Fundamentale Nachricht
13:32 Uhr, 12.09.2019

USA/China: Noch zu früh, die Sektkorken knallen zu lassen

Zumindest die Zeiten regelmäßiger neuer Eskalationen im Handelskonflikt zwischen China und den USA scheinen fürs erste vorbei zu sein. Nun fahren die Streithähne ihre Härte und Kompromisslosigkeit etwas runter und machen sich gegenseitig einige Zugeständnisse.

Peking/ Washington (Godmode-Trader.de) - Der Tweet von US-Präsident Donald Trump, dass er die für Anfang Oktober angefachte Anhebung von Zölle auf 250 Milliarden Dollar chinesischer Waren-Importe um zwei Wochen verschieben will, hat an den Märkten zu Erleichterung geführt. Trump bezeichnete den Schritt als "Geste des guten Willens“, nachdem Peking zuvor bereits mehrere US-Produktgruppen von zusätzlichen Zöllen befreit hatte.

Bereits seit längerem gelten Strafzölle von 25 Prozent für Importe aus China in die USA im Umfang von rund 250 Milliarden US-Dollar. Sie sollten ursprünglich ab 1. Oktober auf 30 Prozent erhöht werden. Dies soll nun erst zum 15. Oktober passieren.

Peking zeigte sich am Donnerstag erfreut über die Ankündigung Trumps. Trotz der überraschenden Entgegenkommen sind die Parteien aber nach wie vor weit von einer Verständigung in den meisten Handelsfragen entfernt, wie Experten warnten. „Obwohl eine solche Deeskalation der Spannungen zwischen den beiden Ländern allgemein zu begrüßen ist, ist es immer noch unklar, ob beide Seiten in naher Zukunft eine „echte Lösung“ erreichen werden, sagte James McCormack, Fitchs globaler Leiter für Staatsanleihen dem US-TV-Sender CNBC. Es sei kaum nachzuvollziehen, welche Motivation es auf der US-Seite gebe, eine zu große Bedeutung sollte man dem „kleinen Zugeständnis“ nicht zubilligen, sagte McCormack. „Ich denke, es gibt noch ein paar weitere Kapitel, die im Handelskrieg geschrieben werden müssen".

Iris Pang, Wirtschaftswissenschaftlerin für China bei der niederländischen ING Bank, machte darauf aufmerksam, dass Peking seit Mai über einen solchen Schritt von Zollbefreiungen nachgedacht habe. So zielte die jüngste Aktion eher darauf ab, die chinesische Wirtschaft zu unterstützen, und sei weniger als „eine Geste der Aufrichtigkeit gegenüber den USA" vor den Handelsgesprächen im kommenden Monat zu sehen, erklärte Pang. „Es gibt immer noch viele Unsicherheiten in den kommenden Handelsgesprächen. Eine Ausnahmeliste mit nur 16 Punkten wird die Haltung Chinas zu den sonstigen Streitpunkten nicht verändern. Wir glauben, dass China in den kommenden Verhandlungen, wie eh und je sehr standhaft bleiben wird", sagte die ING-Expertin.

Der im vergangenen Jahr begonnene Handelskonflikt hat sich in den vergangenen Monaten mehrfach verschärft. Die beiden größten Volkswirtschaften der Welt überzogen einander schrittweise mit immer neuen Strafzöllen. Die jüngsten Zollerhöhungen fanden Anfang September statt, bevor die beiden Länder vereinbarten, sich im Oktober zu einer weiteren Verhandlungsrunde zu treffen. Die Analysten von Citi Research sehen laut einem aktuellen Kommentar in den jüngsten „Gesten des guten Willens" der USA und Chinas gleichwohl ein Zeichen der Entspannung, auch wenn die strukturellen Differenzen weiterhin bestehen bleiben.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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