Kommentar
09:33 Uhr, 24.10.2017

Inflationsdruck: Yellen will weiter in der Fed mitreden

Das Rennen, wer nächster Fed-Chef wird, ist noch nicht entschieden. Auch Janet Yellen ist noch nicht abgeschrieben. Falls sie nicht Chefin bleibt, gibt es schon Plan B.

Traut man den Wettplattformen, dann hat Yellen keine guten Chancen, Fed-Präsidentin zu bleiben. Die Wahrscheinlichkeiten sprechen derzeit für Jerome Powell oder Kevin Warsh. Doch Yellen dürfte im Fall, dass ein anderer ernannt wird, Vize-Päsidentin werden. Es scheint ihr sehr am Herzen zu liegen, die Normalisierung der Geldpolitik weiter zu begleiten.

Yellen ist zwar als Taube bekannt (pro lockere Geldpolitik), doch inzwischen ist sie zu der Überzeugung gelangt, dass die Inflation kommt und das Potenzial für Preissteigerungen unterschätzt wird. Die letzten Reden hinterlassen gar den Eindruck, dass es ihre letzte große Aufgabe ist, ihre Kollegen davon zu überzeugen, ob nun als Fed-Chefin oder als Vize-Präsidentin.

Persönlich teile ich ihre Einschätzung. Hinter den Kulissen baut sich Inflationsdruck auf. Dieser kann verschwinden, wenn sich z.B. Chinas Wachstum plötzlich und deutlich abschwächt. Unter der Annahme, dass alles so bleibt wie es ist, muss man mit steigender Inflation rechnen.

Da ist zum einen die Stabilität der Rohstoffpreise zu nennen. Gerade niedrige Ölpreise haben zu einer ungewöhnlich tiefen Inflationsrate geführt. Dieser vorübergehende Faktor verliert immer mehr an Bedeutung. Zum anderen sind Lohnsteigerungen zu erwarten. Der Zusammenhang aus Arbeitslosigkeit und Inflation (Phillips Kurve) schien aufgehoben, doch ganz langsam deutet sich eine Trendwende an. Ab Mitte 2018 ist mit höherem Lohnzuwachs zu rechnen.

Nun fällt auch noch ein letzter Puzzlestein an seinen korrekten Platz. Die Geldumlaufgeschwindigkeit beginnt sich langsam zu normalisieren. Grafik 1 zeigt die Veränderung der Geldumlaufgeschwindigkeit und die Kerninflation. Tendenziell verlaufen beide parallel.

Die Veränderungsrate ist immer noch negativ. Die Umlaufgeschwindigkeit hat sich also noch nicht erhöht. Das ist auch nicht notwendig. Die Geldmenge wächst sehr viel schneller (Grafik 2). Die sinkende Umlaufgeschwindigkeit muss man im Kontext der Geldmengenausweitung sehen. Solange die Geschwindigkeit weniger zurückgeht als die Geldmenge wächst, haben wir real eine höhere Umlaufgeschwindigkeit.

Inflation ist zwar kein monetäres Phänomen, aber Veränderungen der Umlaufgeschwindigkeit sind Ausdruck von mehr Dynamik und Nachfrage. Letzteres bestimmt die Inflation. Man kann also durchaus sagen, dass die Geldmenge und deren Umlaufgeschwindigkeit positive Signale senden.

Zusammengefasst sinkt die Arbeitslosigkeit, die Nachfrage steigt und vorübergehende Faktoren wie niedrige Rohstoffpreise fallen weg. Wenn jetzt keine Inflation kommt, dann wird sie vermutlich niemals zurückkehren.

Clemens Schmale

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7 Kommentare

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  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

    Woher kommt nur das hartnäckige Gerücht, Inflation sei kein monetäres Problem? Schon der Wortstamm sagt etwas anderes: Inflation kommt von inflare = aufblasen. Aufgeblasen wird die Geldmenge. Mehr dazu in den beiden folgenden Beiträgen:

    http://www.inflation-deutschland.de/inflationsursa...

    http://www.gevestor.de/details/gruende-fuer-inflat...

    13:28 Uhr, 24.10. 2017
    1 Antwort anzeigen
  • thomas84
    thomas84

    23340

    12:48 Uhr, 24.10. 2017
  • thomas84
    thomas84

    ziel US 30 für mich heute ca 23110 ohne über 22340 groß zu kommen

    12:48 Uhr, 24.10. 2017
  • thomas84
    thomas84

    die Geldpolitik wird den Carsh herbeirufen, erstes Achtungszeichen wenn US 30 bis Freitag unter 21750 stehen sollte, dazu müssten wir heute aber erstmal Richtung 22990 kommen hmmm

    11:50 Uhr, 24.10. 2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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