Kommentar
12:02 Uhr, 24.07.2025

Die beste Wahl für Powells Nachfolger

Wer auf Trumps Liste an möglichen Nachfolgern steht, ist mehr oder weniger bekannt. Der beste Kandidat wird wohl aber nicht als Nachfolger benannt. Das ändert nichts an der Tatsache, dass er Recht hat.

Der Offenmarktausschuss der Fed, der die Zinsen festlegt, hat 19 Mitglieder. Von diesen 19 Personen sind nur zwölf stimmberechtigt. Acht Mitglieder sind festgeschrieben, vier wechseln sich ab. Wer auch immer Powells Nachfolger wird, kann die Zinsen nicht im Alleingang senken. Die Stimme der Notenbankpräsidenten hat zwar viel Gewicht, doch der Notenbankchef kann den anderen 11 Stimmberechtigten nicht diktieren, wie sie sich entscheiden sollen.

Der Notenbank wird oft vorgeworfen, dass es wenige abweichende Meinungen gibt. Es kommt selten vor, dass der Zinsentscheid nicht einstimmig ausfällt. Das bedeutet allerdings nicht, dass es keine Meinungsverschiedenheiten gibt. Eine solche gibt es derzeit. Zwei Notenbanker, Waller und Bowman, sprechen sich für Zinssenkungen im Juli aus.

Bowman ist in ihrer Begründung vage. Waller hingegen hat eine klare Linie. Zum einen geht er nicht davon aus, dass Zölle die Inflation nachhaltig ansteigen lassen. Zum anderen sieht er den Arbeitsmarkt schwächer als die anderen Notenbanker.

Dass Zölle keinen nachhaltigen Effekt haben, klingt wie die Linie Trumps. Die Begründung ist allerdings eine andere. Gerade weil Zölle negativ auf das Wachstum und den Arbeitsmarkt wirken, sollte es nur zu einem einmaligen Effekt kommen. Die Eintrübung des Wachstums wirkt den Zöllen entgegen. Das ist zwischen den Zeilen ein vernichtendes Urteil für die Politik der Regierung.

Die Notenbank soll keine Politik machen, sondern ihr Mandat erfüllen. Dazu gehört Vollbeschäftigung. Der Arbeitsmarkt scheint noch robust. Waller hat eine andere Meinung. Er erkennt im Arbeitsmarkt mehr Schwäche als es die meisten wahrhaben wollen. Ein Großteil der neu geschaffenen Stellen werden nicht mehr im Privatsektor geschaffen, sondern vom staatlichen Sektor.

Seit 2022 gibt es dieses Phänomen. Die Privatwirtschaft nimmt an Bedeutung ab. Waren 2022 noch 85,51 % aller Beschäftigten im Privatsektor angestellt, sind es jetzt nur noch 85,16 %. Das klingt nach einer kleinen Veränderung, betrifft aber 550.000 Jobs (Grafik 1).

Immer dann, wenn der staatliche Sektor schneller wächst als der private, folgte eine Rezession mit wenig Verzögerung. Der Trend der letzten Monate lässt vermuten, dass sich die USA sehr ungünstig entwickeln. Von der Verzerrung während der Pandemie abgesehen, hat ein Trend begonnen, der jeden nervös machen sollte (Grafik 2).

Waller sieht dies, andere nicht. Es gibt keine Garantie, dass Waller Recht haben wird. Das Risiko für den Arbeitsmarkt ist aber real. Waller will aus den richtigen Gründen Zinssenkungen. Damit ist er der einzige richtige Kandidat.

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5 Kommentare

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  • Sascha Huber
    Sascha Huber Experte für Kryptowährungen

    Ob Waller jetzt der richtige Nachfolger für Powell ist oder nicht, sei dahingestellt. Mit seinen Einschätzungen liegt er aber, auch meines Erachtens, richtig - und viel besser als der Rest. Das sollte man anerkennen. Ob diese Anerkennung jedoch durch den Job als Fed-Chef erfolgen wird?! Ich denke eher nicht.

    16:44 Uhr, 24.07.
  • masi123
    masi123

    Schon verwunderlich die Zahlen, nach dem Kettensägeneinsatz. Kann es vielleicht sein, dass derzeit mehr Beschäftigte in Rente gehen, was sich im weit größeren Privatsektor stärker auswirkt, es also auch eine Frage der Demografie ist?

    12:27 Uhr, 24.07.
    2 Antworten anzeigen
  • Dannnn
    Dannnn

    Aha.

    12:27 Uhr, 24.07.