Kommentar
10:36 Uhr, 14.11.2017

Venezuela: Krise spitzt sich zu! Inflation bei über 1000%

Die Lage spitzt sich in Venezuela schon lange zu. Jetzt eskaliert die Situation endgültig. Ein gutes Ende ist kaum vorstellbar.

Erwähnte Instrumente

  • WTI Öl
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    Kursstand: 56,585 $/Barrel (Commerzbank CFD) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Brent Crude Öl
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    Kursstand: 63,005 $/Barrel (Commerzbank CFD) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • WTI Öl - WKN: 792451 - ISIN: XC0007924514 - Kurs: 56,585 $/Barrel (Commerzbank CFD)
  • Brent Crude Öl - WKN: 967740 - ISIN: XC0009677409 - Kurs: 63,005 $/Barrel (Commerzbank CFD)

Die vergangenen Tage waren ein echter Krimi. Die Ereignisse überschlagen sich. Auslöser war eine Rede des Präsidenten Maduro, in der er ankündigte, dass die Regierung mit Gläubigern über eine Restrukturierung der Schulden verhandeln wolle.

Der Schritt kommt zu einem unerwarteten Zeitpunkt. Venezuelas Regierung ist von den Einnahmen aus dem Ölgeschäft abhängig. Entsprechend hart waren die letzten Jahre, in denen der Ölpreis niedrig war. Zuletzt erholte sich der Ölpreis. Anlegern gab das eine gewisse Zuversicht. Anleihepreise stiegen.

Die Logik dahinter ist einfach: steigt der Ölpreis, so nimmt die Regierung mehr Geld ein. Dadurch ist es ihr einfacher möglich den Verpflichtungen nachzukommen. Das scheint nicht der Fall zu sein, denn inmitten der Ölrallye kommt die Ankündigung, dass die Schulden nicht mehr tragfähig sind.

Das führte zu einer Panikreaktion unter Anlegern. Die Preise von Anleihen halbierten sich innerhalb einer Woche. Die Währung stürzt währenddessen ins Bodenlose (Grafik 1). Der Bolivar ist nichts mehr wert. Seit 2007 hat die Währung über 99.99 % an Wert verloren. Das ist ein Totalverlust.

Die Regierung hat versucht die fehlenden Öleinnahmen durch die Notenpresse zu kompensieren. Das führte zu einer Inflationsrate, die inzwischen bei mehr als 1.000 % liegt. Geld drucken, um damit Ausgaben zu finanzieren, hat noch nie funktioniert. Es läuft immer auf Hyperinflation hinaus.

Da sehr viele Güter importiert werden müssen, sind die Preise massiv gestiegen. Die Löhne hingegen können nicht Schritt halten. Der Bevölkerung fehlt es am Notwendigsten. Krankenhäusern gehen die Medikamente aus. Die Lage ist so düster wie man es sonst nur aus den ärmsten Ländern kennt, die jahrelang durch Bürgerkrieg zerrüttet wurden.

Unter diesen Umständen ist es ohnehin ein Wunder, dass die Regierung nicht früher aufgegeben hat. Bisher gab es immer wieder Deals hinter verschlossenen Türen. Die Regierung verpfändete zukünftige Ölförderung an China und Russland. Auch der Goldbestand soll verpfändet worden sein.

Jetzt scheinen auch die bisherigen Notmaßnahmen nicht mehr zu helfen. Der Geldhahn ist zu. Noch hat Venezuela an die 10 Mrd. an Währungsreserven. Diese wurden bisher bewahrt und nicht etwa genutzt, um die Bevölkerung mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Den Bankrott wollte man um jeden Preis verhindern.

Ein Bankrott schneidet den Zugang zum Finanzmarkt ab. Gläubiger, die ihre Gelder eintreiben wollen, können Assets einziehen. Da das staatliche Ölunternehmen PDVSA ein globales Unternehmen mit Assets in aller Welt ist, können Gläubiger darauf zugreifen. Letztlich würde PDVSA dadurch komplett gelähmt werden und die letzte Einnahmequelle der Regierung austrocknen. Aus diesem Grund wurde der Bankrott bisher vermieden.

Jetzt geht es nicht mehr anders. Allein im kommenden Jahr muss Venezuela 8 Mrd. Dollar für seine Schulden ausgeben (Grafik 2). Insgesamt sind Staat und PDVSA mit mehr als 110 Mrd. verschuldet (Schulden und Zinsen). Dass das nicht tragbar ist, ist eigentlich schon lange klar.

Venezuela ist mit einem katastrophalen Dilemma konfrontiert. Der Staat darf nicht bankrottgehen. Tut er dies, werden Assets eingefroren und die Lage wird noch schlimmer, da PDVSA gelähmt würde. Die humanitäre Katastrophe würde sich weiter zuspitzen. Doch geht Venezuela nicht bankrott, hat es niemals eine Chance sich zu sanieren. Das Leid würde niemals enden.

Im Idealfall könnten sich Venezuela und die Gläubiger auf eine Restrukturierung einigen und den unkontrollierten Bankrott vermeiden. Venezuela hat dafür allerdings einen Verhandlungsführer bestellt, gegen den Sanktionen verhängt wurden. Viele Gläubiger machen sich strafbar, wenn sie mit dieser Person in Kontakt treten.

Dahinter steckt vermutlich Kalkül. Man täuscht vor, dass man verhandeln will. Die Gläubiger dürfen jedoch wegen der Sanktionen nicht verhandeln. Maduro kann dann sagen: wir wollten ja, aber die Gläubiger nicht, um so im eigenen Land die Story von den bösen kapitalistischen Aggressoren aufrecht erhalten zu können. Ein Interesse an seriösen Verhandlungen gibt es augenscheinlich nicht.

Für die Bevölkerung bedeutet das letztlich den endgültigen Zusammenbruch der Versorgung. Die Regierung bunkert sich währenddessen ein und schaut zu wie die Bevölkerung hungert. Es wäre unter diesen Umständen nicht verwunderlich, wenn Venezuela als Staat praktisch zerfällt.

Clemens Schmale

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3 Kommentare

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  • 1 Antwort anzeigen
  • Super-Hobel
    Super-Hobel

    Ich war 2001 dort auf Montage.... dachte es geht nicht schlimmer als es damals schon war. Und.... mir scheint dass die träge Bequemlichkeit der Bevölkerung mit schuld ist an dem Desaster. Dort wird die USA 1:1 kopiert, alles von dort übernommen. Aber nichts Eigenes in einem Land wo alles wächst und gedeiht.

    10:47 Uhr, 14.11. 2017

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Über den Experten

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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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