Kommentar
14:35 Uhr, 06.06.2011

USA: Schwacher Beschäftigungsaufbau wird durch Lohnentwicklung kompensiert

  • Die Anzahl der Beschäftigten ist im Mai um 54.000 Personen gestiegen. Die Arbeitslosenquote erhöhtesich überraschend auf 9,1 %. Die durchschnittlichen Stundenlöhne nahmen um 0,3 % mom zu, und dieWochenarbeitszeit blieb unverändert.
  • Die schwache Beschäftigungsentwicklung konzentrierte sich auf die Bereiche verarbeitendes Gewerbe,Einzelhandel sowie Freizeit und Gastronomie. Im Bereich der Unternehmensdienstleister und im Gesundheitswesenwar die Beschäftigungsdynamik unverändert gut.
  • Der nur geringe Beschäftigungsaufbau geht auch auf Sonderfaktoren wie die Nachwehen der Naturkatastrophein Japan zurück. Diese Schwäche wird aber kompensiert durch eine erfreuliche Lohnentwicklung.Den Anstieg der Arbeitslosenquote sollte man nicht überbewerten.

1. Der Arbeitsmarkt ist in den vergangenen Monaten ganz gut in Schwung gekommen. DieserSchwung trug aber nicht bis in den Mai hinein. Zumindest deutet dies der jüngste Arbeitsmarktbericht an.Im April stieg die Anzahl der Beschäftigten nur um 54.000 Personen und stellte damit eine negative Überraschungdar (Bloomberg-Umfrage: 165.000 Personen, DekaBank: 180.000 Personen). Hinzu kam auch nocheine Abwärtsrevision der Vormonate um insgesamt knapp 40.000 Personen, sodass sich in der Summe dasBeschäftigungsniveau im Mai vom im Vorfeld bekannten Aprilniveau kaum unterscheidet. Ebenfalls unerwartetist die Arbeitslosenquote zum zweiten Mal in Folge von 9,0 % auf 9,1 % angestiegen (Bloomberg-Umfrageund DekaBank: 8,9 %).

2. Im Gegensatz zur Beschäftigungsentwicklung war in den vergangenen Monaten die Entwicklung derdurchschnittlichen Stundenlöhne eher schwach. Dieser Gegensatz setzte sich im Mai mit umgekehrten Vorzeichenfort: Die durchschnittlichen Stundenlöhne sind nach beiden statistischen Abgrenzungen (also inklusiveund exklusive Arbeitnehmer mit Weisungsbefugnis) um 0,3 % gegenüber dem Vormonat angestiegen2Auf- bzw. Abbau imMai 115462-53-134434-63-29Quellen: Bureau of Labor Statistics, DekaBankBeschäftigte (in Tsd.):Insgesamt (ohne Landwirtschaft)BergbauBauwirtschaftVerarbeitender SektorHandel-, Transport- u. Versorg.-sektorInformationsdienste (Medien)Sonstige DienstleistungenStaatsunternehmenFinanzsektor u. VersicherungenUnternehmensdienstleisterGesundheits- und BildungswesenFreizeit und Gastronomie(Bloomberg-Umfrage: 0,2 %, DekaBank: 0,3 %). Unverändert blieb die Wochenarbeitszeit gegenüber demVormonat. Rechnet man die Beschäftigungsentwicklung, die Stundenlöhne und die Wochenarbeitszeit zusammen,dann ergibt sich hieraus ein monatlicher Zuwachs der Gesamtlöhne um 0,4 % gegenüber demVormonat. Im Vergleich zum vergangenen Aufschwung ist dies ein durchschnittlicher Anstieg. Somit hat derspürbare Anstieg der durchschnittlichen Stundenlöhne einiges von der Beschäftigungsschwäche aufwiegen können.

3. Die Beschäftigungsentwicklung warnicht in allen Bereichen von Schwächegeprägt. So war die Entwicklung im Bereichder Unternehmensdienstleister und imGesundheitswesen zumindest durchschnittlich.Auch das bis Anfang des Jahresschwache Baugewerbe stellte zumindestkeine erneute Belastung dar, wenngleich vonihm kein Beschäftigungsimpuls ausging.Ungewöhnlich in diesem Aufschwung wardie gute Entwicklung im verarbeitendenGewerbe. Hier hatten über Jahre dieBeschäftigungsrückgänge überwogen. Mitder Rezession wurden hier allerdings zu vielePersonen freigesetzt, sodass mit derErholung neue Stellen geschaffen werdenkonnten. Im Mai setzte sich diese Entwicklung nicht fort. Zu vermuten ist, dass im verarbeitenden Gewerbe dieWirkungen von der Naturkatastrophe in Japan in Form von Lieferengpässen erst zeitverzögert angekommensind. Insbesondere der Transportsektor zeigt im Mai eine auffallend schwache Beschäftigungsentwicklung.Offensichtlich ist auch die Schwäche im Bereich Einzelhandel. Nach einem Beschäftigungsaufbau von über60.000 Personen im April aufgrund des späten Ostergeschäfts fand im Mai eine entsprechend schwächereEntwicklung statt. Zudem fehlte im Mai der zuletzt übliche Beschäftigungsaufbau im Bereich Freizeit undGastronomie. Aufgrund des unüblich nassen Aprils hätte man hier eher einen umgekehrten Effekt (Aprilschwach und Mai stark) erwartet. Seit geraumer Zeit stellen die Staatsunternehmen eine Belastung für denArbeitsmarkt dar. Diese Belastung setzte sich im Mai mit nahezu unverändertem Tempo fort.

4. Vor einem Monat stellten wir fest, dass sich der Arbeitsmarkt zweifellos in einer kräftigen Expansionsphasebefindet. Die über drei Monate anhaltend gute Beschäftigungsentwicklung ließ diesen3Schluss durchaus zu. Die Maidaten passen sicherlich nicht zu dieser Einschätzung. Allerdings sollte man anhandeines einzelnen Arbeitsmarktberichts nun nicht wieder zu einem neuen und schwächeren Befund kommen.Es gab durchaus Gründe dafür, dass das Tempo des Beschäftigungsaufbaus im Mai nachgelassen hat.Hinzu kommt, dass aus Sicht der Lohnentwicklung der Mai ähnlich stark war wie der April. Auch den erneutenAnstieg der Arbeitslosenquote sollte man nicht überbewerten. Unserer Einschätzung nach dürfteder fallende Trend der Arbeitslosenquote weiter intakt sein. Die vom Bureau of Labor Statistics zwei Wochennach dem nationalen Arbeitsmarktbericht veröffentlichten regionalen Daten sind schwankungsärmer und deshalbaussagekräftiger. Zuletzt sank hier die Arbeitslosenquote im April auf 9,0 %. Sie dürfte sich im Mai vermutlichaufgrund des bislang sehr stabilen Abwärtstrends weiter verringert haben.

Rudolf Besch

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