen: Ob Aktien, Rohstoffe oder Anleihen – alles wird teurer – und zwar nicht, weil die Konjunktur so „toll“ aussieht, sondern weil das herumvagabundierende Geld in die verschiedenen Anlageklassen strömt und dort auf der Jagd ist nach Rendite. Die Kurse steigen, weil Banken, Fonds und andere Großanleger nicht mehr wissen, wohin mit all dem Geld.

Etwas ketzerischer könnte man es auch so formulieren: Anstatt die Wirtschaft mit den dringend benötigten Krediten zu versorgen, nehmen die Finanzhäuser das billige Geld der Notenbanken gerne entgegen – um damit erstens die eigenen Bilanzen aufzupolieren und um zweitens mit Spekulationsgeschäften den einen oder anderen Euro zu verdienen.

Übrigens waren wir vor einigen Monaten so ziemlich die Einzigen, die einer Bärenmarktrally etwa beim Dow Jones ein Kurspotential bis 10.000 oder gar 10.500 Punkten zugetraut haben. Mittlerweile liest man solche Kursprognosen wieder öfter, was allerdings auch keine Kunst ist.

Was die Experten, die das jetzt verkünden, nicht sehen wollen: Weltweit sind die Produktionskapazitäten der Industrie so wenig ausgelastet wie noch nie seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Vorräte werden nur ergänzt, wenn es gar nicht anders geht. Damit dürfte sich die These, der Aufschwung könne durch die wachsende Nachfrage der Unternehmen weiter angetrieben werden, schon bald als Illusion erweisen.

Nehmen wir etwa den Deutschen Maschinenbau: Der Auftragseingang lag im Juli 2009 um 43 Prozent (!) unter dem Ergebnis des Vorjahres. Das teilte der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA) kürzlich mit.

Und wer wissen möchte, wie sich das Auftragsvolumen in diesem Jahr insgesamt entwickelt hat, der braucht starke Nerven. Die folgenden Zahlen geben jeweils den Vorjahresvergleich an:

- Januar minus 42 Prozent

- Februar minus 49 Prozent

- März minus 35 Prozent

- April minus 58 Prozent

- Mai minus 48 Prozent

- Juni minus 46 Prozent

- Juli minus 43 Prozent

Mit anderen Worten: Die angebliche Erholung, die derzeit überall gefeiert wird, ist an einer der tragenden Säulen der deutschen Wirtschaft spurlos vorüber gegangen. Doch den Börsen ist das egal, die Kurse steigen. Die vielfach beschworene Liquiditätshausse, jetzt ist sie da. Und man kann sich heute schon an fünf Fingern abzählen, wie das ausgehen wird: Wieder wird eine Blase platzen und Unsummen an Kapital vernichten. Die Frage ist allerdings, ob es noch einmal so glimpflich ablaufen wird wie beim letzten Mal. Wir glauben nicht daran. Auch aus diesem Grund würden wir jetzt Gold und Silber kaufen, was die Geldbörse hergibt. Doch das ist das langfristige Bild.

Leider sieht es kurzfristig nicht viel besser aus. Wie Sie wissen, achten wir bei unseren Analysen besonders auf den US-amerikanischen Transportindex. Hier sind seit vergangener Woche gleich mehrere Warnsignale auszumachen. Sie reichen von negativen Divergenzen bei einigen Indikatoren, wie dem MACD (rote Linien), bis hin zu verdächtigen Umsatzanstiegen in der Nähe eines mutmaßlichen oberen Wendepunktes (blaue Markierung), sehen Sie selbst:

Wie wir die Lage einschätzen und was wir unseren Lesern raten, das lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs, die vor wenigen Tagen erschienen ist.

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Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter [Link "www.antizyklischer-börsenbrief.de" auf www.antizyklischer-b%C3%B6rsenbrief.de/... nicht mehr verfügbar] und www.antizyklischer-aktienclub.de

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