Kommentar
12:15 Uhr, 28.07.2011

USA: Auftragseingänge schrumpfen bedingt durch Boeing – Investitionshinweise überraschend positiv

  • Die Auftragseingänge für langlebige Güter sind im Juni überraschend und deutlich um 2,1 % gegenüberdem Vormonat gesunken. Ohne den Transportsektor stagnierten die Auftragseingänge nahezu. Die Auftragseingängefür Investitionsgüter (ohne Verteidigung und Flugzeugbau) sind im Juni um 0,4 % gesunken.Nach der kräftigen Entwicklung in den Vormonaten entspricht das einem nur geringen negativenRückpralleffekt. Dieser Rückpralleffekt blieb im Bereich der Auslieferungen sogar aus. Nach starken Vormonatenstiegen diese im Juni um 1,0 % mom.
  • Gemessen an den Auslieferungen für Investitionsgüter dürfte die Investitionstätigkeit der Unternehmen imzweiten Quartal überdurchschnittlich kräftig gewesen sein.

1. Keine Frage, die Konjunkturerwartungen haben sich in den vergangenen Wochen eingetrübt. Zwar werdenkaum Sorgen über eine erneute Rezession geäußert, von einer kräftigen Erholung nach der Rezessionkann zumindest bislang auch in diesem Jahr nicht gesprochen werden. Es gibt allerdings weiterhin einen Lichtblick,der bei ähnlichen zyklischen Abläufen in der Vergangenheit für kräftiges Wachstum gesorgt hat: DieInvestitionstätigkeit der Unternehmen ist im historischen Vergleich außerordentlich kräftig. Diesegute Entwicklung hat sich auch im Juni fortgesetzt. Anhand der heute veröffentlichten Auftragseingänge fürlanglebige Güter wird dies auf den ersten Blick nicht offenkundig: Die Auftragseingänge sanken im Juniüberraschend und deutlich um 2,1 % (Bloomberg-Umfrage: 0,3 %, DekaBank: -0,3 %). Einmal mehr wurdedie Gesamtentwicklung durch den Transportsektor beeinflusst. Rechnet man diesen heraus, dann stiegen dieAufträge um 0,1 % marginal gegenüber dem Vormonat an (Bloomberg-Umfrage: 0,5 %).

Die Auftragseingänge für Investitionsgüter (ohne Verteidigung und Flugzeugbau) sanken im Juni um0,4 % (Bloomberg-Umfrage: 1,0 %, DekaBank: -1,0 %). Vor dem Hintergrund sehr kräftiger Zuwächse in den Vormonaten stellt dies gleichwohl nur einen geringen negativen Rückpralleffekt dar. So stiegen die Auftragseingängeim zweiten Quartal insgesamt um 4,1 % gegenüber dem Vorquartal. Dies ist der stärkste Zuwachsseit dem zweiten Quartal 2010 und deutet aufgrund der Vorlaufeigenschaft dieses Indikators auf eineüberdurchschnittliche Investitionsdynamik im dritten Quartal 2011 hin. Den Blick zurück in das zweite Quartalliefern die Auslieferungen für Investitionsgüter (ohne Verteidigung und Flugzeugbau). Auch hier wardie Entwicklung zuletzt sehr kräftig gewesen, sodass ein negativer Rückpralleffekt von uns erwartet wordenwar. Tatsächlich nahmen die Auslieferungen im Juni um 1,0 % mom zu (DekaBank: -0,5 %), was für sich genommenschon eine kräftige Entwicklung darstellt. Zusammen mit den Vormonaten ergibt sich ein Anstieg imzweiten Quartal von 2,3 %, was den stärksten Zuwachs seit dem dritten Quartal 2010 bedeutet und eine weiterhinüberdurchschnittliche Aktivität in diesem Bereich signalisiert.

2. Neben dem Transportsektor, hier schlugen sich fehlende Großaufträge bei Boeing im Bereich des zivilenFlugzeugbaus belastend nieder, sanken die Aufträge auch im Bereich Maschinen. Ein kräftiger Anstieg wurdeeinzig bei verarbeitenden Metallen festgestellt. Die weiteren Bereiche weisen im Vormonatsvergleich nurgeringe Änderungen auf.

3. Die gute Entwicklung der Auslieferungen für Investitionsgüter (ohne Verteidigung und Flugzeugbau) stehtim Widerspruch zum schwachen Abschneiden des Produktionsindex Business Equipment im zweiten Quartal(siehe Volkswirtschaft Aktuell vom 15.07.11: „USA: Ein mageres Plus in der Industrieproduktion im Juni beschließtein schwaches zweites Quartal“). Dieser Investitionsindikator nahm im zweiten Quartal nur um 0,3 %gegenüber dem Vorquartal zu. Die Auslieferungen sind stärker zu beachten, weil sie direkt in die Berechnungender Ausrüstungsinvestitionen in die volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen einfließen. Da sie aber keinvollständiges Abbild liefern, sind die Produktionsdaten auch nach den heutigen Informationen weiterhin zubeachten. Dies bedeutet, dass die Investitionsdynamik der Unternehmen vermutlich im zweitenQuartal etwas schwächer ausfallen könnte, als es die Auslieferungen andeuten. Offizielle Zahlen hierzuwerden an diesem Freitag zusammen mit der Veröffentlichung des Bruttoinlandsprodukts für das zweiteQuartal bekannt gegeben.

Rudolf Besch

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