Kommentar
10:17 Uhr, 03.11.2017

US-Notenbank Fed: Letztes "Problem" steht vor der Lösung

Niedrige Arbeitslosigkeit und hohes Wirtschaftswachstum – so lässt sich der Zustand der US-Wirtschaft beschreiben. Die Notenbank hat dennoch ein Problem.

Dieses Problem heißt Inflation. Obwohl die Arbeitslosigkeit niedrig ist und die Wirtschaft in hohem Tempo wächst, will die Inflation einfach nicht ansteigen - jedenfalls nicht auf das von der Fed gewünschte Niveau. Das ist ungewöhnlich. Historisch gesehen wies die US-Wirtschaft bei ca. 4 % Arbeitslosigkeit und 3 % Wachstum deutlich höhere Inflationsraten aus.

Das beschäftigt die Notenbank. Sie muss sich damit auch auseinandersetzen, denn ihr Doppelmandat schreibt vor, dass sie Vollbeschäftigung und Preisstabilität (=laut international üblicher und Eigendefinition 2 % Inflation) erreichen soll. Sie kann sich also auf der niedrigen Arbeitslosenrate nicht ausruhen.

Die Inflationsrate soll langfristig bei 2 % liegen. Dieses Ziel ist praktisch erreicht. Zuletzt lag die Inflationsrate knapp oberhalb dieser Marke. Das reicht allerdings nicht, um die Notenbanker zufrieden zu stellen. Die Kerninflation kommt nämlich nicht vom Fleck und liegt mit 1,7 % beharrlich unterhalb der Zielgröße.

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Kerninflation ist für die Notenbank ein zentrales Maß geworden. Während die Inflation, die alle Güter miteinschließt, häufig von volatilen Komponenten wie den Öl- und Nahrungsmittelpreisen getrieben ist, schließt die Kerninflation diese Komponenten aus. Sie ist damit ein besseres Maß für die unterliegende Inflation. Solange hier keine Dynamik aufkommt, ist der Job der Notenbank nicht getan.

Nun gibt es Abhilfe. Die Kerninflation klebt zwar noch unterhalb der Zielmarke fest, doch das dürfte sich ändern. Die Kerninflation bewegt sich zeitverzögert parallel zum Wirtschaftswachstum (Grafik 1). Das Wirtschaftswachstum bekam in den letzten Quartalen einen Dämpfer und erholt sich erst seit kurzem wieder.

Im dritten Quartal 2017 wuchs die US-Wirtschaft mit 3 %. Dies impliziert, dass die Kerninflation in den nächsten 12 Monaten mindestens den Wert von 2 % erreichen sollte. Eigentlich muss die Notenbank also gar nichts tun, um ihre Ziel zu erreichen. Sie muss nur geduldig sitzenbleiben und abwarten.

Dies wird auch von einem anderen Indikator untermauert. Die Notenbank von New York hat ihre eigene Inflationsrate entwickelt, die die zugrundeliegende Preisbewegung abbildet. Auch dieser Indikator läuft der herkömmlichen Kerninflation voraus (Grafik 2). Demnach sollte die Kerninflation ohne weiteres Zutun in den kommenden 12 Monaten automatisch auf 2,5 % steigen.

Die Zeichen sind günstig, dass in den USA eine Kerninflation den Bereich von 2-2,5 % erreicht wird. Das ist ein vergleichsweise hoher Wert. Im letzten Aufschwung wurde diese Spanne nur temporär erreicht. Es ist also durchaus möglich, dass die Notenbank ihr Inflationsziel in den kommenden Quartalen deutlich überschießt.

Man wird sehen, wie die Notenbank darauf reagiert. Sie selbst sagt, dass die Zielinflation von 2 % als symmetrisches Ziel zu interpretieren ist. Niedrigere und höhere Werte können temporär toleriert werden. Wie weit die Toleranz geht, wenn die unterschiedlichen Inflationsraten an 3 % heranreichen, muss man abwarten. Es würde eine deutliche Überhitzung der Wirtschaft anzeigen. Genau einen solchen Zustand will die Notenbank eigentlich vermeiden, denn eine Überhitzung endet fast zwangsläufig in einem dynamischen Abschwung.

Clemens Schmale

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4 Kommentare

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  • Unentschieden
    Unentschieden

    Herr Schmale, woraus ist der Warenkorb, der zur Messung der Kerninflation herangezogen wird, in Ihrer Analyse zusammengesetzt?

    13:48 Uhr, 03.11. 2017
  • Morningstar
    Morningstar

    Wieviel Billionen(!!!) an QE haben die ZB weltweit in die Märkte geblasen? Akkumuliert 10-11 Bill $, über 6 Jahre die jetzt in Form von Staatsanleihen in den Notenbankbilanzen dahinschlummern. Die EZB und die BoJ sind ja mit dem Akkumulieren noch nicht ganz durch. Man könnte fast auf die Idee kommen, dass diese nette Geschichte mit der Inflation einfach nur ein Deckmantel ist für die Notenbanken um ein ganz anderes Ziel zu erreichen. Seit wann versucht eigentlich die BoJ mit diesen Bondkäufen und dem Festzurren der 10y Rendite bei 0,1%, den Nikkei ETF Käufen, den USDJPY Manipulationen die Inflation anzukurbeln?

    12:47 Uhr, 03.11. 2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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