Kommentar
14:06 Uhr, 20.07.2020

US-Banken ein Kauf?

Niedrigzinsen, Wirtschaftskrise, Bankrottwellen – sind da Bankaktien wirklich eine gute Wahl? Sie sind eine bessere Wahl als viele glauben.

Erwähnte Instrumente

  • Bank of America Corp. - WKN: 858388 - ISIN: US0605051046 - Kurs: 23,220 $ (NYSE)
  • The Goldman Sachs Group Inc. - WKN: 920332 - ISIN: US38141G1040 - Kurs: 211,410 $ (NYSE)
  • JPMorgan Chase & Co. - WKN: 850628 - ISIN: US46625H1005 - Kurs: 98,160 $ (NYSE)
  • Citigroup Inc. - WKN: A1H92V - ISIN: US1729674242 - Kurs: 50,220 $ (NYSE)

Gegenüber dem breiten Markt haben Bankaktien in den USA zuletzt nicht gut abgeschnitten. Während der Markt an die bisherigen Hochs heranläuft, stehen Bankaktien noch ein Drittel unter diesen Hochs. Underperformance hat für gewöhnlich einen guten Grund.b Bei Banken muss man nicht lange nach Gründen suchen. Die Wirtschaftskrise sorgt dafür, dass viele Privatkunden ihren Job verlieren und Unternehmen ihre Kredite nicht mehr bedienen können. Entsprechend steigen die Abschreibungen auf vergebene Kredite und die Vorsorge, die Banken treffen müssen. Bereits im ersten Quartal stiegen die Reserven für problematische Kredite auf fast 200 Mrd. an. Gemessen an dem, was Großbanken in ihren Quartalsergebnissen jetzt vorgelegt haben, ist die Vorsorge per Ende Q2 auf ca. 280 Mrd. gestiegen. Banken haben so schon jetzt höhere Reserven als 2008. Bemerkenswert ist dabei, dass sie trotzdem noch Gewinn schreiben.

Man kann sich eigentlich kaum vorstellen, dass die aktuelle Krise für Banken schlimmer wird als die Finanzkrise. Dennoch legen sie große Sicherheitspolster an. Ist das Schlimmste dann erst vorbei, können sie ihre Gewinne durch Auflösung der Reserven aufpeppen.

Risikovorsorge ist natürlich nur ein Aspekt. Ein anderer ist die Zinsmarge. Diese sinkt, wenn die Zinsen sinken. Zinsen haben in den USA ein neues Tief erreicht. Bis das voll in die Zinsmarge übertragen ist, dauert es einige Quartale. Dennoch ist schon jetzt klar, dass die Margen sinken werden. Das taten sie bereits in den Jahren nach der Finanzkrise (Grafik 3).


Aus dem traditionellen Kreditgeschäft kommen immer geringere Erträge. Das spricht gegen Bankaktien als Anlage. Im Gegensatz zu europäischen Banken haben US-Banken, vor allem die Großbanken, eine bessere Diversifikation. 40 % der Erträge der Branche kommen aus dem Nicht-Kreditgeschäft (Grafik 4).

Diese Erträge retten gerade den Gewinn. Das Kreditgeschäft ist wegen der hohen Kreditvorsorge derzeit bestenfalls ein Nullgeschäft. Dafür kommen aus anderen Geschäftszweigen nach wie vor hohe Erträge. Auf Basis der bisher gemeldeten Quartalszahlen können Anleger davon ausgehen, dass das Ertragstief erreicht ist.

Vor Beginn der Krise verdienten US-Banken mehr als 50 Mrd. in jedem Quartal (Grafik 5). Wie schnell diese Rekordwerte wieder erreicht werden kann niemand mit Sicherheit sagen. Die Vorsorge, die Banken derzeit treffen, fällt im Vergleich zur Finanzkrise üppig aus. Das lässt hoffen, dass sich die Zahlen bald wieder besser entwickeln und zukünftig Reserven aufgelöst werden können. Das steigert die Gewinne dann erheblich.


Niedrige Zinsen verderben die langfristigen Aussichten ein wenig. Das ist bereits eingepreist. Anleger preisen sogar eine düsterere Zukunft ein als sich derzeit abzeichnet. Für eine kurz- bis mittelfristige Spekulation auf einen Rebound eignet sich der Sektor gut. Für ein Ewigkeitsinvestment taugt der Sektor hingegen nicht. Dafür stimmt das langfristige Zinsumfeld einfach nicht.

Clemens Schmale


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  • Aus meiner Sicht
    Aus meiner Sicht

    Welche Auswirkungen könnte eine von der Financial Times "..- befürchtete neue lateinamerikanische Schuldenkrise" auf Bankaktien in den USA haben?

    19:19 Uhr, 21.07.2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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