Fundamentale Nachricht
13:03 Uhr, 27.03.2017

USA und Europa wollen gegen den chinesischen Übernahmehunger vorgehen

Immer häufiger stecken chinesische Investoren Geld in junge US-Firmen und das zum Unmut der US-Regierung. Auch in Europa stößt die chinesische Gier nach High-Tech auf wenig Gegenliebe. Brüssel will nun die Zügel straffen und genauer hinschauen.

New York/ Peking/ Brüssel (Godmode-Trader.de) - Chinesische Firmen dringen zunehmend in sensible Bereiche der US-Wirtschaft vor. Die "New York Times“ berichtete, dass die Führung in Peking heimische Firmen dazu drängt, in US-Start-ups zu investieren, deren Produkte für das Militär verwendet werden könnten. So haben die Chinesen vor allem solche Jungunternehmen auf dem Radar, die etwa bei der Produktion von Raketen, oder von Sensoren für autonom steuernde Kriegsschiffe beteiligt sind, wie die Zeitung schreibt. Bei vielen der Investoren handele es sich um staatliche chinesische Gesellschaften oder um solche mit engen Verbindungen zur Führung in Peking, heißt es.

Eigentlich gibt es in den USA Kontrollinstanzen, die dafür sorgen sollen, dass ausländische Firmen keinen übermäßigen Einblick in sensible Wirtschaftsbereiche erhalten. Doch laut der „Times“ umgehen die Chinesen bei ihren Aktivitäten im Bereich US-Start-ups diese Sicherheitsstufe, weil die Zielfirmen letztlich zu klein und unbedeutend erschienen, um den US-Kontrolleuren aufzufallen. Die US-Firmen hätten auch kaum Publizitätspflichten. So bleibe der Umfang der chinesischen Engagements letztlich zu einem großen Teil unklar.

Auch in Europa haben nach zahlreichen Firmenübernahmen durch chinesische Investoren einige Länder, darunter Deutschland, zuletzt ein stärkeres Vetorecht zum Schutz von Hightech-Firmen gefordert. So kaufte der chinesische Midea-Konzern jüngst den Roboterhersteller Kuka, was Bedenken in der Politik hervorrief. Die EU-Kommission will nun staatlich geförderte Firmenkäufe aus China strenger unter die Lupe nehmen. „Wir müssen einen fairen Wettbewerb gewährleisten", sagte Jyrki Katainen, der für Wachstum und Investitionen verantwortliche Vize-Präsident der Kommission, dem „Handelsblatt“. „Deshalb wollen wir sicherstellen, dass Investoren aus Drittstaaten Akquisitionen in der EU nicht mit staatlichen Subventionen finanzieren."

Berlin kann laut Außenwirtschaftsgesetz in bestimmten Fällen Firmenübernahmen durch ausländische Investoren verbieten, vor allem wenn es um Militär- und Sicherheitstechnik geht. Im letzten Jahr habe sich aber gezeigt, dass die bestehenden Möglichkeiten nicht ausreichen", hieß es aber in einem Papier des Wirtschaftsministeriums. Es habe zahlreiche Übernahmen durch chinesische Käufer gegeben.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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