Kommentar
11:11 Uhr, 21.09.2017

Wo die Inflation herkommt

Über Inflation machen sich derzeit die wenigsten Sorgen. Das mag zwar in diesem Moment gerechtfertigt sein, doch langfristig wird Inflation ein Problem bleiben.

Inzwischen gehen nicht wenige Ökonomen davon aus, dass Inflation nie wieder zum Problem wird. Gründe dafür gibt es. Da ist zum einen eine im Durchschnitt immer älter werdende Gesellschaft und zum anderen ein globaler Arbeitsmarkt, der die Kosten niedrig hält.

Eine älter werdende Gesellschaft zeichnet sich dadurch aus, dass die jüngeren Generationen mehr sparen müssen und dadurch weniger konsumieren. Diese Ersparnisse werden im Alter zwar wieder aufgebraucht, doch immer langsamer. Unterm Strich sinkt das Konsumwachstum.

Ein wichtiger Faktor für die Inflation ist der Preis von Arbeit. Jedes Produkt muss hergestellt werden und Arbeit kostet. Je mehr Arbeit kostet, desto teurer ist auch das Produkt. Da nun aber die Produktion immer besser und schneller dorthin verlagert werden kann, wo die Kosten niedrig sind, ist dies ein geringerer Kostentreiber als früher.

Arbeit ist ein wichtiger Kostenfaktor, aber nicht der einzige. Jedes Produkt, welches wir kaufen, kommt ja auch irgendwo her. Es kommt von Feldern, aus Minen oder aus dem Stall. Wer das nächste Mal einkaufen geht, muss nur betrachten, was im Einkaufswagen liegt. Es sind Rohstoffe. Diese Rohstoffe sind zwar verarbeitet – man kauft ja nicht ein Büschel Getreide, sondern Brot – doch am Ende sind es die verarbeiteten Rohmaterialien.

Diese Rohmaterialien haben es in sich. Die Grafik zeigt die derzeitige Marktgröße für Rohstoffe. Dabei handelt es sich um die Preise, die im unverarbeiteten Zustand gezahlt werden müssen. Bei Öl sind das global derzeit etwas über 1,7 Billionen Dollar. Als Benzin sind es dann schon 2,3 Billionen Dollar. An der Zapfsäule sind es 8,3 Billionen Dollar, wenn man unsere Preise zugrunde legt.

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In diesem gigantischen Aufschlag, der aus 2,3 gleich 8,3 Billionen werden lässt, sind viele Steuern enthalten. Lässt man diese unberücksichtigt, zahlt der Endkonsument in etwa das Doppelte des Produktionspreises. Das entspricht für alle Rohstoffe zusammen einem Betrag von 20 Billionen weltweit. Das sind 28 % der globalen Wirtschaftsleistung.

Kurz gesagt: wenn Rohstoffpreise steigen, dann wird es teuer. Rohstoffe sind der bestimmende Faktor für Inflation. Die Rohstoffpreise orientieren sich an Angebot und Nachfrage. Die Nachfrage steigt weniger schnell als früher (Demographie usw.), doch das Grundprinzip hat sich nicht geändert. Wird das Angebot im Vergleich zur Nachfrage knapp, ist es vollkommen egal, ob die Gesellschaft heute im Durchschnitt älter ist als noch vor einigen Jahrzehnten.

Das Angebot von Rohstoffen folgt einem Investitionszyklus. Sind die Preise hoch, wird viel investiert. Werden die zusätzlichen Produktionskapazitäten erst einmal aktiviert, kommt es zu einem Überangebot wie bei Öl seit Ende 2014. Die Preise sinken, es wird weniger investiert und nach einigen Jahren wird das Angebot plötzlich knapp. Die Preise steigen wieder.

Wann das das nächste Mal der Fall ist, weiß keiner. Es ist aber vollkommen illusorisch anzunehmen, dass sich das Gesetz von Angebot und Nachfrage geändert hat. Es gilt immer noch. Es wird daher auch wieder einmal zu höherer Inflation kommen.

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7 Kommentare

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  • future02
    future02

    Hallo Herr Schmale, waere es nicht an der Zeit, eine Rohstoffserie zu starten? Rohstoffe (einchliesslich Agrarprodukte) sind die Grundlage unserer Wirtschaft und unseres Lebens. Themen wie Vorkommen, Exploration, Verteilug, Verbrauch, Knappheit, Preisbildung, Geiopolitik bezogen auf die einzelnen Rohstoffklassen sind - mit Ausnahme von Rohoel - unterbelichtet, obwohl sie der bestimmende Faktor fuer Wirtschaft und Gesellschaft sind. Ihre umsichtigen und fundierten Analysen koennten hier helfen dieses Makrothema besser zu beleuchten

    14:18 Uhr, 23.09.2017
    1 Antwort anzeigen
  • Löwe30
    Löwe30

    "Rohstoffe sind der bestimmende Faktor für Inflation.

    Das stimmt nicht!

    Begründung:

    Solange die Geldmenge gleich bleibt kann es nicht zu einer Inflation kommen. Denn wenn die Menschen mehr für Öl ausgeben müssen, können sie bei gleicher Geldmenge weniger für andere Güter ausgeben. Insgesamt - über alle Preise - bleibt das Preisniveau gleich. Es gibt also auch keine Inflation.

    Wenn es ein Überangebot bei Öl gibt und daher für Öl die Preise fallen, können die Konsumenten mehr Geld für andere Güter ausgeben. Dort führt dann Angebot und Nachfrage zu steigenden Preisen. Das allgemeine Preisniveau wird dadurch nicht verändert.

    Inflation ist und bleibt ein monetäres Problem. Nur wenn die Geldmenge steigt, weil Zentralbanken sie ausweiten oder nicht investierte Spareinlagen verringert werden, kann es zur Inflation kommen.

    14:28 Uhr, 21.09.2017
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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