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14:41 Uhr, 27.01.2021

US-Fracker kämpfen ums Überleben

Viele US-Ölfirmen stehen vor dem Abgrund, trotz der gestiegenen Ölpreise. Die Branche ist einfach nicht kreditwürdig, Geldgeber wenden sich ab.

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  • WTI Öl
    ISIN: XC0007924514Kopiert
    Kursstand: 52,49000 $/bbl. (FXCM) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

New York (Godmode-Trader.de) - Der US-Ölpreis hat sich über der Marke von 50 Dollar je Barrel etabliert, auch wenn es zur Wochenmitte etwas abwärts geht. Für die gebeutelte US-Ölindustrie hat sich die Lage mit dem Preisanstieg zwar aufgehellt. Dennoch sind längst nicht alle Schwierigkeiten vom Tisch.

So besteht weiterhin die Gefahr von Kreditausfällen. Fitch Ratings warnte in einem aktuellen Update vor dem anhaltenden Risiko von Kreditausfällen, insbesondere in der Öl- und Gasindustrie, wie die Financial Times berichtete. Letztes Jahr meldeten mehrere Dutzend Öl- und Gasfirmen in den USA wegen teils exorbitant hoher Verschuldung Insolvenz an. Für dieses Jahr erwartet Fitch zwar eine gewisse Entspannung, dennoch soll der Öl- und Gassektor immer noch das Schlusslicht unter allen Branchen mit Blick auf Kreditausfälle bilden.

Rystad Energy warnte jüngst, dass die Pleitewelle, die die US-Frackingindustrie heimgesucht hat, in diesem Jahr zu einem Produktionsausfall in Höhe von 200.000 Barrel pro Tag führen wird. Dies ist gut für die Preise und damit für andere Produzenten. Allerdings hat die Aussicht auf weitere Ausfälle auch negative Folgen für diejenigen, die am Markt bleiben. „Niedrige Rohölpreise in Verbindung mit einem holprigen Zugang zum Kapitalmarkt werden wahrscheinlich viele der kleineren Ölproduzenten im Jahr 2021 behindern", zitierte die Financial Times den Fitch Finance Senior Director Eric Rosenthal.

Der zweite Teil der Aussage ist der entscheidende. Der Zugang zu frischem Kapital wird für die Branchenfirmen immer beschwerlicher. Banken wenden sich beim Thema Kreditvergabe gerne ab, Geschäfte mit der Öl- und Gasindustrie in den USA sind geradezu verpönt.

Die Nachfrage nach Öl und Gas wird wahrscheinlich länger als erwartet schwach aufgestellt bleiben, da sowohl Europa als auch die Vereinigten Staaten bei ihren Impfkampagnen teils weit den ursprünglichen Plänen hinterherhinken. Das bedeutet, dass die Corona-Restriktionen länger in Kraft bleiben dürften, was weiterhin die Industriebereiche beeinträchtigen wird, die mit den größten Teil der Ölnachfrage ausmachen: die Transportbranche.

Nur wenige US-Produzenten haben die Mittel, den coronabedingten Abschwung zu überleben, eine Verknappung des Angebots könnte die Folge sein. In den ersten 11 Monaten 2020 haben nach Informationen von oilprice insgesamt 43 Explorations- und Produktionsunternehmen und 54 Ölfelddienstleister in den USA Insolvenzschutz nach Chapter 11 beantragt. Einige dürften daraus gestärkt hervorgehen. Die meisten andern aber werden wahrscheinlich den Betrieb einstellen und Bohrlöcher schließen, wodurch Tausende Barrel an täglicher Produktion vom Markt genommen werden. Das knappere Angebot wird letztendlich den Überlebenden zugute kommen. Wie sehr sie davon profitieren werden, hängt jedoch von der weiteren Entwicklung der Nachfrage ab.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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