Kommentar
14:11 Uhr, 13.10.2010

USA: Weder Fisch noch Fleisch – Arbeitsmarktbericht ohne klare Richtung

• Die Anzahl der Beschäftigten ist im September um 95.000 Personen gesunken. Die Arbeitslosenquote stagnierte bei 9,6 %. Die durchschnittlichen Stundenlöhne stagnierten im Vergleich zum Vormonat.

• Wie in den Vormonaten ging der Beschäftigungsabbau in erster Linie auf den Rückgang der zeitlich befristeten Stellen im Zuge der Volkszählung zurück. Rechnet man diesen Effekt heraus, dann sank die Anzahl der Beschäftigten erstmalig in diesem Jahr um knapp 20.000 Personen. Zu beachten ist allerdings ein weiterer Sondereffekt im Bereich Bildung, der um zusätzliche 50.000 Personen belastete.

• Der Arbeitsmarkt befindet sich nicht auf Rezessionskurs. Um aufwärtsgerichtete Entwicklungen am Arbeitsmarkt zu entdecken, muss aber schon sehr genau hingeschaut werden. Trotz einer guten Investitionsdynamik der Unternehmen, einer ausreichenden Konsumfreude der privaten Haushalte sowie guter Exportperspektiven lässt der Konjunkturaufschwung weiterhin zu wünschen übrig.

1. Der Arbeitsmarktbericht für September fiel insgesamt ein weiteres Mal unbefriedigend aus. Die Anzahl der Beschäftigten sank überraschend deutlich um 95.000 Personen (Bloomberg: -5.000 Personen, DekaBank: +20.000 Personen). Hierfür waren gleich zwei Sondereffekte im Bereich Government verantwortlich. So sank hier die Anzahl der Beschäftigten insgesamt um knapp 160.000 Personen. Davon entfielen 77.000 auf den Wegfall von zeitlich befristeten Stellen im Zuge der Volkszählung. Hinzu kam ein ungewöhnlich hoher Stellenabbau im Bereich Bildung, der vermutlich im Zusammenhang mit einer derzeit verzerrenden Saisonbereinigung steht. Nichtsdestotrotz nahm die Anzahl der Beschäftigten in der Privatwirtschaft mit 64.000 Personen ebenfalls weniger zu als erwartet (Bloomberg: 75.000 Personen, DekaBank: 100.000 Personen). Zumindest bestätigten sich jedoch Befürchtungen nach der Veröffentlichung des ADPReports am vergangenen Mittwoch nicht, der einen Beschäftigungsabbau in der Privatwirtschaft von knapp 40.000 Personen angedeutet hatte.

2. Sieht man von dem Sondereffekt im Bereich Bildung ab, dann fällt die negative Überraschung bei der Beschäftigungsentwicklung noch verhältnismäßig gering aus. Die Enttäuschung über die Lohnentwicklung ist sicherlich größer. Je nach statistischer Abgrenzung (mit bzw. ohne Beschäftigung mit Weisungsbefugnis) stagnierten die durchschnittlichen Stundenlöhne gegenüber dem Vormonat (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: 0,2 %) bzw. nahmen mit 0,1 % mom marginal zu, und auch bei der Wochenarbeitszeit gab es keinen Anstieg gegenüber dem Vormonat. Zusammen mit der schwachen Beschäftigungsentwicklung signalisiert dies eine schwache gesamtwirtschaftliche Lohn- und Gehaltsdynamik.

3. Zumindest leicht positiv sticht bei diesem Arbeitsmarktbericht die Stagnation der Arbeitslosenquote im September bei 9,6 % hervor (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: 9,7 %). Grundlage dieser Berechnung ist die separat durchgeführte Haushaltsbefragung. Hiernach stiegen die Anzahl der Beschäftigten sowie die Anzahl der Erwerbspersonen gegenüber dem Vormonat an. Somit ist auch die Zusammensetzung der Arbeitslosenquote nicht schlecht. Einen ausgeprägten Abwärtstrend bei der Arbeitslosenquote kann man aber beim besten Willen noch nicht erkennen.

4. Die Beschäftigungsentwicklung wurde, neben den Staatsunternehmen, in erster Linie durch einen Abbau in der Bauwirtschaft gebremst. Trotz zuletzt durchaus positiver Signale vom Immobilienmarkt reicht die bisherige Verbesserung nicht aus, um stabile Beschäftigungszuwächse in diesem Bereich zu gewährleisten. Zumindest war der Rückgang im September niedriger als der Aufbau im August. Es liegt also in diesem Bereich eher eine stagnierende als eine fallende Entwicklung vor. Entscheidend für die Gesamtentwicklung ist aber, dass die üblichen Sektoren, die normalerweise für maßgebliche Beschäftigungszuwächse sorgen, weiterhin keine deutlichen Aufwärtsentwicklungen aufweisen. Zu diesen Sektoren gehören beispielsweise die Unternehmensdienstleister und das Gesundheits- und Bildungswesen.

5. Der Arbeitsmarkt befindet sich weder in einer rezessiven Phase – sieht man Sonderfaktoren ab, wird Beschäftigung aufgebaut – noch in einer expansiven Phase – die Beschäftigungszuwächse sind hierfür zu gering. Somit ist er weiterhin das schwächste Glied in der Aufschwungskette. Die weiteren Kettenglieder wie die Investitionsdynamik der Unternehmen, die Konsumfreude der privaten Haushalte und die Auslandsnachfrage sind deutlich stärker. Für einen tragfähigen Aufschwung reicht es aber nicht aus, dass die Kettenglieder im Durchschnitt stark sind, sondern es muss jedes Kettenglied auch unter Belastung halten. Auf eine stärkere Entwicklung am Arbeitsmarkt müssen wir aber wohl noch einige Zeit warten. Somit bleibt der Aufschwung weiterhin fragil, wenngleich die Rezessionswahrscheinlichkeit gering bleibt.

Verantwortlicher Analyst: Rudolf Besch

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