Kommentar
08:38 Uhr, 10.01.2011

USA: Der Aufschwung kommt langsam am Arbeitsmarkt an

Die Anzahl der Beschäftigten ist im Dezember schwächer als erwartet um 103.000 Personen gestiegen. Die beiden Vormonate wurden allerdings um insgesamt 70.000 Stellen nach oben revidiert. Die Arbeitslosenquote fiel überraschend auf 9,4 %. Die durchschnittlichen Stundenlöhne nahmen im Vergleich zum Vormonat um 0,1 % und die durchschnittliche Wochenarbeitszeit war um 0,3 % im Vergleich zum Vormonat höher.

Im Jahresdurchschnitt sank 2010 die Anzahl der Beschäftigten um 648.000 Personen. Die Arbeitslosenquote nahm auf 9,6 % zu. Einer unterdurchschnittlichen Entwicklung der Stundenlöhne stand ein Rekordzuwachs der Wochenarbeitszeit gegenüber.

Die Aufschwungskräfte schlagen sich langsam auch am Arbeitsmarkt nieder. Hierdurch erhöht sich die Stabilität des Aufschwungs insgesamt.

1. Die Signale vom Arbeitsmarkt scheinen langsam auf "Aufschwung" zu drehen. Im Dezember stieg die Anzahl der Beschäftigten um 103.000 Personen zwar schwächer als erwartet (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: 150.000 Personen). Allerdings wurden die beiden Vormonate insgesamt um 70.000 Stellen nach oben revidiert. Gemessen an dem bereits am vergangenen Mittwoch veröffentlichten ADP-Report, der stets im Vorfeld des offiziellen Arbeitsmarktberichts von einem Service-Dienstleister bekannt gegeben wird, stellt dieser Beschäftigungsaufbau eher eine bescheidende Entwicklung dar. Laut ADP-Report wurden im Dezember knapp 300.000 Stellen geschaffen.

Ein Hingucker ist indes die Entwicklung der Arbeitslosenquote im Dezember gewesen. Nach einem überraschenden Anstieg im Vormonat auf 9,8 % sank diese nun im Dezember auf 9,4 % (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: 9,7 %). Dies ist die niedrigste Quote im bisherigen Aufschwung gewesen. Bekanntlich wird die Arbeitslosenquote anhand einer Haushaltsumfrage ermittelt (im Gegensatz zur Unternehmensbefragung). Laut dieser telefonischen Befragung stieg die Anzahl der Beschäftigten landesweit um knapp 300.000 Personen. Zudem nahm die Anzahl der Erwerbspersonen um 260.000 ab, was ebenfalls zum Rückgang der Quote beitrug. Aufgrund dieses zweiten Grundes erstrahlt der deutliche Rückgang der Arbeitslosenquote in einem etwas weniger hellen Licht. Nach einer langen Phase einer stagnierenden Arbeitslosenquote deutet sich zwar nun eine fallende Entwicklung an. Den deutlichen Rückgang im Dezember kann man aber für die kommenden Monate nicht fortschreiben.

2. Gemessen an der Lohnentwicklung war der Dezember durchaus ein zufriedenstellender Monat. Zwar nahmen die durchschnittlichen Stundenlöhne nach beiden statistischen Abgrenzungen (mit bzw. ohne Arbeitnehmer, die Weisungsbefugnis besitzen) nur um jeweils 0,1 % gegenüber dem Vormonat zu (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: 0,2 %). Ausgeglichen wurde diese Schwäche aber einmal mehr durch einen Anstieg der Wochenarbeitszeit (Arbeitnehmer ohne Weisungsbefugnis). Rechnet man die Beschäftigungsentwicklung, die Stundenlöhne und die Wochenarbeitszeit zusammen, dann errechnet sich hieraus ein monatlicher Zuwachs der Gesamtlöhne um 0,5 % gegenüber dem Vormonat. Diese Lohndynamik ist zwar nicht spektakulär hoch, aber immerhin überdurchschnittlich.

3. Der geringer als von uns erwartete Beschäftigungsaufbau im Dezember lässt sich vornehmlich an zwei Bereichen festmachen. Zum einen sind wir davon ausgegangen, dass die Anzahl der Beschäftigten im Bereich Einzelhandel deutlich stärker zunehmen würde. Hier wurde nämlich im Vormonat ein Beschäftigungsabbau gemeldet, der so gar nicht zur Entwicklung der Einzelhandelsumsätze passen wollte. Zwar kam es hier zu einem positiven Rückpralleffekt, allerdings vom Ausmaß her geringer als von uns gedacht. Zum anderen deutete ein wöchentlicher Indikator (ASA-Index) auf eine überaus kräftige Entwicklung im Bereich der Unternehmensdienstleister hin. Mit einem Zuwachs von lediglich 7.000 Stellen ist hier jedoch die Entwicklung enttäuschend schwach gewesen. Denkbar ist, dass der Arbeitsmarktbericht durch die Witterungsverhältnisse belastet gewesen ist. Der Dezember war insbesondere an der Ostküste ungewöhnlich kalt. Diese Belastung könnte sich überdies in einem Rückgang der Beschäftigung im Bereich des Baugewerbes niedergeschlagen haben. Der Beschäftigungsabbau in Höhe von 16.000 Personen entsprach gleichwohl unseren Erwartungen.

4. Die Entwicklung am Arbeitsmarkt war in 2010 insgesamt von Schwäche geprägt: Die Anzahl der Beschäftigten sank nochmals um 648.000 Personen gegenüber dem Vorjahr auf ein durchschnittliches Niveau von 130,3 Millionen. Zum Vergleich: In 2007 waren noch 137,6 Millionen Personen beschäftigt. Zwischen Jahresende 2009 und Jahresende 2010 wurden immerhin 1,124 Millionen Jobs geschaffen, was freilich weit hinter der Beschäftigungsdynamik normaler Erholungen zurückbleibt. Die Arbeitslosenquote stieg im Jahresdurchschnitt auf 9,6 %. Eine solch hohe Quote gab es zuletzt im Jahr 1983. Ebenfalls schwach war der Anstieg der durchschnittlichen Stundenlöhne (ohne Weisungsbefugnis), die nur um 2,2 % gegenüber dem Vorjahr angestiegen sind. Eine schwächere Lohndynamik gab es zuletzt im Jahr 2004. Nur die Entwicklung der durchschnittlichen Wochenarbeitszeit bringt etwas Licht in das Dunkel am Arbeitsmarkt. Diese nahmen im Jahr 2010 um 0,3 Stunden gegenüber dem Vorjahr auf durchschnittlich 33,4 Stunden zu. Dies entsprach einem
Zuwachs von 0,9 % gegenüber dem Vorjahr und stellt seit Beginn der Statistik 1964 einen Rekordwert dar.

5. In den letzten drei Monaten des vergangenen Jahres nahm die Anzahl der Beschäftigten um durchschnittlich knapp 130.000 Personen zu. Dies zeigt, dass sich die Aufschwungskräfte auch am Arbeitsmarkt niederschlagen und hierdurch sich die Stabilität des Aufschwungs insgesamt erhöht. Diese Entwicklung ist zwar kräftiger als von uns im Herbst erwartet worden ist. Der "Prognosefehler" liegt aber im allgemeinen Unschärfebereich. Einen unmittelbaren Revisionsbedarf für die kommende Entwicklung leiten wir hieraus nicht ab. Eine darüber hinaus gehenden Dynamik erwarten wir weiterhin erst ab dem Frühjahr.

Rudolf Besch - Analyst bei der Deka Bank

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