Kommentar
16:22 Uhr, 10.04.2015

USA: Eine Weltmacht wird degradiert...

„Heute ist es ungleich einfacher, eine Million Menschen zu töten als eine Million Menschen zu kontrollieren“.

Wenn dieses Zitat von, sagen wir, Josef Stalin stammen würde, dann würde sich darüber kaum jemand wundern. Von Diktatoren und Massenmördern erwartet man nichts anderes.

Die Worte stammen jedoch von Zbigniew Brzeziński. Der Satz zeigt beispielhaft und mit seltener Eindrücklichkeit, von welcher Gesinnung ranghöchste US-amerikanische Regierungsberater sind:

Zusammen mit dem früheren US-Außenminister Henry Kissinger zählt der polnisch-US-amerikanische Politikwissenschaftler Zbigniew Brzeziński zu den bedeutendsten US-amerikanischen Globalstrategen. Von 1966 bis 1968 war Brzeziński die graue Eminenz hinter US-Präsident Lyndon B. Johnson, von 1977 bis 1981 Sicherheitsberater von Jimmy Carter. In jüngster Zeit hat Brzeziński über die Firma seiner Söhne auf Barack Obama sowie auf den Präsidentschaftskandidaten der Republikaner im Jahr 2008, John McCain, Einfluss genommen.

In seinem Buch Die einzige Weltmacht aus dem Jahr 1997 fordert Brzeziński, die USA müssten den eurasischen Kontinent unter ihrer Kontrolle halten und rivalisierende Bestrebungen unter allen Umständen verhindern. Ziel sei es, die Vormachtstellung der Vereinigten Staaten zu sichern.

Blickt man heute in die Ukraine, dann sieht man, was aus diesen Forderungen geworden ist - und wohin der Weg führen soll.

Doch genau hier liegt das Problem: Der Weg SOLL zwar ganz offensichtlich in eine Richtung führen, den sich Leute wie dieser Brzeziński ausgedacht haben. Ob er aber tatsächlich dorthin führen wird, das steht auf einem ganz anderen Blatt.

In diesem Zusammenhang lohnt sich ein Blick auf einige aktuelle Entwicklungen in Asien:

Einiges deutet darauf hin, dass sich die internationale Staatengemeinschaft nicht mehr länger von den USA und seiner "Führungselite" gängeln lassen möchte.

Insbesondere China fühlt sich schon seit längerer Zeit von US-dominierten Institutionen wie dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank bevormundet und nicht ausreichend vertreten. Doch Peking belässt es nicht dabei, die Zustände nur zu kritisieren:

Die vor wenigen Wochen auf Initiative Chinas aus der Taufe gehobene Asian Infrastructure Investment Bank (AIIB) hat das Potential, das dollarzentrierte Weltfinanzsystem vollständig aus den Angeln zu heben. Die Dominanz des US-Dollar und der Vereinigten Staaten als Weltmacht könnte im Zuge dessen schneller zu Ende sein, als man sich das heute vorzustellen vermag:

Ziel der Bank ist es, Investitionen in die asiatische Infrastruktur, in den Straßenbau, in Telekommunikationsnetze und andere Bereiche zu leiten. Dabei soll die AIIB nach den Vorstellungen Pekings ausdrücklich als Gegenentwurf zu IWF und Weltbank verstanden werden.

Nun können sich die Chinesen natürlich viel wünschen und auch Papier ist bekanntlich geduldig. Ihre wahre Brisanz erhält die Geschichte deshalb erst durch die Tatsache, dass die Initiative mittlerweile unter anderem von Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien, Russland, der Schweiz, Hongkong und natürlich von China selbst unterstützt wird – und zwar trotz mehrfacher scharfer Warnungen Washingtons an seine Verbündeten, sich von der Initiative unter allen Umständen fern zu halten.

Doch vielleicht hat der NSA-Skandal einige wachgerüttelt. Selbst Saudi-Arabien, traditionell einer der Erzverbündeten jeder US-Regierung, hat sich der AIIB inzwischen angeschlossen und wird künftig am Aufbau Asiens mitverdienen.

Nur Japan zögert noch. Schließt sich auch Nippon der Asian Infrastructure Investment Bank an, was schon aus geographischen Gründen nur eine Frage der Zeit sein kann, dann sprechen wir hier von einer internationalen Allianz gegen die Vormachtstellung des US-Dollar und der Verreinigten Staaten.

Dass unsere Medien diese hochbrisanten Entwicklungen verschweigen, dürfte maßgeblich daran liegen, dass der lange Arm Washingtons dort (noch) einige Wirkung zeigt. Aber auch das dürfte sich ändern.

Um die eigene Vormachtstellung und die des US-Dollar in der Welt zu sichern, haben Brzeziński und seine Freunde jetzt folgende Optionen:

Sie können versuchen, den Keil zwischen Europa und Russland weiter voranzutreiben, mit dem Ziel, den Kontinent mit einem weiteren Krieg zu verwüsten. Da sich Kriegstreiberei aus Sicht der US-Regierung historisch betrachtet bereits mehrfach „bewährt“ hat, dürfte die Versuchung groß sein, die Strategie erneut anzuwenden. Die Lage in der Ukraine zeigt das.

Die andere Option wäre für die Vereinigten Staaten weitaus ungemütlicher als ein Krieg im entfernten Europa: Sollten sich die USA den Entwicklungen fügen und den Weltwährungsstatus des US-Dollar aufgeben, hätte dies für das Land katastrophale Konsequenzen: Der bislang angewandte Trick, auf den Weltmärkten alle möglichen Güter gegen bedrucktes Baumwollpapier einzutauschen und sich so bei der Völkergemeinschaft immer weiter zu verschulden, würde nicht mehr funktionieren.

Mehr noch: Das Leitmotiv der amerikanischen Währungspolitik, "Der Dollar ist zwar unsere Währung, aber euer Problem", geprägt von John Connally, Finanzminister unter US-Präsident Richard Nixon, würde sich für die USA unversehens zum Bumerang entwickeln.

Doch es gibt noch eine weitere Option: Die US-Regierung könnte mit der internationalen Staatengemeinschaft kooperieren und sich ebenfalls an der AIIB beteiligen. Da der unvermeidlich anstehende Zerfall des dollarzentrierten Weltwährungssystems ohnehin alle Staaten betreffen wird, wäre dies der mit Abstand vernünftigste Weg.

Tatsächlich scheint in der US-amerikanischen Führungsriege gerade ein Umdenken stattzufinden: Mit dem früheren Finanzminister Lawrence Summers hat in dieser Woche erstmals ein hochrangiger US-Politiker vom Ende der amerikanischen Vorherrschaft in der Welt gesprochen. Der Anlass, Sie ahnen es, ist der gescheiterte Versuch der US-Regierung, seine Verbündeten von der neuen chinesischen Entwicklungsbank AIIB fernzuhalten.

Sollte dies am Ende dazu führen, dass die Vernunft siegt, dann kann man das nur begüßen...

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Zum Autor:

Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG, und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de und www.antizyklischer-aktienclub.de

35 Kommentare

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  • Investor
    Investor

    ... trends sind zb Mobiltelefonie, IoT, 3D, EMs .... Betonung liegt auf langfristige Wachstumstrends (Barren Buffett kauft nach Bewertung aber sonst sehr ähnlich). Rechercebasierte Auswahl der Invests. Investionsdauer zwischen 3-10 Jahre bzw solange ich überzeugt bin.

    10-max 15 trends parallel. Marktrisiken werden möglichst abgesichert. 1-2 Umschichtungen im Jahr. Wenn Du den richtigen Trend erwischt, sind leicht Verzehnfachungen drin. Aber wie im Leben sind die Ergebnisse gemischt. Wenn möglich versuche ich über verschiedene Regionen und Währungen zu mischen.

    Ich dachte dies sei klar

    Da auf Godmode mehr kürzere Fristen gehandelt werden, spreche ich wenig über meine trades. Da Politik einen starken Einfluß hat, kümmere ich mich etwas darum. Viele Technologietrends zeichenen sich frühzeitig durch die Entwicklungsgelder des Pentagon. In den 90ern war es IT, 00 Biotec und heute Autonomes.

    Von time to time wandern die Gewinne in andere Assets wie mein Haus, eine Wohnung für meine Eltern, ein Mietshaus in Zürich, usw.

    Für den Zeitvertreib trade ich ab und zu etwas. Umso kürzer der Zeitraum umso mehr sind die Kurse vom Zufall beeinflußt. Dann braucht man keine Strategie sondern nur gutes Risiko- und Moneymanagement. Wenn Du dem Zufall entkommen willst, brauchst Du längere Zeiträume. Sollen sich die short term trader ruhig tummeln, langfristig gewinnen die Fundamentals.

    Dies läßt sich problemlos neben der Arbeit bewältigen. Mit mehr Zeit würden die Ergebnisse auch nicht viel besser.

    Bei Asien und Lateinamerika gibt es Momentum. Bestreite ich doch gar nicht. Aber die Wirtschaft ist noch nicht so weit ohne USA und EU nachhaltig wachsen zu können. Sie arbeiten dran, aber kaum kriselt es in USA gehen die Exporte in China zurück. Aber zählt bei Dir ja schon schon China bashing.

    USA geht relativ auch zurück. Widerspreche Dir ja gar nicht. Aber die Betonung liegt auf relativ. Absolut und bei Technologie Themen sieht es noch anders aus. Bei Technologie führen die USA absolut. Ab China diese Rolle übernehmen können, muß man gelassen abwarten. Welche innovative Technologie der letzten 5 Jahre kam aus China. RU ist hingegen eines der kreativesten Länder. Aber dort blockieren Partei, Gesellschaft, Putin usw. Bei der produktiven Umsetzung habert es. Vielleicht China & Ru zusammen. Noch sind die Ru eher westlich orientiert und werden nicht so richtig mit China warm.

    Mit Industrie 4.0 besteht die Chance, daß in USA wieder billiger als in zB China produziert werden kann. Dies wird einer der großen trends für die nächsten Jahre. Was passiert wenn mehr in USA produziert würde: Mehr Beschäftigung in USA, steigende Hauspreise, mehr Konsum, Abbau des Defizits usw. Umgekehrt China.

    Ich wundere mich immer, da niemand realisiert, daß wenn der USD seine Bedeutung als Weltleitwährung verliert, dies nur passieren kann, wenn die US Handelsbilanz ausgeglichen ist. Ohne Leitwährungsstatus werden die Defizite nicht abgebaut.

    Wenn Du die letzten Jahre unter Obama nimmst, dann verfolgt er eine Strategie lokale Konflikte durch Lokalmächte lösen zu lassen. USA zieht sich zurück, während China seinen Status ausbaut. Läuft sehr harmonisch aus meiner Sich ab. Nahezu kein bekannter größerer Konflikt zwischen USA und China. Zufall? Dies ist meine Realität der Welt. Und ja Sie passt nicht zu den "religiösen" Diskussionen.

    19:42 Uhr, 14.04. 2015
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Jungs ihr seid alle komplett auf dem falschen Dampfer. Money machen gestaltet sich ab sofort in unsere schönen neuen Finanzwelt viel einfacher.

    Die dänische Realbank bezahlt ihren Kunden nun Zinsen, nicht fürs Guthaben, sondern fürs Schuldenmachen. Geil, gell? ( aktuell auf Focus Online

    Simbabwe wir kommen, mehr fällt mir dazu eigentlich nicht ein.

    21:56 Uhr, 12.04. 2015
  • 1 Antwort anzeigen
  • Adlerauge
    Adlerauge

    Sehr geehrter Herr Hoose,

    ihre Darstellung zum Problem des Dollars ist in jeder Hinsicht korrekt. Was wir derzeit sehen, ist der Versuch dem US-Großkapital noch ein wenig Zeit zu verschaffen - und zwar auf Kosten des Wohlstandes in Europa.

    Draghis Aufgabe war es von Anfang an der Wall-Street und den Strippenziehern im Hintergund zu zuarbeiten. Die spannende Frage ist, wie lange die Menschen und die Massen sich das hierzulande noch gefallen lassen werden und wann die EZB aus Frankfurt nach Paris vertrieben wird.

    Bemerkenswert ist, wie sie richtig beobachten, dass die Mainstreampropaganda die von ihnen dargelegten Entwicklungen und die Abkehr vom Dollar im Hintergrund hierzulande geflissentlich unterschlägt. Belgien hat sich mit der grünen Baumwolle bis über alle Ohren zur Altlast für Dollarentsorgung der Asiaten inzwischen entwickelt.

    Dies lässt darauf schliessen. dass die USA im Hintergrund einen Währungsschnitt planen. Das Dollarsystem ist ein Schneeballsystem - an dem ein noch größere Derivateblase hängt die Ausdruck eine Dekadenübergreifenden von grenzloser Gier getriebenen Spekulationsblase an de Finanzmärkten ist. Langfristig wird dass nicht gut gehen. Daher stellt sich auch nicht die Frage ob die Finanzmarktblasen platzen, sondern nur wann...

    Ich gehe davon aus, dass der US-Dollar vor einem Währungsschnitt - sprich Schuldenschnitt steht. Diese ist nur dann effektiv, wenn möglichste viele im Vorfeld nichts von einer solchen Massnahme ahnen.

    Und daher passt es, dass die neue Entwicklung in Asien diesen Zulauf erhält und es eine Abkehr vom Dollar gibt.

    Es wird spannend werden, wie lange Europa sich noch von den USA auf der Nase rumtanzen lässt. Die Entwicklungen, welche die Marionetten der US-Großfinanz anstoßen dürften in Zukunft eher massives Leid über die Welt bringen...

    Die Normalitätsbias der gegenwärtigen Gesellschaften blendet aus, was in ihren Augen nicht sein darf. Das Ende der Dominanz des Dollars und das Platzen der globalen Derivateblase.

    Es fehlt im Grunde nur noch ein Anlaß, der den Dollar ins Nirvana schickt...

    Ich denke, dass weiss man in China und anderen strategischen Regionen sehr wohl.

    Der Dollar treibt die Menschen in aller Welt in tiefste Armut - Hungersnot, Artensterben, Kriege und Massenmord, werden mit Dollars finanziert.

    Was die Mainstreampresse runterlaiert ist an Lügen kaum noch zu überbieten und wird ganze Generationen an Historikern noch Beschäftigung in der Aufarbeitung der gegenwärtigen Geschehnisse liefern.

    Ich will sogar nicht einmal aussschliessen, dass am Ende die USA sich selbst zerstören.

    Der landesweite Bau von über 800 Konzentrationslagern in den USA in den vergangenen Jahren. lässt zumindest für die USA und die Menschen dort sehr üble Zeiten erahnen.

    Millionen von Plastisärgen stehen in den USA bereit - man fragt sich nur wofür?

    Ich denke, die USA wissen, dass der Systemwechsel nicht ohne Bürgerkrieg und Massensterben von statten geht. Die Ausnahmeverodnungen der US-Regierungen die Obama in den letzten Jahren unterzeichnet hat, sprechen Bände.

    Bemerkenswert ist, dass das dumbmoney diesen Lügengeschichten der USA und der Mainstreampresse noch auf den Leim geht. Das geht im Grunde nur im Faschismus.

    Man darf gespannt sein, wie die USA enden werden. Ich denke, dass die Rolle der USA am Ende kaum die von Australien oder Russland übersteigen wird...

    14:23 Uhr, 12.04. 2015
    1 Antwort anzeigen
  • Kahroba
    Kahroba

    "unvermeidlich anstehende Zerfall des dollarzentrierten Weltwährungssystems"???

    *gggg* haben Sie schon mal den Kurs von Dollar gesehen? ja ja ich weiss, die Zukunft wird alles zeigen....

    12:12 Uhr, 12.04. 2015
    1 Antwort anzeigen
  • Ralley
    Ralley

    Diese Tendenz ist für die USA ganz sicher ein Stück bedrohlich. - Aber die Srategen und führenden Köpfe dieses Landes dürften längst den "Plan B" in der Schublade haben: Auf dem Weg - bis es zur Ablösung der Weltwährung Dollar kommt - werden mit bedrucktem Papier noch jede Menge (Sachwerte-) Investments getätigt, die auch nach der unausweichlichen Zuspitzung der Finanzkrise der USA ein Überleben sichern dürften. Hier spielt der Zeitgewinn der "globalen Konkursverschleppung" den USA, aber auch Japan und Großbritanien in die Hände.

    08:00 Uhr, 12.04. 2015
  • Austrochris
    Austrochris

    Aber was solls die Gier nach Gewinnen ist grösser als die Vernunft ! Die nächste Krise wird 2008 bei weitem in den Schatten stellen !

    21:56 Uhr, 11.04. 2015
  • Austrochris
    Austrochris

    Eine Fiatwährung auf Dauer als Weltährung mit über 19 000 Milliarden Schulden ( Tendenz stark steigend ) wer will das schon . Und der Euro will sich dazu nahtlos dazugesellen .

    Herr Draghi hat es geschafft aus einem Mercedes auch einen Fiat zu machen . Das ist tragisch

    und wir werden es alle spüren ! Aber die Börsen feiern insbesondere der Dax dass der Fiat schon in der Garage ist !!

    21:52 Uhr, 11.04. 2015
  • Austrochris
    Austrochris

    Bald werden die Asiaten sagen : Das Gold ist unsere Währung und euer Problem .

    21:46 Uhr, 11.04. 2015
  • 1 Antwort anzeigen