Kommentar
18:00 Uhr, 02.07.2010

USA: Arbeitsmarktbericht enttäuscht trotz ...

Rückgang der Arbeitslosenquote. • Die Anzahl der Beschäftigten ist im Juni um 125.000 Personen gesunken. Die Arbeitslosenquote ging um 0,2 Prozentpunkte auf 9,5 % zurück. Die durchschnittlichen Stundenlöhne verringerten sich im Vergleich zum Vormonat unerwartet um 0,1 %. • Das Ende der Volkszählung war größtenteils für den Beschäftigungsabbau verantwortlich. Im privaten Sektor wurden 83.000 Beschäftigte mehr gemeldet. Gemessen an der schwachen Entwicklung im Vormonat stellt dies eine Enttäuschung dar. • Der Arbeitsmarkt kommt weiterhin nicht richtig in die Gänge. In den vergangenen Tagen wurden mehrere überraschend schwache Konjunkturdaten gemeldet. Es ist also gut möglich, dass die kommenden Arbeitsmarktberichte ebenfalls zur Schwäche neigen werden.

1. Der Arbeitsmarktbericht für Juni zeichnet ein enttäuschendes Bild von der US-Wirtschaft. Die Anzahl der Beschäftigten sank zwar nahezu erwartungsgemäß um 125.000 Personen (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: -130.000 Personen). Der Beschäftigungsabbau ging in erster Linie auf das Auslaufen von kurzfristig geschaffenen Arbeitsplätzen im Zuge der Volkszählung „Census 2010“ zurück. Hierdurch wurden 225.000 Stellen gekürzt und weitere gut 300.000 Stellen werden in den kommenden Monaten noch verloren gehen. Der Beschäftigungsaufbau in der Privatwirtschaft stellte mit 83.000 Stellen (Bloomberg-Umfrage: 110.000 Personen, DekaBank: 100.000 Personen) nur eine geringe Enttäuschung dar, zumal die beiden Vormonate um insgesamt 25.000 Personen nach oben revidiert wurden. Allerdings war die Beschäftigungsentwicklung speziell im Mai sehr schwach, sodass der Juni eigentlich einen positiven Rückpralleffekt hätte aufweisen müssen.

Die Arbeitslosenquote wartete mit einem weiteren deutlichen Rückgang von 9,7 % auf 9,5 % auf (Bloomberg-Umfrage: 9,8 %, DekaBank: 9,7 %). Allerdings zeigen die Detailstatistiken, dass dieser Rückgang mehr Schein als Sein ist. Die Arbeitslosenquote wird mittels einer Haushaltsbefragung erhoben und demnach sank die Anzahl der Beschäftigten um gut 300.000 Personen. Dieser Rückgang wurde übertroffen von einem Minus bei den Erwerbspersonen von rund 650.000 Personen. Nachdem im Frühjahr sich sehr viele Personen am Arbeitsmarkt zurückgemeldet haben, scheinen sich nun wieder viele zu verabschieden. Einzelne monatliche Entwicklungen sollte man hier nicht überbewerten, aber letztlich geht der Rückgang der Arbeitslosenquote wohl eher auf die statistische Erhebungsmethode (durch Telefonbefragung) zurück und weniger auf eine kräftige Aufwärtsbewegung am Arbeitsmarkt.

2. Das enttäuschende Bild des Arbeitsmarktberichts resultiert in erster Linie aus einer schwachen Lohnentwicklung sowie dem Rückgang der Wochenarbeitszeit. Im Juni sanken die durchschnittlichen Stundenlöhne um 0,1 % gegenüber dem Vormonat und die Jahresveränderungsrate verschlechterte sich von 1,9 % auf 1,7 %. Diese Werte beziehen sich auf die Lohnstatistik aller Angestellten und Arbeiter. Diese Lohnstatistik wird erst seit kurzem veröffentlicht. Für die ältere Lohnstatistik, die Arbeiter und Angestellter mit Weisungsbefugnis nicht berücksichtigt, wurde eine monatliche Stagnation ausgewiesen. Die Jahresveränderungsrate beläuft sich hier auf 2,3 %. Auch dies stellt eine Enttäuschung dar. Die Entwicklung am Arbeitsmarkt wurde in den vergangenen Monaten in erster Linie durch die der Wochenarbeitszeit geprägt. Die Unternehmen waren bislang eher vorsichtig, neue Stellen zuschaffen, und die gestiegene Arbeitsnachfrage wurde durch eine Erhöhung der Arbeitszeit der bereits angestellten Beschäftigten befriedigt. Im Juni ist die Wochenarbeitszeit um 0,3 % mom gesunken (alle Angestellten und Arbeiter) bzw. hat nur stagniert (ohne Weisungsbefugnis). Insgesamt deuten diese Zahlen auf eine schwache Einkommensentwicklung der privaten Haushalte hin.

3. Die Beschäftigungsentwicklung ist im Einzelnen nicht erschreckend schwach. Beispielsweise ist der Beschäftigungsabbau im Baugewerbe erfreulich niedrig und auch der Abbau im Finanzsektor erscheint verkraftbar. Was fehlt sind spürbare Zuwächse in den Bereichen Unternehmensdienstleister, Gesundheits- und Bildungswesen und Handel- und Transport. In diesen Bereichen müssten die Beschäftigungszuwächse eigentlich höher ausfallen.

4. Der Arbeitsmarkt kommt weiterhin nicht richtig in die Gänge. Zwar ist die Entwicklung aufwärtsgerichtet und die Dynamik nicht schwächer als in unseren Prognosen unterstellt. Dennoch stellen die heutigen Daten eine Enttäuschung dar: kein Lohnwachstum, kein Zuwachs bei der Wochenarbeitszeit und ein Beschäftigungsplus, dass, gemessen an der schwachen Vormonatsentwicklung, eigentlich höher hätte ausfallen dürfen. Die von uns erwartete unterdurchschnittliche zyklische konjunkturelle Erholung scheint sich weiterhin zu bestätigen.

Rudolf Besch - Analyst bei der DekaBank

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