Fundamentale Nachricht
10:46 Uhr, 27.09.2021

Versorgungskrise: Britannia steht still

Während sich in Deutschland die Autofahrer vielleicht über hohe Spritpreise mokieren mögen, geht in Großbritannien so gut wie gar nichts mehr.

London (Godmode-Trader.de) - Hohe Spritpreise in Deutschland ärgern und besorgen viele Autofahrer. Doch im Vergleich zu der angespannten Versorgungslage in Großbritannien sind das Luxusprobleme. Denn der Insel geht sprichwörtlich der Sprit aus.

Der Branchenverband Petrol Retailers Association, der rund 5.500 unabhängige Tankstellen vertritt, hat nun Alarm geschlagen: Zwei Drittel der Mitglieder hätten keinen Kraftstoff mehr in den Tanks. Die Nachfrage wegen mancher Panikkäufe liege um bis zu 500 Prozent höher, sagte Verbandschef Brian Madderson dem Sender BBC Radio 4. 50 bis 90 Prozent der Tankstellen seien leer, die anderen drohten bald auszutrocknen.

Die konservative Regierung unter Premierminister Boris Johnson steht wegen der Versorgungskrise zunehmend unter Handlungsdruck. Ein Problem ist ein gewaltiger Mangel an Lastwagenfahrern, der zuvor bereits zu leeren Supermarktregalen geführt hatte. Das hat auch mit dem Brexit zu tun, etwa 20.000 vor allem osteuropäische Fachkräfte wanderten bereits ab. Andererseits ist der Zuzug nur noch unter erschwerten Bedingungen möglich.

London kündigte nun an, man werde 5.000 Kurzzeitvisa für LKW-Fahrer und 5.500 für Geflügelarbeiter ausstellen, was by the way eine deutliche Kehrtwende in Bezug auf eine der wichtigsten roten Linien des Brexit darstellt - nämlich die Freizügigkeit zu beschränken. Mit einem Maßnahmenpaket will die Regierung nun zudem Zehntausende Fahrprüfungen zusätzlich pro Jahr ermöglichen.

Die Regierung wird außerdem vorübergehend die Wettbewerbsregeln aufheben und es Spediteuren, Erzeugern, Lieferanten und Einzelhändlern ermöglichen, zusammenzuarbeiten. „Es gibt langjährige Notfallpläne, um mit der Industrie zusammenzuarbeiten, damit die Kraftstoffversorgung aufrechterhalten wird und im Falle einer ernsthaften Störung Lieferungen erfolgen können", sagte Wirtschaftsminister Kwasi Kwarteng. Er betonte, dass es genügend Kraftstoff gebe, räumte aber Probleme bei den Lieferketten ein.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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