USA: Erfreuliche Signale vom ISM-Index und vom Arbeitsmarktbericht
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- Der nationale Einkaufsmanagerindex ISM für das verarbeitende Gewerbe hat sich im März mit61,2 Punkten auf sehr hohem Niveau halten können.
- Die Anzahl der Beschäftigten ist im März um 216.000 Personen gestiegen. Die Arbeitslosenquote fiel überraschendauf 8,8 %. Die durchschnittlichen Stundenlöhne sanken im Vergleich zum Vormonat, allerdingsnahm die durchschnittliche Wochenarbeitszeit zu.
- Die Zusammensetzung des Beschäftigungsaufbaus weist wenige Besonderheiten auf. So kommen diemaßgeblichen Beschäftigungszuwächsen von den Branchen, von denen man es auch erwarten kann.
- Die US-Wirtschaft wächst tendenziell überdurchschnittlich aber nicht überschäumend stark und der Arbeitsmarkthat sich dieser Entwicklung angeschlossen.
1. Gleich zwei makroökonomische Datenhighlights wurden heute Nachmittag veröffentlicht undzusammen liefern diese ein erfreuliches Bild von der US-Wirtschaft. So hat sich der nationale EinkaufsmanagerindexISM für das verarbeitende Gewerbe zwar von 61,4 auf 61,2 Punkte verschlechtert(Bloomberg-Umfrage: 61,1 Punkte, DekaBank: 61,5 Punkte). Der Rückgang gleicht aber einer Seitwärtsbewegung,die zudem auf einem äußerst hohen Niveau stattfindet. Nach Angaben des Institute for Supply Managementkorrespondiert dieser Wert mit einem gesamtwirtschaftlichen Wachstum von gut 6 ½ % (mom, annualisiert).Von den fünf eingehenden Teilkomponenten verschlechterten sich die Auftragseingänge deutlich undgeringfügig die Beschäftigung und die Lagerkomponente. Dem standen Verbesserungen bei der Produktionskomponenteund den Lieferfristen gegenüber.
2. Das zweite Datenhighlight stellte der Arbeitsmarktbericht für März dar, der ebenfalls geringfügigstärker als erwartet ausfiel. Die Anzahl der Beschäftigten stieg im März um 216.000 Personen unddamit etwas stärker als erwartet (Bloomberg-Umfrage: 190.000 Personen, DekaBank: 180.000 Personen). Zumvierten Mal in Folge sank die Arbeitslosenquote, und zwar auf 8,8 %, auch dies stellte eine positive Überraschungdar (Bloomberg-Umfrage: 8,9 %, DekaBank: 9,0 %). Zum zweiten Mal in Folge nahm die Anzahl derErwerbspersonen zu. Dies ist insofern erfreulich, weil die starken Rückgänge der Arbeitslosenquote zum Jahreswechselvorwiegend aus einer geringeren Anzahl an Erwerbspersonen resultierten.
3. Ähnlich wie im Februar war die Lohnentwicklung eher schwach. Die durchschnittlichen Stundenlöhnestagnierten im Monatsvergleich (inkl. Arbeitnehmer, die Weisungsbefugnis besitzen) bzw. verringertensich sogar leicht um 0,1 % (exkl. Arbeitnehmer, die Weisungsbefugnis besitzen). Die durchschnittliche Wochenarbeitszeitstagnierte bzw. nahm (je nach statistischer Abgrenzung) um 0,3 % gegenüber dem Vormonatzu. Aufgrund der deutlich längeren Historie ist für uns die Entwicklung im Bereich "ohne Weisungsbefugnis"von höherer Relevanz. Rechnet man die Beschäftigungsentwicklung, die Stundenlöhne und die Wochenarbeitszeitzusammen, dann ergibt sich hieraus ein monatlicher Zuwachs der Gesamtlöhne um 0,4 % gegenüberdem Vormonat. Im Vergleich zum vergangenen Aufschwung ist dies ein leicht überdurchschnittlicherAnstieg.
4. Die Zusammensetzung des Beschäftigungsaufbaus ist im März grundsolide. In den Bereichen, indenen man in normalen Konjunkturphasen die maßgeblichen Beschäftigungszuwächse erwarten würde, nämlichbei den unternehmensnahen Dienstleistern, im Gesundheits- und Bildungswesen, in Freizeit undGastronomie und im Handel, stieg die Anzahl der Beschäftigten in der Summe um ca. 190.000 Personen.Zum Vergleich: im vergangenen Aufschwung wurden hier zusammengenommen durchschnittlich3130.000 Stellen pro Monat geschaffen. In allen vier Bereichen waren die Entwicklungen im März überdurchschnittlich.Weiterhin schwach war die Entwicklung im Baugewerbe und beim Staat, wenngleich das Ausmaßder Rückgänge nur gering war.
5. Die witterungsbedingten Verwirbelungen, die in den Wintermonate noch zu Verzerrungen geführthaben, dürften im März keine Rolle gespielt haben. Somit liefern die Märzdaten ein unverzerrtes Bild vonder Beschäftigungsentwicklung. Die Entwicklung der Arbeitslosenquote im Februar und im März passt hierzu.Allerdings stellte sich aufgrund der sehr starken Rückgänge über den Jahreswechsel weiterhin die Frage, obdas Niveau der Arbeitslosenquote nicht statistisch nach unten verzerrt ist. Die Arbeitslosenquote wird mittelseiner Telefonumfrage bei privaten Haushalten erhoben. Dies ist aus statistischer Sicht durchaus unkritisch,kann aber zu zeitlich begrenzten Abweichungen führen. Diese Verzerrungen gleichen sich normalerweise übereinen Zeitraum von etwa einem halben Jahr aus. Somit gilt es, noch weitere drei bis vier Monate abzuwarten,ob es nicht doch noch zu einem Rückpralleffekt bei der Arbeitslosenquote kommt. Hiervon abgesehen, fügtsich der Arbeitsmarktbericht sehr gut in unser derzeitiges Konjunkturbild: Die US-Wirtschaft wächst tendenziellüberdurchschnittlich, aber nicht überschäumend stark, und der Arbeitsmarkt hat sich dieserEntwicklung angeschlossen.
Rudolf Besch
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