Kommentar
10:17 Uhr, 30.09.2019

Wachsen, fusionieren, erwerben oder verschwinden

Der unaufhaltsame Anstieg der digitalen Zahlungen, ausgelöst durch eine wahre Flut von Finanzinnovationen, bringt unter den Disruptoren der Finanzbranche eine große Konsolidierungswelle ins Rollen. M&A scheint ein bleibendes Merkmal des Sektors und ein voraussichtlicher Auslöser für steigende Renditen zu werden.

Die klassische Beziehung zwischen Kunden und Finanzdienstleistern wird durch eine Flut von digitalen Technologien und damit verbundenen Dienstleistungen, die den Sektor und seine Hauptakteure neu definieren, radikal verändert. Über die traditionellen Banken und Versicherungsunternehmen hinaus hat die digitale Transformation eine Vielzahl weiterer Teilsektoren hervorgebracht, darunter Zahlungsabwicklung, Cybersicherheit und Datenanalyse. Diese technischen Fortschritte verändern nicht nur die Kanäle für Kapitalströme, sondern senken auch die Gesamtkosten und erhöhen den Nutzerkomfort.

Disruptive Technologien im Finanzdienstleistungssektor sind ein Strukturwandel, der sich erst in der Anfangsphase befindet und noch lange nicht abgeschlossen ist. Etablierte Akteure wie Banken und Versicherer müssen kräftig investieren und neue Technologien einführen oder entwickeln, um inmitten der aufstrebenden FinTechs, die den Markt erobert haben, wettbewerbsfähig zu bleiben. Gleichzeitig streben sowohl etablierte Anbieter als auch Disruptoren nach einer Skalierbarkeit, um digitale Ökosysteme aufzubauen und so den Kunden ein qualitativ besseres Erlebnis zu bieten – aber natürlich auch, um die Rentabilität zu steigern.

Diese geballte Ladung löst eine Konsolidierungswelle in der Branche aus

Für den Jupiter Financial Innovation Fonds war die Wertentwicklung im Jahr 2019 im Wesentlichen von der Konsolidierung der Zahlungsverkehrsbranche geprägt. Diese M&A-Aktivität wird vor allem von reger Innovationstätigkeit als Reaktion auf den unaufhaltsamen Anstieg digitaler Transaktionen angetrieben. Der globale E-Commerce-Markt soll sich auf 4,2 Billionen US-Dollar bis 2020 entwickeln, eine Steigerung von 55 Prozent gegenüber dem Jahr 2018. Laut dem World Payments Report 2017 stieg die geschätzte Anzahl elektronischer Transaktionen um fast 11 Prozent auf über 522 Milliarden im Jahr 2017. Derselbe Bericht des Jahres 2018 prognostiziert einen Anstieg der nicht zahlungswirksamen Transaktionen auf eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate (CAGR) von 12,7 Prozent weltweit, wobei die Schwellenländer einen Anstieg um 21,6 Prozent im Zeitraum 2016 bis 2021 sehen werden. In dem Bericht heißt es weiter, dass die Schwellenländer bereits rund ein Drittel des weltweiten nicht zahlungswirksamen Transaktionsvolumens ausmachen und im Jahr 2021 voraussichtlich fast die Hälfte des globalen Volumens beitragen werden, da sie nahezu dreimal so schnell wachsen wie die entwickelten Märkte. Die schnellere Akzeptanz des bargeldlosen Bezahlens in Schwellenländern im Vergleich zu Industrieländern bedeutet, dass etablierte Unternehmen wie Visa oder Mastercard drei bis fünf Jahre Zeit haben, sich anzupassen, je nachdem, wie schnell das Umfeld wächst oder sich verändert.

Derzeit treiben disruptive Innovationen wie etwa kontaktloses Bezahlen die Konsolidierung der Branche für die Zahlungsverkehrsabwicklung voran. So können Finanzserviceanbieter wie Fidelity National Information Services vom Aufbau ihres Zahlungsangebots profitieren. Anstatt dies durch den Aufbau einer eigenen Zahlungsplattform zu tun, erwarb FNIS eine der führenden Zahlungsplattformen der USA, Worldpay, in einem bislang größten Deal im Wert von 43 Milliarden US-Dollar.

Das in Wisconsin ansässige FinTech-Unternehmen Fiserv hat das in Atlanta, Georgia, ansässige Finanzdienstleistungsunternehmen First Data im Wert von 39 Milliarden US-Dollar übernommen und damit beiden Unternehmen Synergien verschafft, die unserer Meinung nach vom Markt noch nicht vollständig erkannt wurden. Ein weiteres in Georgia ansässiges Unternehmen, GLOBAL PAYMENTS, hat es in der Zahlungsverkehrsbranche auf Total System Services (TSYS) abgesehen, ein US-amerikanisches Unternehmen auf dem Gebiet der Zahlungsdienstleistungen.

Auch nicht-traditionelle Finanzunternehmen halten Einzug in den FinTech-Bereich. SalesForce, ein US-amerikanischer Anbieter von Cloud-Computing-Lösungen, hat Tableau Software im Rahmen eines All-Stock-Deals im Wert von 15 Milliarden US-Dollar erworben; mit der Übernahme sollen die Datenanalyse-Funktionen von SalesForce ausgebaut werden.

In der Welt außerhalb Nordamerikas wurde die Konsolidierung durch die zügige Einführung von QR-Code-basierten mobilen Zahlungslösungen in China und den Markteintritt von Apple in den Zahlungsverkehr vorangetrieben. Die Zahlungsverkehrsmärkte in Europa sind besonders stark fragmentiert. Wir halten Anteile des französischen E-Payment-Unternehmens Worldline, dem europäischen Marktführer im Bereich Zahlungsverkehrs- und Transaktionsdienste. Das Unternehmen verzeichnete neben dem Anstieg des digitalen Zahlungsverkehrs ein starkes Wachstum. Mittlerweile nutzen auch die Europäer die Kontaktlos-Technologie als schnelles und bequemes Zahlungsmittel. So verzeichnete Worldline in Belgien eine Milliarde Transaktionen im ersten Halbjahr 2019, ein Plus von 12 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Das Unternehmen wickelt 3,4 Milliarden Kartentransaktionen pro Jahr ab und liegt damit weit vor den europäischen Konkurrenten. Die großen EU-Länder müssen sich jedoch noch an der Konsolidierung der Zahlungsverkehrsbranche beteiligen.

Kanadas größter Zahlungsabwickler Nuvei hat im vergangenen Monat seine bisher größte Akquisition abgeschlossen, als es den britischen Wettbewerber SafeCharge übernahm. Die Akquisition schafft Synergien für beide Parteien und kombiniert die marktführende Zahlungstechnologie von SafeCharge mit Nuveis Beziehungen zu Unternehmen wie Visa und Mastercard in Nordamerika.

Insgesamt waren im Jahr 2019 acht der Aktien an einer Art Fusion oder Übernahmetransaktion beteiligt – und wir sind davon überzeugt, dass sich dieser Trend fortsetzen wird.

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