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15:09 Uhr, 14.10.2010

US-Notenbank weitet quantitative Geldpolitik aus

Frankfurt (BoerseGo.de) - Alle sprechen derzeit vom „Krieg der Währungen“. Leicht geht da vergessen, was denn eigentlich der Auslöser für einen möglichen globalen Abwertungswettlauf war: die US-Geldpolitik. Nach Einschätzung von Alessandro Bee, Ökonom, Bank Sarasin & Cie hat die US-Notenbank Fed mit der Ankündigung über eine weitere Runde quantitativer Geldpolitik in den Märkten hohe Erwartungen geschürt, die sie wohl kaum enttäuschen dürfte.

Im September kündigte die Fed gar eine Ausweitung der quantitativen Geldpolitik an – für den Fall, dass sich die Deflationsgefahren, welche die Notenbank in ihrer September-Sitzung für die US-Wirtschaft ausmachte, weiter verschärfen.

Der Experte fragt: Ist diese Deflationswarnung begründet? Mit einer fortschreitenden Abkühlung der US-Wirtschaft könnten Deflationsängste aufkommen. Letzten Endes erwartet die Bank Sarasin aber eine sanfte Landung der US-Wirtschaft. Mit einer sanften Landung dürfte die Inflation in den USA im Jahr 2011 wieder leicht ansteigen und damit allfällige Deflationsängste aus dem Weg räumen. Aus diesem Grund besteht für die Fed keine Notwendigkeit ihre quantitative Geldpolitik weiter auszubauen.

Die Wahrscheinlichkeit ist nach Ansicht des Sarasin-Experten Bee jedoch sehr hoch, dass die quantitative Geldpolitik dennoch ausgedehnt wird. Die Ankündigung neue quantitative Instrumente zu prüfen, habe in den Kapital- und Aktienmärkten bereits die Erwartung geweckt, dass diese Instrumente auch tatsächlich eingesetzt werden. So seien nach der August- und September-Sitzung die Renditen der US-Staatsanleihen jeweils stark zurückgegangen. Auch die starke Abwertung des Dollars spiegele die Erwartungen seitens des Marktes wider. Werden diese (von der Fed geschürten) Erwartungen nicht befriedigt, könnte das zu einem empfindlichen Rückschlag an den Märkten führen, wie Bee folgert. Ein solcher Crash möchte die US-Notenbank sicherlich verhindern.

Bee: Was könnte eine weitere Ausdehnung der quantitativen Geldpolitik in den USA bewirken? „Verschiedene Äußerungen von Mitgliedern des Fed-Offenmarkt-Ausschusses lassen darauf schließen, dass US-Staatsanleihen aufgekauft werden, mit dem Ziel das allgemeine Zinsniveau in den USA weiter zu senken“, sagt Bee. Eine Ausdehnung der quantitativen Geldpolitik dürfte seiner Meinung nach nochmals zu einem Rückgang der Zinsen führen und möglicherweise den Dollar weiter schwächen. Das Potenzial sei allerdings sehr beschränkt, da bereits ein großer Teil der Wirkung durch den Fall der Zinsen in den letzten Wochen und die Abwertung des US-Dollars durch die Märkte antizipiert wurde.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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