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21:25 Uhr, 04.05.2022

US-Notenbank erhöht Leitzins um 50 Basispunkte

Der Leitzins dürfte auch bei den kommenden Zinsentscheiden um jeweils 50 Basispunkte angehoben werden, deutete Fed-Chef Jerome Powell auf der Pressekonferenz an. Zinserhöhungen um 75 Basispunkte soll es hingegen nicht geben. Die Wall Street reagierte mit kräftigen Kursgewinnen auf die Aussagen.

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Hinweis: Updates von der Pressekonferenz mit Fed-Chef Jerome Powell finden Sie weiter unten in diesem Artikel.

Die US-Notenbank reagiert auf die hohe Inflation wie erwartet mit einer kräftigen Zinserhöhung. Der Leitzins steigt um 50 Basispunkte und liegt künftig in einer Spanne zwischen 0,75 und 1,00 Prozent, wie der Offenmarktausschuss (FOMC) der Fed am Abend im Rahmen seines Zinsentscheids mitteilte. Auch bei den kommenden Meetings dürfte der Leitzins um jeweils 50 Basispunkte angehoben werden, deutete Fed-Chef Jerome Powell auf der Pressekonferenz an (siehe unten). Zinserhöhungen um 75 Basispunkte, über die zuletzt spekuliert worden war, soll es hingegen nicht geben. Die US-Notenbank hat den Leitzins bereits seit 22 Jahren nicht mehr um 50 Basispunkte (also 0,5 Prozentpunkte) im Rahmen eines Zinsentscheids angehoben, sondern jeweils nur um 25 Basispunkte. Eine Zinserhöhung um 50 Basispunkte war allerdings bereits erwartet worden, nachdem Fed-Chef Jerome Powell und andere FOMC-Mitglieder dies in den vergangenen Wochen selbst angedeutet hatten.

Die Fed erwartet, dass weitere Zinserhöhungen voraussichtlich angemessen sein werden, heißt es im Statement zum Zinsentscheid. Bei einer angemessenen Straffung dürfte das Inflationsziel wieder erreicht werden. Die Finanzmärkte rechnen damit, dass die US-Notenbank bis Jahresende den Leitzins sehr aggressiv bis in einen Bereich von rund drei Prozent anheben wird.

Die US-Notenbank kündigte im Rahmen des Zinsentscheids außerdem an, mit der Verkleinerung der aufgeblähten Bilanzsumme am 1. Juni zu beginnen. Bis August soll die Bilanzsumme um monatlich bis zu 47,5 Milliarden Dollar schrumpfen, ab September soll die Bilanzsumme dann mit einem Tempo von bis zu 95 Milliarden Dollar pro Monat abnehmen, indem Erträge aus fälligen Staatsanleihen im Volumen von bis zu 60 Milliarden Dollar pro Monat sowie aus Hypothekenpapieren im Volumen von bis zu 35 Milliarden Dollar nicht mehr reinvestiert werden. Die Entscheidungen der Notenbank zum Leitzins und zur Reduzierung der Bilanzsumme fielen einstimmig.

Durch ihren Aufkauf von Staatsanleihen und Hypothekenpapieren sowie weitere Maßnahmen hatte die US-Notenbank nach der Finanzkrise sowie nach dem Corona-Crash vierstellige Milliardenbeträge in die Finanzmärkte gepumpt und damit gleichzeitig ihre Bilanzsumme auf rund 8,9 Billionen US-Dollar (8.500 Milliarden Dollar) aufgebläht. Allein seit März 2020 hat sich die Bilanzsumme ungefähr verdoppelt.

Vielen Kritikern zufolge reagiert die Notenbank mit ihren Zinserhöhungen zu spät auf die deutlich gestiegene Inflation und muss deshalb den Leitzins nun schneller als gewöhnlich anheben. Im März hatte die Inflationsrate in den USA 8,5 Prozent betragen, was dem höchsten Stand seit rund 40 Jahren entspricht. Eigentlich strebt die Notenbank eine Inflationsrate von mittelfristig zwei Prozent an.

Durch die höheren Zinsen wird es für die Banken und indirekt auch andere Wirtschaftsteilnehmer teurer, sich Geld zu leihen, was die wirtschaftliche Aktivität abbremst und damit eine Überhitzung der Wirtschaft verhindert. Während das kurzfristige Zinsniveau direkt von der Notenbank gesteuert wird, hängt das längerfristige Zinsniveau vor allem von den Wachstums- und Inflationserwartungen des Anleihenmarktes ab.

Updates von der Pressekonferenz: Bei einer wie erwartet ausfallenden Entwicklung werde der Leitzins auch bei den kommenden Zinsentscheiden um jeweils 50 Basispunkte angehoben, sagte Powell auf der Pressekonferenz. Man denke nicht über Zinserhöhungen um 75 Basispunkte nach. Man werde die Zinsen in Richtung eines normalen Niveaus bewegen. Eine höher als erwartet ausfallende Inflation sei auch in der Zukunft möglich.

Fed-Chef Jerome Powell betonte, dass die Inflation viel zu hoch sei und für viele Amerikaner zu einer wirtschaftlichen Notlage führe. Man arbeite daran, die Inflation "schnell" zu reduzieren. Es sei auch für einen starken Arbeitsmarkt entscheidend, dass die hohe Inflation reduziert werde.

Es gebe eine gute Chance für eine "sanfte" oder "relativ sanfte" Landung der US-Wirtschaft, sagte Powell. Die US-Wirtschaft sei in einer starken Verfassung und könne deshalb auch eine straffere Geldpolitik verkraften. Allerdings werde es nicht einfach werden. Es gebe eine gute Chance, die Inflation zu reduzieren, ohne eine Rezession auszulösen. Man werde versuchen, dies zu erreichen. Schwierigkeiten könnten sich laut Powell aber daraus ergeben, dass man keine Präzisionsinstrumente zur Verfügung habe.

Die Pressekonferenz findet zum ersten Mal seit zwei Jahren wieder als Präsenzveranstaltung statt und kann wie gewohnt live bei Youtube verfolgt werden.

Marktreaktionen: Die Aktienmärkte reagierten mit deutlichen Kursgewinnen, nachdem Fed-Chef Jerome Powell auf der Pressekonferenz sagte, dass man nicht über Zinserhöhungen von 75 Basispunkten nachdenke und der Leitzins bei den kommenden Zinsentscheiden wahrscheinlich ebenfalls jeweils um 50 Basispunkte steigen dürfte. Auch das Währungspaar EUR/USD und der Goldpreis legten zu. Die Zinsen im mittleren Laufzeitenbereich sanken deutlich.

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Über den Experten

Oliver Baron
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Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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