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16:35 Uhr, 11.11.2022

UN-Klimakonferenz: die Ziele rücken in weite Ferne

Die weltweiten Flüssiggaspläne lassen das 1,5-Grad-Klimaziel immer unwahrscheinlicher werden. Ein Rückschlag für die Klimaverhandlungen auf der COP27 in Scharm el-Scheich:

Laut einem internationalen Team von Klimaforschern unterminiert der Umstieg vieler Länder auf Flüssiggas (LNG) die vereinbarten Klimaziele. Zu rechnen ist mit einem zusätzlichen Verbrauch von LNG über eine halbe Milliarde Tonnen bis 2030, das über die Meere verschifft und zur Energieerzeugung verbrannt werden soll, sollten die derzeitigen LNG-Pläne weltweit umgesetzt werden.

Weltweit würde die LNG-Kapazität bis 2030 um 235 Prozent gesteigert werden. Dies sei inkompatibel mit dem Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu beschränken, vielmehr sei die Welt auf dem Weg zu einer Erwärmung um 2,7 Grad, so die Forscher, die am Donnerstag auf der COP27 in Scharm el-Scheich den aktuellen Bericht des Climate Action Tracker vorgestellt haben.

Grund ist der Ukrainekrieg und die Ambitionen nach Gasersatz, was in einer entscheidenden Phase des Klimaschutzes zu einer „aggressiven Expansion“ von Flüssiggaskapazitäten führe. „Wir erleben weltweit eine massive Ausweitung der Flüssiggasproduktion und der Importkapazitäten in aller Welt“, so Bill Hare, einer der Wissenschaftler.

Am Ende des Jahrzehnts würde bei Auslastung der Terminals und Gasleitungen doppelt so viel Flüssiggas verbraucht, wie Russland im vergangenen Jahr exportiert hat, befürchtet der Wissenschaftler. Die LNG-Gaskapazitäten dürften dann auf 800 Mio. Tonnen jährlich zunehmen. Daraus folge eine Überversorgung mit fossilem Gas, die am Ende die CO2-Emissionen im Jahr 2030 auf 2 Mrd. Tonnen steigern würde. Das 1,5-Grad-Ziel wäre nachhaltig gefährdet.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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