Kommentar
13:34 Uhr, 05.08.2010

USA: Stagnation bei Einkommen und Konsum – nur die Sparquote steigt

• Die persönlichen Einkommen und die privaten Konsumausgaben haben im Juni gegenüber dem Vormonat nur stagniert. Die Sparquote stieg von nach oben revidierten 6,3 % auf 6,4 % weiter an.

• Im Juni fehlte anders als in den Vormonaten ein Anstieg der Löhne und Gehälter. Während die staatlichen Transferzahlungen mit einem Zuwachs um 0,3 % weiterhin unauffällig blieben, war auch die Einkommensentwicklung in den weiteren Bereichen enttäuschend schwach. Die Stagnation der Konsumausgaben ist eine Folge der Einkommensentwicklung.

• Die revidierten Einkommens- und Ausgabendaten deuten an, dass die Verunsicherung der privaten Haushalte im bisherigen Aufschwung zu einer unterdurchschnittlichen Konsumdynamik beigetragen hat.

1. Bereits am vergangenen Freitag wurden zusammen mit den Daten zum Bruttoinlandsprodukt für das zweite Quartal 2010 die Einkommens- und Ausgabenentwicklung der privaten Haushalte veröffentlicht (siehe Volkswirtschaft Aktuell 30.07.10: „USA: Wirtschaftswachstum verliert an Fahrt – Investitionsdynamik weiterhin
sehr hoch“). Heute folgte mit den Junizahlen die monatliche Entwicklung und deren revidierter Verlauf. Demnach haben sowohl die persönlichen Einkommen als auch die privaten Ausgaben im Juni gegenüber dem Vormonat stagniert. Dies stellt auch nach der Veröffentlichung am Freitag eine Enttäuschung dar. Für die Einkommen wurde allgemein ein monatlicher Zuwachs um 0,2 % und für die Ausgaben von 0,1 % erwartet. Ebenfalls schon bekannt war, dass die Sparquote sehr deutlich nach oben revidiert worden ist. Speziell im
Juni stieg die Sparquote von 6,3 % auf 6,4 % weiter an.

2. Die enttäuschende Einkommensentwicklung resultiert nicht nur aus einer schwachen Lohn- und Gehaltsentwicklung. Bereits der Arbeitsmarktbericht für Juni hatte die Erwartungen bezüglich spürbarer Einkommensgewinne gedämpft. Gleichwohl sind die Löhne und Gehälter gegenüber dem Vormonat sogar leicht gesunken. Auch nach der Revision der Einkommensdaten zeigt sich, dass im Zeitraum März bis Mai die Löhne und Gehälter zu einer tragenden Stütze der Einkommensentwicklung geworden sind. Mit einem durchschnittlichen Zuwachs in diesem Zeitraum von knapp 0,4 % mom fand hier durchaus eine vielversprechende Entwicklung statt, die sich im Juni aber nicht fortgesetzt hat. Wie wichtig diese Einkommensquelle geworden ist, zeigt der Blick auf die staatlichen Transferzahlungen. Diese stellten zu Beginn des Aufschwungs die wichtigste Einkommensquelle dar, die seit April dieses Jahres nur noch im geringen Maße
sprudelte und im Juni versiegt ist. Die Transferzahlungen stiegen unauffällig um 0,3 % gegenüber dem Vormonat an. Die weiteren Einkommensquellen wie Dividendeneinnahmen, Miet- und Zinseinnahmen bzw. Unternehmereinkommen konnten in den Monaten April und Mai ebenfalls durchaus spürbare Einkommenszuwächse verzeichnen. Diese Zuwächse blieben im Juni aber quasi aus. Eine schwache Lohn- und Gehaltsentwicklung
sowie kaum Schub von den Transferzahlungen und den weiteren Einkommensbereichen
führten schließlich zu der stagnierenden Einkommensentwicklung.
Diese führte letztlich zu einer schwachen Konsumentwicklung. In keinem der drei Produktbereiche Gebrauchsgüter, Verbrauchsgüter und den Dienstleistungen lassen sich im Juni spürbare Konsumzuwächse feststellen.

3. Die heutigen Zahlen zeigen einmal mehr, dass die Konsumdynamik in erster Linie von der Einkommensentwicklung abhängt. Sicherlich sollte man aus den stagnierenden Einkommen im Juni nicht den Schluss ziehen, dass auch in den kommenden Monaten hier kein Wachstum erfolgen kann. Allerdings haben gerade die vergangenen Monate gezeigt, dass auch eine stabile Einkommensentwicklung keine Gewähr dafür ist, dass die Konsumausgaben beständig ansteigen. Die revidierten Einkommens- und Ausgabendaten
deuten an, dass die Verunsicherung der privaten Haushalte im bisherigen Aufschwung zu einer unterdurchschnittlichen Konsumdynamik beigetragen hat.
Die Kehrseite dieser Medaille ist die verhältnismäßig hohe Sparquote, die auf Dauer mit den extrem niedrigen Zinsen nicht vereinbar erscheint. Die Verunsicherung der privaten Haushalte dürfte in den kommenden Quartalen tendenziell abnehmen, da die Belastungsfaktoren wie beispielsweise eine hohe Arbeitslosenquote an Gewicht verlieren werden. Somit dürfte die
Konsumdynamik in den kommenden vier Aufschwungquartalen im Durchschnitt höher sein als in den vergangenen vier Quartalen.

Rudolf Besch - Analyst bei der Deka Bank

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