Kommentar
11:24 Uhr, 16.04.2010

USA: Industrieproduktion schon wieder schwach? Jetzt bremsen überdurchschnittliche Temperaturen

• Die Industrieproduktion ist im März um 0,1 % deutlich schwächer als erwartet angestiegen. Die Kapazitätsauslastung erhöhte sich auf 73,2 %. Die Produktionsentwicklung war erheblich durch die Entwicklung der Versorger belastet. Hier sank die Produktion aufgrund sich wieder normalisierender Temperaturen.

• Die Hinweise bezüglich der Investitionstätigkeit der Unternehmen waren im März überraschend positiv. Die Investitionsdynamik scheint weiterhin ungewöhnlich kräftig zu sein.

1. Kann die Produktionsentwicklung weiterhin nicht mit der Konsumentwicklung Schritt halten? Fast scheint es so zu sein. Gestern wurde mit den Einzelhandelsumsätzen ein überraschend hoher Zuwachs gemeldet (siehe Volkswirtschaft Aktuell: „Einzelhandelsumsätze steigen dank Autohändler kräftig an“). Heute enttäuschte die Industrieproduktion mit einer Beinahstagnation: Nur um 0,1 % mom ist die Industrieproduktion im März gegenüber dem Vormonat angestiegen und damit noch schwächer als von uns erwartet (Bloomberg- Median: 0,7 % und DekaBank: 0,4 %). Hintergrund dieser Produktionsschwäche ist aber ein Rückpralleffekt bei den Versorgern: Aufgrund unüblich niedriger Temperaturen in den Monaten Dezember bis Februar fand hier ein Produktionsausweitung statt. Im Monat März waren die Temperaturen sogar leicht überdurchschnittlich und die Produktion wurde im Zuge dessen deutlich zurückgefahren. Die Kapazitätsauslastung in der Industrie lag in diesem Monat bei 73,2 % (Bloomberg-Umfrage: 73,3 %, DekaBank: 73,0 %).

2. Der Produktionsrückgang der Versorger bedeutete einen negativen Wachstumsbeitrag für die Gesamtproduktion von knapp 0,8 Prozentpunkten. Das verarbeitende Gewerbe war speziell im Februar durch zwei Schneestürme belastet. Dies erklärt (neben der guten Nachfrageentwicklung) dessen vergleichsweise hohen Produktionsanstieg von 0,9 % gegenüber dem Vormonat. Von den 19 verschiedenen Industriezweigen des verarbeitenden Gewerbes wurde nur für vier ein Produktionsrückgang gemeldet. Bemerkenswert ist die Produktionsdrosselung der Chemieindustrie, da diese der gewichtigste Industriezweig der USA ist. Erfreulich hohe Zuwächse gab es dagegen im Maschinenbau und im Bereich Computer & Elektronik. Der Maschinenbau gilt als sehr konjunktursensibel, während der Bereich Computer & Elektronik ein hohes Gewicht an den Ausrüstungsinvestitionen besitzt. Beide Entwicklungen deuten also auf eine relativ kräftige Investitionstätigkeit der Unternehmen hin. Dies wird auch durch den starken Produktionsanstieg in der Produktgruppe „Business Equipment“ bestätigt, die ebenfalls einen guten Erklärungsgehalt für die Investitionsdynamik besitzt. Der Produktionsanstieg übertraf hier sogar unsere Erwartungen.

3. Die schwache Entwicklung der Industrieproduktion in den beiden vergangenen Monaten ist sicherlich unterzeichnet. Die Grunddynamik der Produktionsentwicklung lässt sich anhand des verarbeitenden Gewerbes zurzeit besser festmachen. Allerdings gilt es auch hier zu beachten, dass die Entwicklung vom März nicht für die kommenden Monate fortgeschrieben werden sollte. Der Nachholbedarf der Unternehmen sowohl im Bereich der Produktion als im Bereich der Investitionstätigkeit ist nach wie vor sehr hoch. Dies dürfte dazu führen, dass in den kommenden Monaten überdurchschnittliche Zuwächse zu erwarten sind.

Rudolf Besch - Analyst bei der Dekabank

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