Kommentar
07:00 Uhr, 14.04.2010

Uran vor einem Comeback ?

Mit den Herstellern von Uran hatten wir uns im Antizyklischen Börsenbrief schon öfter befasst. Das Thema ist grundsätzlich natürlich etwas heikel und nicht jeder mag hier investieren. Doch nach der Pleite auf dem Weltklimagipfel im vergangenen Jahr in Kopenhagen dürfte an der Uranproduktion für die Energieerzeugung bis auf Weiteres kein Weg vorbei führen. Auch aktuelle Pläne in den USA könnten den Aktien der Uran-Hersteller zu einem Comeback verhelfen.

US-Präsident Barack Obama will den Bau neuer Atomkraftwerke mit über acht Milliarden US-Dollar fördern. Damit würden in den USA erstmals seit fast drei Jahrzehnten wieder neue Atomkraftwerke gebaut. Doch damit nicht genug: Mit dem Ziel, eine neue Generation sauberer Atomkraftwerke in den USA zu schaffen, sollen die staatlichen Zuschüsse in den kommenden Jahren verdreifacht werden. Bislang dominiert in den Vereinigten Staaten die wenig umweltfreundliche Energiegewinnung aus Steinkohle.
Neueste Umfragen in den USA und in Australien belegen eine steigende Unterstützung für die Atomkraft. Während in den USA 48 Prozent der Bevölkerung für den Bau neuer Kernkraftanlagen sind, wünschen sich 50 Prozent der Australier Atomenergie, vor allem um Treibhausgase einzusparen.

Auch China will in den kommenden zehn Jahren 20 neue Kraftwerke ans Netz bringen. Die Internationale Atomenergieorganisation IAEO schätzt, dass der Uranbedarf von heute rund 65.000 Tonnen pro Jahr auf mindestens 93.000 Tonnen im Jahr 2030 ansteigen wird.
Die jüngsten Äußerungen des US-Präsidenten haben auch mit dem Desaster von Kopenhagen zu tun: Mit dem Ziel, die Folgen des Klimawandels gemeinsam zu bekämpfen, waren die Regierungschefs zusammengekommen. Herausgekommen ist nichts, abgesehen von einigen schwammigen Finanzzusagen der Industrieländer an die aufstrebenden Regionen.

Der jetzt wieder ins Auge gefasste Ausbau der Kernenergie in den USA ist auch eine Antwort auf das Scheitern des Klimagipfels. Man kann davon ausgehen, dass uns die Energieerzeugung aus Kernkraft noch für viele Jahre begleiten wird – neben dem verstärkten Ausbau alternativer Energieträger wie Windkraft, Sonnenstrom oder Erdwärme.

Nach Angaben der World Nuclear Association (WNA) sind derzeit weltweit 439 Atomkraftwerke in Betrieb. 2008 wurden hier mit rund 372 GW (Gigawatt) rund 16 Prozent des weltweit erzeugten Stroms produziert. Dieser Wert soll laut WNA bis 2030 auf mindestens 602 GW steigen, möglicherweise sogar auf bis zu 1.340 GW, was fast einer Vervierfachung der derzeit erzeugten Strommenge entspricht.
Nach Angaben der WNA verbrauchen die derzeit in Betrieb befindlichen Kernkraftwerke pro Jahr rund 65.000 Tonnen Uran. Dem steht eine Produktion von nicht ganz 44.000 Tonnen gegenüber, die übrigens zu zwei Dritteln aus nur acht Minen kommen.

Die Differenz wird unter anderem durch die Wiederaufbereitung von Brennstäben oder mit dem Uran aus verschrotteten Atombomben abgedeckt. Doch mit dem Bau von derzeit über 50 Kernkraftwerken und der Planung von über 130 weiteren könnte dieses halbwegs funktionierende System aus dem Gleichgewicht geraten. Der Uranpreis könnte deutlich anziehen, weil die Nachfrage das Angebot übersteigt.

Der neueste Atommeiler entsteht aktuell im russischen Kaliningrad. Dort erfolgte jüngst die Grundsteinlegung für zwei Kernreaktoren mit einer Gesamtleistung von 2.300 MW. Die beiden Reaktoren sollen zwischen 2016 und 2018 ans Netz gehen und Kaliningrad unabhängig von ausländischer Energie machen. Überschüssigen Strom will Russland in die Europäische Union exportieren.
Uran wird knapp...

Ein anderes Problem für die Kraftwerksbetreiber ist die Tatsache, dass die Mengen an günstig abbaubarem Uran immer weiter schwinden. Künftig wird der Uranabbau immer aufwendiger werden, was höhere Produktionskosten nach sich ziehen wird. Bisher stammte billiges Uran vor allem auch aus alten Halden oder dem Abrüstungsprogramm Russlands. Doch vor allem letztgenannte Bestände sind so gut wie aufgebraucht.

Im Handelsblatt war kürzlich ein interessanter Artikel zum Thema Uran erschienen:

http://www.handelsblatt.com/technologie/forschung/zukunft-der-rohstoffe-uranmangel-bedroht-atomindustrie;2532194;0
Kürzlich kam der Uran-Preis weiter unter die Räder, der langfristige Marktpreis liegt jedoch weiterhin im Bereich von 60 US-Dollar. Dabei dürfte nach Meinung von Branchenkennern die Marke um 40 US-Dollar je Pfund Uran eine starke Unterstützung bieten. Ein Großteil der Uranproduzenten benötigt diese Preise, um überhaupt Uran abbauen zu können.

Das erkennt man auch sehr schön, wenn man sich den Kursverlauf der vergangenen fünf Jahre ansieht. Nach der rasanten Talfahrt haben sich die Uran-Notierungen beruhigt. Zuletzt hat sich ein dreifacher Boden gebildet. Branchenkenner gehen davon aus, dass sich der Uranpreis wegen der geschilderten Verknappungssituation bis Jahresende auf 75 US-Dollar aufschwingen könnte.

Vor allem Projekte mit niedrigen Urangehalten dürften bei den aktuellen Preisen nicht mehr allzu lange profitabel Uran aus dem Boden holen. Und selbst die als Low-Cost-Production bekannten In-Situ-Recovery-Projekte (ISR) besitzen operative Kosten von circa 35 US-Dollar je Pfund, dürften also ebenso bei einem weiter fallenden Uranpreis an ihre Grenzen stoßen.

Als ISR-Mining wird eine Produktionsmethode bezeichnet, bei der Uran mittels Wasser und / oder anderen Flüssigkeiten direkt aus dem Gestein herausgelöst und an die Oberfläche transportiert wird. Die Vorkommen müssen dabei in gut durchlässigen Sandsteinschichten eingelagert sein.

Unterdessen gehen viele Uran-Produzenten dazu über, weitere Projekte herunterzufahren. Davon sind auch die ganz Großen der Branche betroffen, etwa die französische AREVA. Der Konzern teilte kürzlich mit, dass man den Produktionsstart auf dem Imouraren-Projekt auf 2013 oder 2014 verschieben wird. Bisher ging man von einem Start in 2012 aus. Begründet wurde der Aufschub mit gesunkenen Uran-Preisen.

Das Beispiel zeigt die wachsende Bereitschaft vieler Uran-Hersteller die Produktion bei Preisen unterhalb von 50 US-Dollar je Pfund einzustellen. Zurückgefahrene Uranproduktion und eine steigende Nachfrage durch steigende Reaktor-Zahlen dürften mittelfristig zu einem Angebotsdefizit führen, welches den Uran-Preis antreiben sollte.

Wie wir die Lage jetzt einschätzen und was wir unseren Lesern raten, das lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs, die vor wenigen Tagen erschienen ist.

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Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG, und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de und www.antizyklischer-aktienclub.de

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