Kommentar
08:57 Uhr, 25.02.2010

USA: Das Verbrauchervertrauen sinkt spürbar – Divergenz zwischen Stimmung und Konsumverhalten nimmt weiter zu

• Das vom Conference Board erhobene Verbrauchervertrauen hat sich im Februar von 56,5 auf 46,0 Punkte deutlich abgeschwächt.

• Der Blick auf die Teilkomponenten zeigt, dass in allen Bereichen die Differenz der Saldenpunkte aus Verbesserung und Verschlechterung niedriger ist als im Vormonat.

• Zu vermuten ist, dass die Befragten beim Ausfüllen der Fragebögen von anderen Gedanken getrieben werden als hinterher beim Einkauf in der nächsten Shopping Mall. Somit sind die Stimmungsindikatoren der privaten Haushalte zur Konsumprognose derzeit kaum geeignet.

1. Inzwischen ist die Einschätzung, dass die US-Wirtschaft wieder relativ kräftig expandiert, weit verbreitet. Kaum einer der professionellen Konjunkturanalysten rechnet zurzeit mit einer deutlichen Abflachung der wirtschaftlichen Dynamik oder gar mit einer erneuten Rezession. Vor dem Hintergrund der sehr guten realwirtschaftlichen Indikatoren der vergangenen Monate ist die Entwicklung der gängigsten Stimmungsindikatoren der privaten Haushalte kaum nachzuvollziehen. Heute wurde mit dem vom Conference Board erhobenen Verbrauchervertrauen ein weiteren Stimmungswert veröffentlicht, der deutlich enttäuschte: Das Verbrauchervertrauen verringerte sich im Februar spürbar um über 10 Indexpunkte auf 46,0 Punkte (Bloomberg-Median: 55,0 Punkte; DekaBank: 55,5 Punkte). Die Lagekomponente erreichte mit 19,4 Punkten ein neues zyklisches Tief. Mit einem Rückgang von über zwölf Punkten verschlechterte sich die Erwartungskomponente sogar noch stärker.

2. Die Stimmungseintrübung fand in allen abgefragten Bereichen statt. Am deutlichsten haben sich die Befragungsergebnisse in den Bereichen Arbeitsmarkt- und den allgemeinen Wirtschaftserwartungen im Vergleich zum Vormonat verschlechtert. Dabei sind die Befragungssalden hinsichtlich der Lageeinschätzung für beide Bereiche schon in der Nähe der Rezessionstiefstände Anfang 2009. Damals wurden pro Monat über 700.000 Personen entlassen, während derzeit die Anzahl der Beschäftigten nahezu stagniert. Zudem expandiert zurzeit die Volkswirtschaft und schrumpft nicht wie vor einem Jahr. Insofern überrascht der ausgeprägte Pessimismus der privaten Haushalte.

3. Die Entwicklung der Stimmungsindikatoren der privaten Haushalte zu interpretieren fällt von Monat zu Monat immer schwerer: Die Differenz zwischen tatsächlicher wirtschaftlicher Aktivität, die ja auch in Form von steigenden Einkommen und Konsumausgaben nicht an den privaten Haushalten vorbeigeht, und den Stimmungsindikatoren der Konsumenten hat in den vergangenen Monaten zugenommen. Sicherlich gibt es Erklärungsansätze. Beispielsweise handelt es sich beim Arbeitsmarkt hinsichtlich der Beschäftigungsentwicklung bislang nur um eine relative Verbesserung. Stabile monatliche Beschäftigungszuwächse, also eine absolute Verbesserung, fanden bislang nicht statt. Und auch der Rückgang der Arbeitslosenquote ist noch nicht besonders ausgeprägt. Ein anderer Erklärungsansatz wäre, dass die privaten Haushalte zwar die stabilere wirtschaftliche Entwicklung erkennen, aber die Kosten dieses Aufschwungs ebenfalls realisieren. Diese Kosten sind neben einem eventuellen Arbeitsplatzverlust in erster Linie höhere Steuersätze für Einkommen oder Verbrauch. Die Erkenntnis der privaten Haushalte müsste dann aber mit einer schwächeren Konsumneigung bzw. einer spürbar steigenden Sparquote einhergehen. Aber auch dies ließ sich in den vergangen Quartalen kaum beobachten. Was bleibt, ist die Vermutung, dass die Befragten vermutlich beim Ausfüllen der Fragebögen von anderen Gedanken getrieben werden als hinterher beim Einkauf in der nächsten Shopping Mall. Somit sind die Stimmungsindikatoren der privaten Haushalte zur Konsumprognose derzeit kaum geeignet.

Rudolf Besch - Analyst bei der Dekabank

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