USA: Auftragseingänge setzen ihren volatilen Wachstumspfad fort – nach der Märzstärke folgt ein Aprilrückgang
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• Die Auftragseingänge für langlebige Güter sind im April nahezu unseren Erwartungen entsprechend um 3,6 % mom gesunken. Ohne den Transportsektor betrug der Rückgang 1,5 % mom. Die Auftragseingänge und die Auslieferungen für Investitionsgüter (ohne Verteidigung und Flugzeugbau) sind im April ebenfalls gesunken. In allen vier Fällen lagen negative Rückpralleffekte nach sehr kräftigen Märzzuwächsen vor.
• Trotz der schwachen Aprildaten dürfte die Investitionsdynamik der Unternehmen weiterhin tendenziell überdurchschnittlich sein.
• Zuletzt wurden mehrere enttäuschende regionale Stimmungsindikatoren des verarbeitenden Gewerbes veröffentlicht. Hierdurch zeichnet sich ab, dass auch der nationale Einkaufsmanagerindex ISM von extrem hohem Niveau kommend im Mai schwächer notieren dürfte.
1. Die Auftragseingänge für langlebige Güter sind im April um 3,6 % gegenüber dem Vormonat gesunken (Bloomberg-Umfrage: -2,5 %, DekaBank: -3,5 %). Dies war zwar einer der stärksten monatlichen Rückgänge in diesem Aufschwung, allerdings war der Vormonat mit 4,4 % ebenfalls sehr kräftig gewesen. In etwas abgeschwächter Form gilt dies auch für die Aufträge ohne den stark volatilen Transportsektor. Dort sanken die Aufträge überraschend um 1,5 % – mehrheitlich wurde hier mit einem Anstieg gerechnet (Bloomberg- Umfrage: 0,5 %). Im Bereich der Investitionsgüter lagen negative Rückpralleffekte vor: Die Auftragseingänge für Investitionsgüter (ohne Verteidigung und Flugzeugbau) sanken im April um 2,6 % (Bloomberg- Umfrage: -2,1 %, DekaBank: -2,0 %) und die Auslieferungen verringerten sich um 1,7 % (DekaBank: -0,7 %) gegenüber dem Vormonat. Erst vor kurzem wurden die Auftragseingänge und die Auslieferungen einer jährlichen Revision unterzogen. Hierbei wurde festgestellt, dass die Entwicklung im März deutlich kräftiger war als zunächst gemeldet wurde. Diese starken Zuwächse wurden heute nochmals nach oben revidiert.
2. Negative Rückpralleffekte liegen in allen Teilbereichen vor, in denen im Vormonat starke Zuwächse stattfanden. Am deutlichsten zeigt sich dies im Transportsektor bzw. im Bereich des zivilen Flugzeugbaus. Gemessen an dem von Boeing gemeldeten sehr geringen Auftragseingang hatten wir hier sogar mit einem noch ausgeprägteren Rückgang gerechnet. Ein Anstieg der Auftragseingänge wurde nur für den Bereich Computer und Elektronik ausgewiesen. Allerdings war gerade dieser Bereich im Vormonat schwach ausgefallen, sodass der Zuwachs im April nicht überraschend ist.
3. Die starken Auf- und Abbewegungen sowie die zuletzt erfolgten Revisionen erschweren sicherlich die Interpretation der heutigen Daten. Unserer Einschätzung nach, liegt weiterhin eine tendenziell überdurchschnittliche Investitionsdynamik der Unternehmen vor. Gleichwohl ist diese weniger fulminant wie noch zu Beginn des Aufschwungs.
4. Zuletzt wurden überraschend schwache Werte regionaler Stimmungsindikatoren des verarbeitenden Gewerbes für den Monat Mai veröffentlicht. Hierbei handelt es sich um Umfragewerte, die in fünf der insgesamt zwölf regionalen Bankbezirken erhoben werden. Der bekannteste unter diesen Indikatoren ist der Philly-Fed-Index, der im Mai sehr deutlich auf 3,9 Punkte gefallen ist. Bereits veröffentlicht sind ebenfalls der Empire State Index sowie der Richmond-Fed-Index. Um Aussagen über den noch ausstehenden nationalen Einkaufsmanagerindex ISM für das verarbeitende Gewerbe zu erhalten, müssen diese Indikatoren in ISM-Notation umgerechnet werden. Unterstellt man unveränderte Mai-Werte für die beiden noch ausstehenden regionalen Fed-Indikatoren der Distrikte Kansas und Dallas, dann ergibt sich hieraus im Mittel ein Rückgang der regionalen Indikatoren von 55,5 auf 53,2 Punkte. Dies wäre der tiefste Stand seit November vergangenen Jahres. Der Vergleich zum nationalen Einkaufsmanagerindex ISM zeigt, dass dieser im bisherigen Aufschwung stets höher notierte, wenngleich die Entwicklungen ähnlich verliefen. Unterstellt man, den bisherigen durchschnittlichen Abstand beider Indikatoren für den Monat Mai, dann dürfte der ISMIndex in den Bereich von gut 57 Punkten fallen. Dies wäre einerseits eine durchaus auffallende Verschlechterung dieses Indikators, würde nach Lesart des Institute for Supply Management aber immer noch auf ein gesamtwirtschaftliches Wachstum von rund 5 % hinweisen. Trotz des sich abzeichnenden Rückgangs des ISM-Index dürfte dieser weiterhin die tatsächliche wirtschaftliche Aktivität überzeichnen.
Rudolf Besch
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