Kommentar
16:29 Uhr, 01.07.2025

Powell will Zinssenkung im Juli nicht ausschließen

Auf dem EZB-Notenbankforum haben Fed-Chef Jerome Powell und EZB-Präsidentin Christine Lagarde zusammen mit den Notenbankchefs aus Japan, Südkorea und Großbritannien über die aktuelle Geldpolitik diskutiert.

Beim Notenbankforum der Europäischen Zentralbank (EZB) im portugiesischen Sintra haben sich die weltweit wichtigsten Zentralbanker bei einer Podiumsdiskussion zur geldpolitischen Lage geäußert.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde verwies darauf, dass die heute veröffentlichten vorläufigen Inflationsdaten für Juni gezeigt hätten, dass man das Inflationsziel von 2 % erreicht habe, auch wenn man deshalb noch nicht "Mission erfüllt" sagen könne. Die aktuelle geldpolitische Lage sei robust genug, um auch durch eine Phase zunehmender Unsicherheit und wachsender Risiken zu steuern.

Gefragt nach möglichen weiteren Zinssenkungen sagte Lagarde, dass geldpolitische Entscheidungen weiterhin auf Grundlage neuer Daten getroffen würden – von Sitzung zu Sitzung und ohne feste Festlegung auf einen bestimmten Zinspfad.

US-Notenbankchef Jerome Powell betonte unterdessen, dass die Mitglieder des Offenmarktausschusses mit einer soliden Mehrheit erwarten, dass die Zinsen im zweiten Halbjahr in den USA wieder gesenkt würden. Explizit gefragt, ob es dafür im Juli noch zu früh sei, wollte sich Powell nicht festlegen. "Ich würde kein Meeting vom Tisch nehmen oder auf den Tisch legen", sagte er.

Die Fed werde datenabhängig entscheiden, so Powell. Die Inflation entwickle sich außerhalb volatiler Komponenten im erwarteten Rahmen, Auswirkungen neuer Zölle seien bislang kaum spürbar – könnten sich aber im Sommer zeigen.

Gefragt nach den persönlichen Angriffen durch US-Präsident Donald Trump antwortete Powell: "Ich bin sehr darauf fokussiert, einfach meinen Job zu erledigen." Es gehe darum, die geldpolitischen Ziele von maximaler Beschäftigung, Preisstabilität und Finanzstabilität zu erreichen. "Darauf sind wir zu 100 % fokussiert."

Mit Blick auf die Verbreitung von Stablecoins äußerte EZB-Präsidentin Christine Lagarde die Besorgnis, dass dadurch dass öffentliche Gut "Geld" privatisiert werden könnte und die geldpolitischen Handlungsmöglichkeiten der Notenbanken eingeschränkt würden. Die südkoreanische Notenbank hatte einen Plan für digitales Zentralbankgeld (CBDC) in dieser Woche zurückgezogen, nachdem private Akteure sich für privat ausgegebene Stablecoins, wie es der Genius Act in den USA ermöglicht, als Alternative zu digitalem Zentralbankgeld ausgesprochen hatten.

Fazit/Marktreaktionen: Trotz der Aussagen von Fed-Chef Jerome Powell bleibt eine Zinssenkung bereits im Juli unwahrscheinlich. Im September dürfte es aber dann tatsächlich so weit sein, das untermauern auch die Aussagen von Powell in Sintra. Die US-Aktienmärkte konnten als Reaktion auf die Aussagen von Powell intraday leicht zulegen.

3 Kommentare

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  • masi123
    masi123

    Die FED (und andere Notenbanken) macht es sich mit ihrer kurzfristigen Inflationsbetrachtung viel zu einfach. In den drei Jahren 2021 - 2023 betrugen die Inflationsraten ca. 4,7 % + 8,0 % + 4,1 % = ~17 %. Das entspricht also mehr als acht Jahren einer "akzeptierten" Inflationsrate von 2 %. In meinen Augen hat die FED ihren Job nicht erfüllt, zumal sie sogar jahrelang von einer nur vorübergehenden Inflation gesprochen hat. Eine Inflationsrate von 4 % und erst Recht von 8 % bedeuten ein totales Versagen und werden auch durch die jetzt gesunkene Inflation nicht mehr besser.

    14:38 Uhr, 02.07.
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