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14:09 Uhr, 10.05.2021

Wachsende Nachfrage: Holzexport steigt überdurchschnittlich

Die Weltwirtschaft erholt sich von der Corona-Krise. Das ist die gute Seite der Medaille. Die schlechte ist: Dass die Sorgen um knappe Rohstoffe und Lieferprobleme bei Vorprodukten zunehmen. Einer dieser knappen Rohstoffe ist Holz.

Frankfurt (Godmode-Trader.de) - Corona-Pandemie, Bauboom, Waldbrände in den USA, oder Streitigkeiten im Welthandel, auch zwischen den USA und Kanada. Die Vereinigten Staaten gieren nach dem Rohstoff Holz und sind auf ihrer Suche in Deutschland, immerhin Europas größten Produzenten, fündig geworden. Viel deutsches Holz wanderte nach Amerika, noch mehr nach China. Mit dem steigenden Weltmarktpreis hat sich auch hierzulande der Holzpreis stark verändert.

Dass der hiesige Holzmarkt in Schieflage geraten ist, lässt sich an folgenden Zahlen verdeutlichen, die das Statistische Bundesamt heute veröffentlichte: Während die Anbieter von Rohholz derzeit kaum von der wachsenden Nachfrage profitieren - die Rohholzpreise stiegen zuletzt zwar moderat an, lagen aber im Februar aber um 2,3 Prozent unter dem Stand des Vorjahresmonats und mit über 27 Prozent weit unter dem Niveau des Jahres 2015 - hat die steigende Nachfrage aus dem In- und Ausland und die Angebotsverknappung einen preistreibenden Effekt auf die Außenhandelspreise für Rohholz: Der Index der Einfuhrpreise stieg im März im Vergleich zum Vorjahresmonat um 6,7 Prozent und der Index der Ausfuhrpreise dieser Produktgruppe sogar um 11 Prozent.

Laut Bundesamt hat die deutsche Holzwirtschaft im Jahr 2020, also mitten in der Corona-Krise, insgesamt rund 12,7 Mio. Kubikmeter Rohholz im Wert von 845 Mio. Euro ins Ausland exportiert. Im Vergleich zum Jahr 2019 ist dies eine mengenmäßige Steigerung um satte 42,6 Prozent. Im langfristigen Vergleich hat sich die Menge von ausgeführtem Rohholz seit dem Jahr 2015 sogar mehr als verdreifacht. 2015 waren es noch 3,8 Mio. Kubikmeter im Wert von rund 329 Mio. Euro. Die Importmenge ging im gleichen Zeitraum um ein Drittel auf 5,9 Mio. Kubikmeter zurück.

Der wachsenden Nachfrage im Ausland steht ein Rekord beim Holzeinschlag im Inland gegenüber: Im Jahr 2020 wurden in den deutschen Wäldern 80,4 Millionen Kubikmeter Holz eingeschlagen – so viel wie nie zuvor seit der deutschen Vereinigung. Nadelhölzer wie Fichten, Kiefern oder Tannen, die auch einen großen Anteil am exportierten Rohholz hatten, wurden besonders viel geschlagen: Mit 70,2 Mio. Kubikmetern fielen auf diese Gruppe mehr als vier Fünftel des gesamten Holzeinschlags. Als Folge dieser Entwicklung ist der Fichteneinschlag vom 1. Oktober 2020 bis zum 30. September 2021 per Rechtsverordnung begrenzt.

Direkte Auswirkungen hat die angespannte Situation auf dem Holzmarkt auf die Bauindustrie. In der Bauwirtschaft ist dabei insbesondere das Ausbaugewerbe betroffen, sowie der Fertighausbau, soweit er keine langfristigen Verträge mit seinen Zulieferern abgeschlossen hat. Im holzverarbeitenden Handwerk oder der Möbelindustrie könnte die Produktion aufgrund des knappen Rohstoffs ins Stocken geraten.

Eine langfristige Knappheit an Holz befürchten Marktexperten aber nicht. Laut Peter Aicher, Vorsitzender des Interessenverbandes Holzbau Deutschland und dem Bund Deutsche Zimmermeister im Zentralverband des Deutschen Baugewerbes, gibt es Holz in Deutschland in ausreichender Menge. Die Vorräte seien da. Allerdings arbeiteten die Sägewerke derzeit an der Kapazitätsgrenze, das ziehe längerfristige Lieferzeiten nach sich, sagte Aicher dem manager magazin. „Wir bewegen uns gerade in einem Spannungsfeld zwischen erhöhter Nachfrage aus dem In- und Ausland". Auch die preisliche Situation sollte sich laut Aicher beruhigen. „Langfristig wird erwartet, dass sich Holz um 10 Prozent verteuert. Diese Preissteigerung bleibt verkraftbar“.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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